Paul Simon verkauft die Rechte an seiner Musik Mrs. Robinson gehört jetzt der Sony

Der US-amerikanische Musiker Paul Simon hat seine Lieder an Sony Music Publishing verkauft. Er folgt damit einem aktuellen Trend. Auch andere Künstler wie Bob Dylan und Stevie Nicks von Fleetwood Mac haben die Rechte ihrer Welthits in den vergangenen Jahren abgetreten.

 Paul Simon im Jahr 2018 in New York.

Paul Simon im Jahr 2018 in New York.

Foto: AP/Evan Agostini

Paul Simon hat eine außergewöhnliche Gabe. Alles, was er braucht, ist eine Gitarre und seine Stimme, um den Zuhörer auf eine Reise voller malerischer Melancholie mitzunehmen. Seine Melodien sind eingängig und bleiben sofort im Gedächtnis. Wer einmal den Refrain von „Mrs. Robinson“ gehört hat, summt ihn noch tagelang. Gleichzeitig werden die Lieder nie langweilig. Eine geheimnisvolle Aura umgibt sie, lädt dazu ein, immer wieder in die Klangwelt einzutauchen und alle ihre Facetten zu entdecken. Simons Song-Katalog ist voll von solchen Stücken.

Der selbstkritische Musiker sagte 1974 in einem Interview über sich: „Ich glaube nicht, dass ich großartige Songs geschrieben habe.“ Seine Fans überall auf der Welt sehen das sicher anders. Lieder wie „Sound of Silence“ und „Bridge Over Troubled Water“ wurden zu Welthits, die sich millionenfach verkauften.

Jetzt gehört ihm sein Gesamtwerk, das Kompositionen aus sechs Jahrzehnten umfasst, nicht mehr: Der inzwischen 79-Jährige hat alle Rechte an den Musikverlag Sony Music Publishing abgetreten. Das teilte das Unternehmen nun offiziell mit. Wie viel Simon am Verkauf seines Song-Katalogs verdient, ist nicht bekannt. Günstig dürfte der Deal für Sony aber sicher nicht gewesen sein. Als Stevie Nicks von Fleetwood Mac im vergangenen Jahr ihre Rechte an den Verlag Primary Wave abtrat, erhielt sie dafür 100 Millionen Dollar, umgerechnet etwa 85 Millionen Euro. Auch der Musiker Bob Dylan verkaufte 2020 mehr als 600 seiner Songs. Es wird geschätzt, dass die Plattenfirma Universal etwa 300 Millionen Dollar dafür zahlte.

Doch was bewegt einen Künstler wie Paul Simon dazu, die Rechte an seinen Liedern aus der Hand zu geben? Er verliert dadurch schließlich die komplette Kontrolle über persönliche Kreationen, in die er sicher nicht nur viel Arbeit, sondern auch Herzblut investiert hat. Dass der Musiker finanzielle Probleme hat und deswegen eine Brücke aus Dollarscheinen braucht, die ihm über die Misere hinweghilft, ist nur schwer vorstellbar.

Allein an Lizenzgebühren, die an den Rechteinhaber gezahlt werden, wenn dessen Musik etwa in einem Film oder Werbespot verwendet wird, dürfte Simon in den vergangenen Jahren nicht schlecht verdient haben. Zudem ist zwar die Zahl der CD-Verkäufe seit Jahren rückläufig, aber dafür profitieren berühmte Künstler von hohen Klickzahlen auf den digitalen Musikplattformen. Alleine auf Spotify hören Paul Simons Lieder monatlich über sieben Millionen Menschen. Der Song „You can call me Al“ wurde 340 Millionen Mal angeklickt.

Simon selbst begründet seinen Entschluss in der Ankündigung von Sony Music wie folgt: „Ich habe meine Karriere bei Columbia/Sony Records begonnen, und es ist eine natürliche Erweiterung, auch mit dem Verlagswesen zusammenzuarbeiten.“ Das erklärt zwar, warum der Musiker sich für den Konzern entschied, aber keineswegs, weshalb er bewusst auf die Entscheidungsgewalt über seine Lieder verzichtet. Vielleicht werden seine Beweggründe immer im Dunkeln bleiben.

Klar ist jedoch: Der Trend, dass Musiker die Rechte an ihren Kompositionen abtreten, setzt sich fort. Eine nicht unbedenkliche Entwicklung. Schließlich geht so ein nicht unerhebliches Stück künstlerischer Autonomie verloren. Die Mitglieder von Led Zeppelin sind berühmt dafür, dass sie sehr wählerisch sind, was den Einsatz ihrer Musik in Filmen angeht. Sie wollen selbst entscheiden, wann die Stücke verwendet werden. Paul Simon, Bob Dylan und viele andere haben sich gegen diese Freiheit entschieden.

Jon Platt, der CEO von Sony Music Publishing, spricht zwar davon, dass es eine „unglaubliche Ehre“ sei, jetzt Simons Lieder „vertreten“ zu dürfen, und verspricht damit indirekt, die Kompositionen mit Sorgfalt zu behandeln. Ob sich der Konzern in Zukunft daran hält, wird sich jedoch erst zeigen. Für Sony bedeutet der Kauf der Rechte abseits des künstlerischen Wertes vor allem eins: regelmäßige Einnahmen.

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