Elektronischer Jazz Raumschiff-Musik von Sparkle Division

Der Ambient-Musiker William Basinski („Desintegration Loops“) hat sich mit seinem Studio-Assistenten Preston Wendel zusammengetan. Das gemeinsame Album erscheint unter dem Bandnamen Sparkle Horse und bietet wunderbar verschwurbelten Funk.

 To Feel Embraced

To Feel Embraced

Foto: label

Jazz Eine rätselhafte Platte ist das, das Genre unklar, die Musik ein bisschen wie aus der Zeit gefallen, außerweltlich und unwirklich. Und trotzdem oder vielleicht gerade deswegen fesselt sie, bringt einen dazu, immer wieder zu ihr zurückzukehren, noch einmal und nochmal hinzuhören.

„To Feel Embraced“ heißt das Album, die Gruppe Sprakle Division hat es veröffentlicht. Dahinter verbergen sich William Basinski und Preston Wendel aus Los Angeles. Basinski könnte einigen ein Begriff sein; er hat sich einen Namen gemacht als Komponist von Ambient-Musik, und als sein Meisterwerk gelten die auf fünf CDs gewundenen „Desintegration Loops“. Die wurden vom 11. September angeregt, Basinski hat lange Stücke gebaut aus alten Tonbändern, die sich beim Abspielen im Gerät auflösten – ein unheimliches, eindringliches Werk.

Bei Sparkle Division ist die Stimmung ausgelassener, und deshalb lag dieses Album lange im Archiv. Basinski und Wendel haben es zu großen Teilen bereits 2016 eingespielt, aber sie fanden es zu happy für diese unhappy Zeit. Sie dachten vor allem an Trump, dann kam Corona hinzu, und da fanden sie: Ist jetzt auch egal.

„To Feel Embraced“ versammelt hauptsächlich instrumentale Kompositionen, nur manchmal tritt die britische Sängerin Xeli Grana hinzu und flüsterspricht ein wenig. Das ist freier Jazz, Dub und Exotika, Elektronik und Disco. Preston Wendel legt das Saxophon von Willliam Basinski oft in Schleifen, und der Hörer wird davon eingewickelt, es ist wunderbar.

Manchmal hört sich das an wie Calypso auf Beruhigungsmitteln, immer geht es funky zu, manchmal heiter, und „Oh, Henry!“ ist eine Verbeugung vor dem im April gestorbenen Jazz-Bassisten Henry Grimes, der hier noch einen Auftritt hat.

Man muss sich einlassen auf diese freie Musik. Sie klingt, als werde sie auf einem Raumschiff gespielt, das schon seit den 1960er Jahren auf dem Weg in die Zukunft ist und kurz mal auf der Erde zwischenlandet. Philipp Holstein

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