Ex-The Smiths-Gitarrist im Kölner „Gloria-Theater“ Johnny Marr - der Mann mit der Gitarre

Köln · Früher war er Gitarrist der Kult-Band „The Smiths“, nun ist Johnny Marr solo unterwegs. Im Gloria-Theater in Köln faszinierte der 55-Jährige mit starken eigenen Songs und einer emotionalen Hommage an die eigene Vergangenheit.

Die Liebesbeziehung begann, als Johnny Marr noch ein Kind war. Er verliebte sich in die Gitarre, oder besser: in ihren Sound. Heute ist Marr, der als John Martin Maher in Manchester geboren wurde, 55 Jahre alt und ein Virtuose an der Gitarre. Davon konnten sich seine Fans bei seinem Konzert im ausverkauften Gloria-Theater in Köln überzeugen. Es war ein Abend mit starken Eigenkreationen Marrs und vielen Reminiszenzen an jene Band, deren Seele sein Gitarrenspiel ebenso war wie die Stimme des Sängers Morrissey: The Smiths, die es nur von 1982 bis 1987 gab.

Während sich der exzentrische Morrissey selbst zur Ikone stilisiert hat, ist Marr ganz bei sich geblieben. Er hat einen lyrisch-rauhen Charme, und so sind auch seine Songs, aus denen er drei Solo-Alben gemacht hat. „Call the Comet“ heißt das neueste, es war mit vielen Stücken im Gloria vertreten. Marr setzte auf Einfachheit: Ein schwarzer Vorhang war das Bühnenbild, er kam wortlos auf die Bühne und spielte einfach los. Drei Songs vergingen, bevor er Köln begrüßte. Marr kann die Pose, doch er braucht sie nicht. Er ist Musiker und die Musik war das Zentrum des Abends, seine Musik, von heute und gestern.

Der Mann mit der Gitarre begann rasend schnell, schon der zweite Song war einer aus dem Repertoire der Smiths: „Bigmouth strikes again“. Marr interpretiert die alten Stücke gesanglich anders als Morrissey, kräftger, weniger schmachtend, vor allem ist er schneller. Marr ist klasse am Mikrofon, doch weltklasse ist er, wenn er vorn an den Bühnenrand tritt, allein mit der Gitarre und alles aus dem Instrument herausholt, was es hergibt: mal verspielt, mal psychedelisch, mal jammig. Wenn Marr dann die Augen schließt, seinen schmalen Körper zurückbiegt und seine Finger über die Saiten tanzen lässt, ist die Welt seine Gitarre und ihr Zentrum die Liebe zu seinem Instrument.

Seine neuen Songs sind heiter bis nachdenklich, rockig natürlich. Aber sie haben auch elektronische Momente, auch das kann Marr, der sich nach den Smiths in vielen Projekten tummelte wie „The The“, „The Pretenders“ oder „Modest Mouse“ und zum Soundtrack des Films „Inception“ den Gitarrenpart beisteuerte. Die Smiths-Songs indes sind Hymnen, und Marr zelebrierte die Hommage an die eigene Vergangenheit: Mit dem hämmernden „How soon is now“ verabschiedete er sich in die Zugabe, hier gab es dann das wunderbare „There is a Light that never goes out“ - da überließ er einige Gesangparts dem Publikum. Es war der emotionale Höhepunkt des Abends. Der endete mit „You just haven’t earned it yet, Baby“. Marr ließ ein fasziniertes Publikum zurück. „Nice Job, Cologne“, rief er, bevor er später auf dem Weg in den Tour-Bus noch in aller Ruhe Autogramme schrieb und für Selfies posierte. Great Job, Mr. Marr!

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