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Düsseldorf Kylie Minogue – der gute Geist im Königreich des Pop

Düsseldorf · Kylie Minogue ist immer dann am besten, wenn sie an der Schnur eines Liedchens geführt durch den Park tanzt. Und deshalb ist es schön, dass sie nun mit Pharrell Williams zusammengearbeitet hat. Den darf man getrost König Midas nennen: Was er anfasst, wird zu Gold, und so auch der Song "I Was Gonna Cancel", den er der Australierin auf den Leib geschneidert hat. Er klingt ein bisschen wie "Get Lucky" von Daft Punk, beim Hören denkt man an Sommerfrische, Gummiboote und Kaugummi-Automaten, und allein deswegen lohnt sich das Aufstehen am Morgen.

Kylie Minogue liebt das Partyleben
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Vom Rest des neuen Albums "Kiss Me Once" kann man das indes nicht behaupten. Es ist das übliche Problem: Zu viele Köche verderben den Brei. Kylie Minogue schreibt nie etwas selbst, sie lässt andere für sich arbeiten. Im Grunde geht sie wie ein Formel-1-Fahrer vor: Vor jedem Song legt sie einen Boxenstopp ein, lässt sich die Singstimme neu bereifen und frische Klangoutfits anpassen. Für ihr Album "Aphrodite" aus dem Jahr 2010 lieferten 27 Songwriter zu. Hier sind es ein paar weniger, aber immer noch mehr als genug. Mancher Produzent geht arg ambitioniert vor und lässt Kylie Minogue auf zerklüfteten Dubstep-Beats herumspringen, was aber gar nicht zu ihr passt. Die anderen stellen einfach den Song mit Effekten voll und sehen dann zu, wie sich Kylie Minogue durchmogelt. Zum Glück versucht niemand, sie als R'n'B-Queen zu verkleiden, was nahegelegen hätte, denn Kylie Minogue lässt sich neuerdings von Roc Nation managen, der Firma, die von Jay Z gegründet wurde und etwa Rihanna unter Vertrag genommen hat.

So sind denn neun der elf Stücke völliger Unsinn, und gelungen ist neben "I Was Gonna Cancel" nur noch "Sexy Love". Darin seufzt Kylie Minogue die hübsche Zeile "You look so sexy in my bed". Das ist der Grund, warum man Minogue so mag: weil sie das Blaue vom Himmel verspricht und man nicht merkt, dass alles gar nicht echt ist. Ihre besten Songs handeln davon, dass sie jemanden nicht mehr aus dem Kopf bekommt, und davon, dass sie sich immerzu im Kreis dreht. Zitat und Oberfläche. Alles glänzt, ist banal, bunt — und unwahr.

Wer nun denkt, zwei Hits seien aber kein guter Schnitt, missversteht das Phänomen Kylie Minogue. Sie ist weniger Sängerin und Album-Künstlerin als vielmehr guter Geist im Königreich des Pop. Unter ihren Umhang flüchten all jene, die jemanden brauchen, mit dem sie das Scheitern schönreden, Schmerz in Triumph auflösen und die Nacht zum Leuchten bringen können. Es gibt keine Wolken in ihrer Welt. Und falls doch, sitzt Andy Warhol darauf und formt das Victory-Zeichen.

(RP)
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