55 Millionen Euro Chipperfield stellt Museums-Entwurf vor

Essen (RPO). Der britische Architekt David Chipperfield stellte jetzt in Essen seinen überarbeiteten Entwurf für den 55 Millionen Euro teuren Neubau des Museums Folkwang vor: drei Baukörper mit charakteristischen Fassaden aus Glaskeramik.

 Drei neue Komplexe kommen zum Altbau des Folkwang-Museums hinzu - so ist der Plan von David Chipperfield.

Drei neue Komplexe kommen zum Altbau des Folkwang-Museums hinzu - so ist der Plan von David Chipperfield.

Foto: ddp

Ein Eingangshof lädt zum Besuch des Hauses ein. Essen Alltagstauglichkeit statt Schönheit - so lautete der nüchterne Leitspruch, als das Museum Folkwang in Essen 1983 einen Anbau bekam. Glücklich sind damit weder die Museumsleitung noch die Besucher geworden. Allzu schlichte, noch dazu phantasielose Architektur und technische Mängel werden allen Beteiligten den bevorstehenden Abschied erleichtern: Abriss und Neubau.

Altbau um drei Komplexe ergänzen

Mit Blick aufs Kulturhauptstadt-Jahr 2010 hat die Krupp-Stiftung 55 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, und David Chipperfield ging aus einem internationalen Architekturwettbewerb als Sieger hervor. Gestern stellte er seinen überarbeiteten Entwurf vor. Chipperfield ergänzt den aus den sechziger Jahren stammenden, durch seine lebendigen Raumfolgen bestechenden Altbau um drei Komplexe, die je eine Fassade aus Glaskeramik tragen.

Wie der denkmalgeschützte Altbau werden auch sie ihre Wirkung aus dem Wechselspiel von innen und außen beziehen. Ein großzügig gestalteter Eingangsbereich wird das Museumszentrum zur Stadt öffnen. Zugleich löst Chipperfield durch eine Tiefgarage das leidige Parkplatzproblem. Säle der Schausammlung - insgesamt 2000 Quadratmeter - werden sich an den gleichfalls dem Bestand gewidmeten Altbau anschließen. Daneben wird das Haus Räume für Wechselausstellungen umfassen (1500 Quadratmeter), für die Grafische Sammlung, die Fotografische Sammlung und für das Deutsche Plakat-Museum. Restaurant, Buchladen und ein Projektraum grenzen ans Eingangsfoyer.

Sollten sich bei Großereignissen wieder einmal Warteschlangen bilden, so brauchen sich die Besucher nicht mit Regenschirmen zu wappnen. Eine Überdachung nimmt dem Schlängeln den Schrecken. Chipperfields Entwurf zeichnet sich vor allem durch seine dienende Haltung gegenüber der Kunst aus. Er schafft Räume, die Kunst und Publikum in angenehmer, lichtdurchfluteter, sich zur Außenwelt öffnender Umgebung zusammenführen.

Es gab aufregendere, auffälligere unter den Wettbewerbsbeiträgen, denjenigen von Zaha Hadid zum Beispiel. Das Preisgericht entschied sich für Chipperfield vor allem wohl deshalb, weil sein Entwurf am überzeugendsten das Museum aus seiner bisherigen vermeintlichen Randlage befreit. Bis zum Beginn des Kulturhauptstadt-Jahrs soll das neue Gebäude stehen - und neben der Zeche Zollverein einen zweiten Ausstellungsort von Rang bilden, technisch auf dem neuesten Stand, so dass auch Leihgeber kostbarster Werke ihre Schätze beruhigt nach Essen geben können.

Nicht nur durch große, jährlich von Eon-Ruhrgas gesponserte Publikums-Ausstellungen wie zuletzt Caspar David Friedrich zählt das Haus zu den allerersten Adressen in Deutschland, sondern fast mehr noch durch seine Sammlung. Die einst von Karl Ernst Osthaus in Hagen gegründete, mehr als 80 Jahre lang erweiterte Kollektion umfasst Werke von Cézanne, den Malern des Expressionismus und hochrangige Gegenwartskunst. Sie alle sollen in dem neuen Haus noch mehr Publikum finden - über das einladende Erdgeschoss. Denn das, so versteht es Chipperfield, ist das demokratischste Geschoss eines Museums.

Der Architekt

David Chipperfield wurde 1953 in London geboren.
Er unterhält Büros in London, Berlin und Mailand sowie eine Repräsentanz
in Schanghai. Viele der von ihm entworfenen Gebäude befinden sich im Ausland, vor allem in Japan und Deutschland.

In Marbach am Neckar übergab er im Januar 2006 das von ihm entworfene
"Literaturmuseum der Moderne" als Bestandteil des Deutschen
Literaturarchivs Marbach. Chipperfield ist Gastprofessor am "London College of the Arts". Zurzeit arbeitet er an einem Eingangsbau für die Berliner Museumsinsel.

Bis zum 9. April sind im Museum Folkwang die Beiträge zum
Architekturwettbewerb des Neubaus zu sehen; geöffnet Dienstag bis
Sonntag 10 bis 18, Freitag bis 24 Uhr.

Der Eintritt ist frei.

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