Schröder hat Recht Man geht gerne zum Mahnmal

Berlin (RP). Der Holocaust - das furchtbarste Verbrechen in der Menschheitsgeschichte - als Thema eines Denkmals, zu dem man "gerne hingeht"? Dieser Wunsch des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder galt in der teilweise hitzig geführten Debatte über das Mahnmal mitten in Berlin als Versprecher.

Holocaust-Mahnmal in Berlin
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Holocaust-Mahnmal in Berlin

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Foto: AP

Zwei Jahre nach Eröffnung des Stelenfeldes zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz hat Schröder Recht bekommen. Das Holocaust-Mahnmal ist ein attraktiver Ort für Einheimische wie Berlin-Touristen geworden: ein Ort, zu dem Millionen Menschen gerne gehen.

Auch mit den vermeintlichen Auswüchsen haben die Initiatoren und Verantwortlichen des Förderkreises ihren Frieden gemacht. Er selbst wirbt nun mit einem Foto, auf dem sich Gruppen von Menschen mit Getränken auf den Stelen niedergelassen haben und eine junge Dame es sich zum Sonnenbaden sogar mit einem Kissen auf einer Stele bequem gemacht hat. "Kinderlachen im Stelenfeld ist für uns so etwas wie Auferstehung", hörte Stiftungs-Geschäftsführer Uwe Neumärker kürzlich von einem Holocaust-Überlebenden in Israel.

Während die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem obligatorischer Besuchsort aller Staatsbesucher ist, sind offizielle Kranzniederlegungen im Berliner Mahnmal selten. Doch Neumärker hat beobachtet, dass viele prominente Politiker privat das Mahnmal aufsuchen, um es auf sich wirken zu lassen.

Für den Förderkreis um Mahnmal-Initiatorin Lea Rosh ist das vielfach preisgekrönte Werk ein "lebendiges Mahnmal" geworden. Ständig kommen im unterirdischen Ort der Information neue Darstellungen hinzu. Die Bundesmittel reichten, um im "Raum der Namen" 700 Schicksalen beispielhaft Namen, Daten und Stimme zu geben. Durch private Spenden sind es bereits 1700 geworden, deren Leben, Verfolgung und Ermordung von Schauspielern verlesen werden. Bis zum nächsten Frühjahr sollen es 5000 sein.

Die Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem übermittelte bereits 3,2 Millionen Schicksale, die in Berlin von jedem Besucher eingesehen werden können. Gleichzeitig geht das Mahnmal verstärkt online. Insbesondere Schulklassen wird so die Möglichkeit gegeben, den Besuch des Holocaust-Mahnmals optimal vor- und nachzubereiten. Und auch die Schicksals-Schilderungen sind nun weltweit abrufbar.

(RPO)
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