Düsseldorf/Marl Grünen-Justiziarin bekommt Chef-Job bei Grimme-Institut

Düsseldorf/Marl · Erstmals wird die Leitung des renommierten Grimme-Instituts politisch besetzt: Frauke Gerlach (49), seit 1998 Justiziarin der Grünen-Landtagsfraktion in NRW, soll zum 1. Mai Direktorin des in Marl ansässigen Instituts werden. Wie das Institut, das die nach ihm benannten jährlichen Fernsehpreise vergibt, am Wochenende mitteilte, wählten die Gesellschafter die Juristin am Freitag zur Nachfolgerin von Grimme-Chef Uwe Kammann (65), der demnächst in den Ruhestand geht.

Die Entscheidung war im Vorfeld in Medienkreisen und von der Landtags-Opposition unter anderem deshalb kontrovers diskutiert worden, weil Gerlach keine Fernseh-Macherin oder Journalistin, sondern eine reine Medienpolitikerin ist. Zudem hatten zwei verbliebene von ursprünglich 14 Bewerbern ihre Kandidaturen protestierend zurückgezogen, nachdem der Deutsche Volkshochschulverband während des Verfahrens auf Frauke Gerlach zugegangen war. Weit war dieser Weg nicht: Denn die künftige Direktorin ist derzeit die Aufsichtsratsvorsitzende des Grimme-Instituts. Der Deutsche Volkshochschulverband hält 40 Prozent der Anteile des Instituts. Weitere Anteilseigner sind mit jeweils zehn Prozent das Land NRW, die Stadt Marl als Sitz des Instituts, die Medienstiftung NRW, die NRW-Landesmedienanstalt für Medien (LfM) sowie die beiden öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten WDR und ZDF. Die Eigentums-Anteile spiegeln jedoch nicht die wahren Machtverhältnisse wieder, da das Institut überwiegend vom Land und aus diversen Mitteln der Landesanstalt für Medien finanziert wird. Die Verflechtungen der medienpolitischen Interessen sind eng: So soll sich bei der Abstimmung über Frauke Gerlach der LfM-Direktor Jürgen Brautmeier enthalten haben – denn Gerlach ist seit 2005 auch Vorsitzende der Medienkommission der LfM. Und seit 2011 auch Aufsichtsratsvorsitzende der NRW-Medienstiftung.

Über die LfM soll künftig auch die "Medienstiftung" (offizieller Name: Stiftung Vielfalt und Partizipation) des Landes NRW mit jährlich 1,6 Millionen Euro finanziert werden. Die Stiftung, die vorgeblich der Förderung von lokalem und regionalem Qualitätsjournalismus dienen soll, von den Zeitungsverlegern aber als unnötig abgelehnt wird, gehört zu den Lieblingsprojekten von Medien-Staatssekretär Marc Jan Eumann (SPD). Medienkreise hatten vermutet, dass ursprünglich bei der Stiftung ein Versorgungsposten für die Grünen-Politikerin Gerlach geschaffen werden solle.

(RP)
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