Analyse zu den Golden Globes 2014 Die Oscar-Chancen für Daniel Brühl stehen schlecht

Düsseldorf · Die als "Vorboten" titulierten Golden Globes sind vorbei, die große deutsche Hoffnung Daniel Brühl wurde für seine Leistung in "Rush" nicht ausgezeichnet. Allzu überraschend ist das nicht, auch in anderen Kategorien setzten sich die Favoriten durch.

Die Gewinner der Golden Globe Awards 2014
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Nein, die Golden-Globe-Gewinner sind beileibe nicht automatisch die größten Favoriten bei den zeitnah folgenden Oscars. Auch wenn das gerne kolportiert wird. Der Ablauf, die Kategorisierung und das internationale Interesse ist zwar vergleichbar, genauso wie die alljährlichen Gewinner. Dass das aber in der Regel eher mit reiner Logik zusammenhängt — zahlreiche Oscar-Gewinner triumphieren sowohl bei den Golden Globes als auch bei anderen namhaften Preisverleihung in den Monaten zuvor — wird gerne übersehen.

Die Veranstaltungen sind derweil grundauf verschieden: Auf der einen Seite die betont lockere Atmosphäre bei den Golden Globes, die Oscars protzen mit Tradition und Prunk. Die Besetzung der Jury ist zudem ein deutlicher Indikator für unterschiedlichste Ansichten: Während die "Hollywood Foreign Press Association" (HFPA), also eine Ansammlung von Journalisten, bei den Globes die Sieger bestimmt, macht das bei den Oscars die "Academy of Motion Picture Arts and Sciences" (Ampas) — eine Gruppe von Produzenten, Regisseuren, Schauspielern und dergleichen.

Die Backstage-Fotos der Golden Globe Awards 2014
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Foto: Instagram/GoldenGlobes

Erstaunlich wenige Überraschungen

Das ist einer der wichtigsten Indikatoren weshalb regelmäßig die Sieger dennoch immer wieder von denen der "Academy" abweichen, bestes Beispiel sind die Triumphe von Star-Regisseur Martin Scorsese bei den Globes, der aber jahrzehntelang bei der Oscar-Verleihung leer ausging.

Die diesjährigen Golden Globes zeigten hingegen herzlich wenig davon, erstaunlich wenige Überraschungen wurden in der Nacht zu Montag bekannt. So gewann erwartungsgemäß die grandiose TV-Serie "Breaking Bad", die mittlerweile ihr Ende gefunden hat, zwei von drei möglichen Trophäen. Regisseur Alfonso Cuaron gewann den Award für die beste Regie, was angesichts des filmischen Meisterwerks "Gravity" nur sinnig ist. Und der weiterhin große Oscar-Favorit "12 Years a Slave" siegte erwartungsgemäß in der Königskategorie "Bestes Drama".

"American Hustle" räumt ab

Bei der Ehrung der Schauspieler durfte sich einzig Matthew McConaughey gegen die schier übermächtige Konkurrenz durchsetzen: In Chiwetel Ejiofor ("12 Years a Slave"), Idris Elba ("Mandela: Long Walk to Freedom"), Tom Hanks ("Captain Phillips") und Robert Redford ("All Is Lost") konnte keiner der großen Favoriten gewinnen, eine "Korrektur" bei den Oscars ist wahrscheinlich.

In den anderen Kategorien herrschte ansonsten geradezu Tristesse. Die Siege von Amy Adams und Jennifer Lawrence für ihre Leistungen in der Gangsterfarce "American Hustle" überraschten nicht, auch nicht die Trophäe für Cate Blanchett ("Blue Jamsine"), genauso wie der zweite Golden Globe für Leonardo DiCaprio ("The Wolf of Wall Street").

Selbst in der vorab recht ausgeglichenen Kategorie "Bester Nebendarsteller" wollte die Bekanntgabe des Siegers nicht wirklich verblüffen: Jared Leto spielt als Transsexueller in "Dallas Buyers Club" groß auf, mit der anspruchsvollen und zugleich mutigen Rolle stach er die Favoriten wie Bradley Cooper ("American Hustle") und vor allen Dingen Michael Fassbender ("12 Years a Slave") aus — Daniel Brühl entsprechend auch.

Brühl muss zunächst nominiert werden

Der Deutsche war einer der Leidtragenden der Favoritensiege bei der Veranstaltung. Seine Rolle in dem Biopic "Rush" galt als Außenseiter. Der Oscar rückt für ihn damit aber nicht in weite Ferne — er bleibt dort. Zunächst muss der 35-Jährige überhaupt für den "Goldjungen" nominiert werden, am Mittwoch wird die Academy die Nomierungen bekannntgeben. Und auch falls er schließlich im Dolby Theatre am 2. März um eine Trophäe hoffen dürfte, spricht Vieles gegen ihn.

Einerseits die Statistik: In den vergangenen zehn Jahren gewannen in der Kategorie "Bester Nebendarsteller" gleich acht Mal die Sieger der Golden Globes. Andererseits wäre da nunmal die Konkurrenz — am Donnerstag werden die Nominierungen der Oscars bekanntgegeben.

Die Academy wird sich zwar nicht von den Entscheidungen der "HFPA" beeinflussen lassen — die Jury musste bereits bis zum 8. Januar ihre Entscheidungen fällen. Logisch wäre aber ein Sieg von Leto, Fassbender oder Cooper dennoch allemal.

(cfk)
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