Wie Helmut Rahn die Deutschen ins Glück schoss Sönke Wortmanns "Das Wunder von Bern"

Frankfurt/Main (rpo). Zur Premiere am Mittwoch in Essen hat sich sogar Bundeskanzler Gerhard Schröder angesagt, was durchaus ein Indiz dafür ist, dass diese 7,5 Millionen Euro teure Produktion von Sönke Wortmann ein ganz besonderer Film ist: Am 16. Oktober kommt der mit Spannung erwartete Streifen "Das Wunder von Bern" in die Kinos.

Das Wunder von Bern
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Foto: Senator

Der 4. Juli 1954 ist als ein magischer Tag der deutschen Geschichte nach 1945 in Erinnerung geblieben. Denn an jenem verregneten Sonntag versetzte ein junger Fußballer aus dem Ruhrpott die geteilte Nation in einen Glückszustand, der nur mit dem des Falls der Berliner Mauer 1989 zu vergleichen ist. Helmut Rahn hieß der Held, der mit seinem späten Siegtor zum 3:2 über den haushohen Favoriten Ungarn die deutsche Mannschaft um Kapitän Fritz Walter sensationell zum Weltmeister machte und eine gedemütigte Nation jubeln ließ.

Fast ein halbes Jahrhundert hat es gedauert, bis sich endlich ein einheimischer Filmemacher an diesen großen Stoff herantraute. Der Regisseur Sönke Wortmann, der mit Rochus Hahn auch das Drehbuch verfasste, ist es zu verdanken, dass am 16. Oktober der mit großer Spannung und Erwartungen verbundene Film "Das Wunder von Bern" in die Kinos kommt. Wortmann hat viel gewagt und, wenn nicht alles täuscht, wird er auch viel gewinnen. Denn sein geschickt die melodramatische Rahmenhandlung mit dem aufregenden Fußballgeschehen verbindender Streifen ist ein Kinoereignis, das Millionen Besucher begeistern kann und hoffentlich auch wird.

Im Mittelpunkt des zweistündigen Films stehen der elfjährige Matthias Lubanski aus einer Bergarbeitersiedlung in Essen und der damalige Fußballstar der Krupp-Stadt, eben jener Helmut Rahn, der im Berner Wankdorf-Stadion zum unvergänglichen Idol des deutschen Fußballs wurde. Doch wenn der Film beginnt, ist das noch in weiter Ferne: Rahn ist am Ball ein Genie, aber auch ein Bruder Leichtfuß, der nicht immer pünktlich zum Training kommt. Sein treuer Taschenträger Matthias ist für Rahn ein unverzichtbares Maskottchen, denn ohne ihn, so sagt er dem Jungen, könne er kein Spiel gewinnen.

Matthias selbst ist kein begabter Kicker, aber hat bald auch ganz andere Probleme. Denn sein Vater Richard ist als verbitterter Spätheimkehrer aus russischer Gefangenschaft zurück in den Kreis der Familie gekommen, wo er zuerst ein Fremder ist und mit seinem autoritären Gehabe die drei Kinder und auch seine Frau abstößt. Nur ganz langsam erkennt Richard, so nicht die Herzen seiner Liebsten gewinnen zu können. Derweil laufen die Vorbereitungen für die Fußball-Weltmeisterschaften in der Schweiz, für die sich die DFB-Elf qualifiziert hat.

Ein schöner und wichtiger deutscher Film

In der Öffentlichkeit wird dieser keine große Chance eingeräumt nach der desaströsen Niederlage Kaiserslauterns im Endspiel der Vereinsmannschaften um den deutschen Meistertitel. Denn aus dem Südwesten kommt das Gerippe der Mannschaft des alten Trainerfuchses Sepp Herberger. Der aber lässt sich nicht beirren und setzt auf die Brüder Walter, den eisenharten Werner Liebrich, den jungen Horst Eckel und auch auf Verteidiger Werner Kohlmeyer. Die anderen Spieler kommen aus der ganzen Republik. Es sind junge Männer, doch ihre Gesichter und Biografien sind geprägt von Krieg und Nachkriegsnot, sie sind ernst und mit Disziplin bei der Sache.

Wortmann, der selbst ein recht erfolgreicher Fußballer war, hat mit jungen, weitgehend unbekannten Darstellern die wichtigsten Spielszenen jener legendären WM rekonstruiert. Soweit so was überhaupt gelingen kann, ist es gelungen. Großartig, auch in der verblüffenden Ähnlichkeit, gelingt Peter Franke die Verkörperung Herbergers. Knut Hartwig als Fritz Walter fehlen ein wenig die Sorgenfalten, die der sensible Kopf der Mannschaft, damals schon 34 Jahre alt und Kriegsteilnehmer, hatte. Insgesamt aber Wortmann - quasi in Herbergers Nachfolge - eine überzeugende Truppe auf die Leinwand geschickt.

Als Einzelcharaktere stehen allerdings Peter Lohmeyer als Vater Richard und Louis Klamroth als sein Sohn Matthias im Mittelpunkt der Handlung. Dass die beiden auch im richtigen Leben Vater und Sohn sind - die Ähnlichkeit verrät mehr als die unterschiedlichen Nachnamen - macht das Rollenspiel der beiden noch reizvoller.

Besonders der inzwischen knapp 14-jährige Louis, der bereits in dem Film "Der Mistkerl" mitwirkte, ist mit seiner stillen Intensität ein Glücksgriff, der dem Film ein Gesicht gibt, das die Rückblende in die fünfziger Jahre glaubhafter macht als manche Kulisse. Sönke Wortmann ist ein schöner und wichtiger deutscher Film gelungen, der ein wenig Mut macht in schwierigen Zeiten.

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