Science-Fiction "District 9" Im Slum der Außerirdischen

(RP). "District 9" war der Überraschungs-Sieger an den amerikanischen Kinokassen dieses Sommers: ein neuseeländisch-südafrikanischer Außenseiter, dessen Produktion weniger kostete als das Werbebudget für seine großen Konkurrenten aus Hollywood; aber vor allem ein Film mit soviel Energie, Witz und Stil, dass er als Wiederkehr des Science-Fiction-Genres aus den Niederungen des Popcorn-Vergnügens gefeiert wurde.

(RP). "District 9" war der Überraschungs-Sieger an den amerikanischen Kinokassen dieses Sommers: ein neuseeländisch-südafrikanischer Außenseiter, dessen Produktion weniger kostete als das Werbebudget für seine großen Konkurrenten aus Hollywood; aber vor allem ein Film mit soviel Energie, Witz und Stil, dass er als Wiederkehr des Science-Fiction-Genres aus den Niederungen des Popcorn-Vergnügens gefeiert wurde.

Zum Reiz von "District 9" gehört der ungewöhnliche Ort der Handlung: Eine Invasion von Außerirdischen hat nicht wie üblich in New York stattgefunden, sondern in Johannesburg, Südafrika. Und die "Aliens" kamen nicht als Eroberer, sondern als halb verhungerte Schiffbrüchige. Das passierte schon vor zwanzig Jahren, nun hausen diese unappetitlichen, übergroßen Insekten-Wesen in dem Slum "District 9" und ernähren sich vorwiegend von Abfällen.

Neill Blomkamp, der in Johannesburg aufgewachsene Regisseur, zeigt das staubgraue, in einem Viertel von Soweto gefilmte Elend gnadenlos. Im gleißenden Licht zwischen den erbärmlichen Hütten bewegen sich die als "Prawns" (Garnelen) verachteten Außerirdischen so real, dass sie durchaus nicht wie Computer-Schöpfungen wirken. Nur das verlassene, defekte Raumschiff, das über Johannesburg schwebt, erinnert daran, dass hier Science Fiction erzählt wird. Der Slum wirkt nicht einfach wie ein Relikt des vergangenen Apartheid-Regimes, sondern wie ein zukunftsträchtiges Modell für alten Rassismus und neuen Fremdenhass. Blomkamp erzählt keine schlüssige politisch-sozialkritische Parabel. Doch er beschleunigt Horror und Verfolgungsjagden mit so wirklichkeitssatten Versatzstücken aus Geschichte und Gegenwart, dass die Bilder haften bleiben.

Die Handlung setzt ein mit dem Beschluss der Regierung, die bedrohlich wachsende Zahl dieser Hungerleider in ein Lager fern der Stadt umzusiedeln. Derartige Polizei- und Militäraufgaben sind natürlich längst privatisiert. Sie werden ausgeführt von den Söldnern eines internationalen Konzerns und geleitet von Wikus van der Merwe. Sharlto Copley spielt ihn mit unvergesslicher Bravour.

In einem Hexenkessel von Kämpfen variiert Blomkamp eine ganze Anthologie klassischer Science-Fiction-Motive mal zu übermütiger Parodie, mal zu blankem, mit neuer Wucht ausgemaltem Horror. Wilkus lernt in vielen überraschenden Wendungen, dass er auf Menschlichkeit nicht mehr bei Menschen, sondern nur noch bei den verhassten Fremdlingen hoffen darf.

Bewertung: 4 von 5 Sternen

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort