Nibelungenfestspiele in Worms "Dinner für Dieter" - Ehrenthron für Regisseur Dieter Wedel

Worms · Ein letztes Mal inszeniert Dieter Wedel im Juli die Nibelungenfestspiele in Worms. Die Stadt verabschiedet sich mit einer Ausstellung, die die vergangenen 13 Jahre Revue passieren lässt.

 Dieter Wedel wird in Worms mit einer Ausstellung verabschiedet.

Dieter Wedel wird in Worms mit einer Ausstellung verabschiedet.

Foto: dpa, fve fdt

Eine große Tafel erstreckt sich vom Eingang der Wormser Andreaskirche bis vor zum Altar. An der Decke darüber baumeln Kriemhilds goldfarbener Hochzeitsmantel, Siegfrieds grüner Lederanzug mit Nietenbesatz und zwei schwarz gefiederte Rabenkostüme.

Am Kopfende der Tafel wartet ein mit Schnitzereien verzierter hölzerner Thron auf Dieter Wedel, Regisseur und Intendant der Nibelungenfestspiele. Mit der Ausstellung "Dinner für Dieter" verabschiedet sich die Stadt Worms von Wedel, der sich nach 13 Jahren von den Festspielen zurückzieht.

"Alle Ereignisse, Personen und Geschichten, die dazu beigetragen haben, dass Wedel die Nibelungensage so fantastisch inszenieren konnte, haben wir hier zu Tisch gebeten", erklärt die Kuratorin der Ausstellung, Claudia Glass, das Konzept. Neben den Kostümen lassen Bühnenbild-Modelle die Inszenierungen der vergangenen Jahre wieder aufleben.

Der Originaltext des Nibelungenliedes wird per Beamer auf die Tischfläche projiziert. Darauf liegt als Buch die Textversion von Hebbel - als Symbol, wie sich Mythen überlagern. Die Schauspieler kommen an einer Audiostation zu Wort. Hier erzählt Ensemble-Mitglied Roland Renner von den Ereignissen hinter den Kulissen. "Wir wollten das Originale mit moderner Technik verknüpfen", sagt Kuratorin Glass.

Auch die Besucher können am "Dinner für Dieter" teilnehmen. Am Ende der Tafel liegt ein Gästebuch für Kommentare bereit. Direkt daneben bietet ein Fernrohr einen Blick in die Zukunft. Wer hindurchschaut, sieht schon das erste Plakat für die Nibelungenfestspiele 2015.

Olaf Mückain, Leiter des städtischen Museums, begründet die besondere Form der Ausstellung: "Klassische Stellwände oder Vitrinen wären eine Katastrophe - damit hätten wir das Thema verschenkt und den Raum verschandelt." Selbst die Tischdecke der Tafel ist kunstvoll gestaltet. Darauf finden sich Zeichnungen von Garnelen, Pralinen und Nüssen - den Lieblings-Snacks Wedels in den Probenpausen.

Wedel selbst sieht die Ausstellung bei der Eröffnung am Samstagabend zum ersten Mal. Umringt von zahlreichen Neugierigen schlendert der Regisseur an den Fotos der Schauspieler entlang, die die gesamte Seitenwand der Kirche schmücken. "Besonders bewegt hat mich das Foto von Dirk Bach", erzählt Wedel später. "Manche Menschen sind in ihrer Besonderheit nicht zu ersetzen." Der im Oktober 2012 verstorbene Schauspieler war bei den Nibelungenfestspielen 2010 dabei.

Kuratorin Glass wünscht sich, dass Wedel in einem ruhigen Moment noch einmal auf dem Thron am Tischende Platz nimmt und seine 13 Wormser Jahre Revue passieren lässt. Schon am Samstagabend gesteht Wedel: "Die Nibelungenfestspiele in Worms sind die längste Beziehung, die ich in meinem Leben hatte."

(dpa)
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