Düsseldorf Autoren fordern hartes Vorgehen gegen Rechtsextreme

Düsseldorf · Dieser Aufruf liest sich wie ein Dokument aus alten, engagierten Zeiten. Dass er aber vom gestrigen Tage stammt und sich gegen Rechtsextremismus wendet, dürfte gleichfalls ein Zeichen unserer Zeit sein. "Taten statt Worte" fordern jetzt Schriftsteller, Künstler und Forscher. Dass sich die Unterzeichner jener Worte bedienen, die die rechtsextremistische NSU zu ihrem Programm erhob, ist gewollt. Denn der aktuelle Prozess gegen die Terrorgruppe ist Anlass zum Papier, das als Weckruf gegen nach wie vor "fundamentalistisches deutschnationales Denken" dienen soll.

Zusammen mit dem ostdeutschen Lyriker Günter Kunert hat die Düsseldorfer Autorin und frühere PEN-Präsidentin Ingrid Bachér auch deshalb die Initiative ergriffen, weil es ihrer Meinung nach zu wenige Analysen gibt, keine nachhaltige Empörung und keine Aufklärungsarbeit, bei der alle Taten von Rechtsextremisten im Zusammenhang gesehen und mit Daten über die zunehmende Gewaltbereitschaft verbunden werden. Nach Überzeugung der Unterzeichner ist die "Nazi-Ideologie bei uns keine Randerscheinung im Spektrum der Ideologien. Sie ist tief verwurzelt in unserer Geschichte und zählt für viele zur Familiengeschichte, die man duldet."

Das Bedürfnis nach einem solchen und für deutsche Autoren eher ungewöhnlichen Aufruf war offenbar groß: Innerhalb von nur neun Tagen unterschrieben über 100 namhafte Künstler den Aufruf – darunter Ingo Schulze und Günther Uecker, Udo Lindenberg und Ralph Giordano, Hannelore Hoger sowie Campino mitsamt der übrigen Mitglieder der Düsseldorfer Punkband "Die Toten Hosen". Der Aufruf will mehr sein als nur ein Lippenbekenntnis: "Wer keinen Rechtsradikalismus will, muss tätig werden, bevor wir sonst später wieder bedauernd Gedenksteine errichten müssen für Menschen, deren Tod wir nicht verhindert haben."

(RP)
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