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466 Jahre alter Brief von Luther wiedergefunden

Stralsund/Heidelberg (dapd) Mit weißen Handschuhen präsentiert Regina Nehmzow im Stralsunder Johanniskloster den Überraschungsfund. "Die Wiederentdeckung dieses Dokuments war eine Sternstunde im Leben einer Historikerin", schwärmt die Direktorin des Stadtarchivs. In den Händen hält sie ein 466 Jahre altes Schreiben auf feinem handgeschöpften Papier, ein Bittbrief der führenden Reformatoren, unter ihnen Martin Luther (1483-1546), Philipp Melanchthon (1497-1560) und der Norddeutsche Johannes Bugenhagen (1485-1558) an den damaligen Pommernherzog.

Die 39 handschriftlich in Deutsch-Fraktura verfassten Zeilen sind zwar nur eine Abschrift des höchstwahrscheinlich längst nicht mehr existierenden Originals. Ihr kultur- und quellenhistorischer Wert aber sei ein Glücksfall für die Wissenschaft, sagt Nehmzow. "Denn zum ersten Mal verfügen wir über eine Quelle, in der die Position führender Reformatoren in der wenig bekannten Auseinandersetzung mit dem pommerschen Adel dokumentiert wird." Es ging um Ereignisse in der pommerschen Stadt Stolp (heute Slupsk in Polen). Im Zuge der Reformation hatte der pommersche Landtag seinerzeit beschlossen, zwei Klöster an die Stadt zu übergeben, die mit deren Einnahmen Lehrer und Geistliche sowie mildtätige Stiftungen finanzieren wollte. Doch dazu kam es nie.

Der Herzog von Pommern-Stettin Barnim IX. (1501-1573) erhob selbst Ansprüche und besetzte das Klostergut. Alle Widersprüche der Stadt, selbst ein kaiserlicher Freibrief von Karl V. (1500-1558), verliefen im Sande. In ihrer Bittschrift an den "durchleuchtigen hochgeborenen Fürst" erinnern die Theologen den rigorosen Herzog an seine "loblichen Voreltern", die einst "Untugent, Unrechet und Thrannei" gehasst und "zu Gerechtigkeit und Guttigkeit genigt" hätten. In "Underthenigkeit" äußern die Absender des Schreibens ihre Meinung, dass der Fürst "zu geschwind und zu hardt" gehandelt habe und seine Entscheidung überdenken sollte.

Der Fund soll im kommenden Jahr der Öffentlichkeit vorgestellt werden und auch in eine geplante neue Melanchthon-Edition aufgenommen werden. Während die Heidelberger Forscher den Brief nun genauer untersuchen wollen, um möglicherweise auch den Schreiber zu identifizieren, sucht das Stadtarchiv Stralsund jetzt nach einem Sponsor, um das Original zu analysieren.

(RP)
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