Das Samsung Galaxy Note 9 im Test Ein Galaxy S9 mit Stift - plus ein paar Extras

Düsseldorf · Der Preis beim neuen Samsung Galaxy Note 9 liegt auf Apple-Niveau. Dafür bekommt man aber auch einiges geboten, beispielsweise den tollen Stift. Insgesamt ist es den Koreanern gelungen, ein bewährtes Smartphone-Konzept fit für die Zukunft zu machen.

Samsung Galaxy Note 9 - groß, gut, mit Stift
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Samsung Galaxy Note 9 - groß, gut, mit Stift

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Foto: Christoph Schroeter

Es soll ein Telefon für Menschen in Spitzenpositionen sein, aber auch ein Lifestyle-Produkt. So ganz legt sich Samsungs Galaxy Note 9 hier nicht fest. Elegant ist es, mit seinem schlanken und doch wuchtigen Gehäuse aus Glas und Metall.

Der Preis jedoch dürfte manchen Lifestyle-Jünger eher abschrecken. 999 Euro unverbindliche Preisempfehlung stehen auf dem Preisschild - für die Version mit 128 Gigabyte (GB) Speicher. Wer sagenhafte 512 GB möchte, muss Apple-eske 1249 Euro zahlen. Wem das noch nicht reicht, sei zur Speicherkarte geraten, die bis 512 GB extra bringt.

Optisch an die aktuellen S9-Modelle angelehnt, gefällt das Note 9 auf Anhieb. Klare Formen, ein riesiges Display ohne die gerade so angesagte Einbuchtung - neumodisch Notch genannt - Stereolautsprecher und eine Doppelkamera auf der Rückseite. Der Fingerabdrucksensor ist zwar darunter platziert, doch hätten die Designer ihn ruhig noch ein wenig weiter in Richtung Gehäusemitte setzen können. Der Tester muss den Zeigefinger seiner nicht gerade kleine Hand mächtig strecken, um den Sensor bei typischer Smartphonehaltung zu erreichen. Wer jedoch auf die gut funktionierende Authentifizierung per Gesichts- und Iris-Erkennung setzt, benötigt den Fingerabdrucksensor ohnehin nicht. Im Test haben wir ihn nicht einmal benutzt. Note-typisch steckt dann noch unten rechts ein Zeichen- und Bedienstift im Gehäuse.

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Foto: dpa-tmn/Crosscall

Im Inneren des Note 9 ist aktuelle Spitzentechnik verbaut. Acht Rechenkerne hat der Prozessor namens Exynos 9810, davon vier schnelle und vier etwas langsamere, dazu sechs oder acht GB Arbeitsspeicher. Das dürfte für die kommenden Jahre reichen.

Für Fotos gibt es die schon im Galaxy S9+ verbaute Doppelkamera mit jeweils 12 Megapixeln und variabler Blende von f2.4 und f1.5. Sie spielt im Vergleich zu aktuellen Spitzenmodellen vorne mit und überzeugt auch bei wenig Licht. Im direkten Vergleich zum Beispiel mit dem bereits einem Jahr alten Google Pixel 2 XL kann die Note-Kamera aber nicht hundertprozentig überzeugen. Aufnahmen etwa von Gesichtern sehen teilweise etwas zu glattgezeichnet, konturlos aus. Das soll aber bitteschön als Jammern auf hohem Niveau verstanden werden.

Neu ist die erweiterte Kamerasoftware. Sie erkennt Szenen und passt die Bildeinstellungen an oder meldet sich, falls jemand auf dem Foto die Augen geschlossen hat oder es Unschärfen gibt.

Im Fokus der Note-Reihe steht die Produktivität. Also Mails wegarbeiten, Texte schreiben, Termine jonglieren und mehr. Der große Bildschirm mit 6,4 Zoll (2960 zu 1440 Pixel) hilft dabei, auch der gute Splitscreen-Modus zum Parallelbetrieb zweier Apps. Handschriftliches nimmt das Note 9 über besagten Stift an - in Spezial-Apps oder ad hoc auf dem Standby-Display. Die Eingabe klappt gut und macht sogar aus Krakelschrift ansehnliche Notizen.

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Foto: RP/Christoph Schroeter

Größte Neuerung hier ist der Stift selbst. Statt rein passiv zu sein, funkt er nun via Bluetooth mit dem Telefon - und zwar reibungslos. Das hat den Vorteil, dass der Plastikstift nun auch zum Auslösen der Kamera oder zum Durchschalten von Präsentationen genutzt werden kann. Strom dafür speichert er in einem kleinen Kondensator im Innern, der per Induktion geladen wird, wenn der Stift im Gehäuse steckt. 40 Sekunden Ladung reichen tatsächlich für knapp 30 Minuten Powerpoint-Klicken. Im Vergleich zum Vorgängerstift, der nur bei direktem Displaykontakt funktioniert, ist es eine deutliche Verbesserung.

Eine Verbesserung gibt es auch beim Akku. 4000 Milliamperestunden fasst der Energiespeicher, statt 3300 beim Vorgänger Note 8. Das bringt das 201 Gramm schwere Note 9 gut durch den Tag und - wenn man nicht übertreibt - auch bis weit in den nächsten.

Etwas nervig ist Samsungs Software. Als Grundgerüst dient Googles Android 8.1, darüber liegt eine eigene Benutzeroberfläche. Sie ist eigentlich ganz hübsch, will aber sehr viel Aufmerksamkeit. Gerade in den ersten Tagen nach der Einrichtung meldet sie sich ständig und fordert Nutzereinsatz: Man soll einen Cloudspeicher einrichten, sein Samsungkonto aktivieren oder sich mit dem - immer noch weitgehend nutzlosen - Samsung-Assistenten Bixby beschäftigen.

Schon dreist ist der Versuch, Nutzern eine Schutzsoftware zum Einsatz in WLAN-Netzen unterzujubeln. Das Note 9 bewertet einfach pauschal alle Netze als vielleicht unsicher. Lösung soll ein kostenpflichtiges Schutzprogramm sein - davon kann man getrost die Finger lassen. Auch nervig: Samsung legt ein interessantes Programm zum Zeichnen und Ausmalen für den Stift ab Werk bei. Leider braucht man auch hierfür ein Nutzerkonto, sonst lassen sich Zeichnungen nicht speichern. Wer denkt sich so etwas aus?

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Foto: dpa-tmn/Garmin

Fazit: Das Note 9 ist eine gute Kombination aus dem Besten des Galaxy S9 mit Stift und einigen sinnvollen Verbesserungen. Die Akkkulaufzeit ist für ein Gerät dieser Leistungsklasse fantastisch, die Kameras sind spitze, der Stift wurde sinnvoll weiterentwickelt, und der ohnehin üppige Speicher ist noch erweiterbar. Gut Voraussetzungen also, wäre da nicht der vielleicht angemessene, aber ziemlich hohe Preis.

Es mag Menschen geben, die 999 oder sogar 1249 Euro für ihr Smartphone ausgeben können, die breite Masse ist das nicht. Aber immerhin gibt es das ziemlich ähnliche Galaxy S9+ aktuell schon ab rund 650 Euro - leider ohne den guten Stift. Eine ähnliche Preistalfahrt beim Note 9 ist nicht sonderlich unwahrscheinlich.

(csr/dpa)
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