Smartphone-Modelle im Test Soll man das Huawei P20, P20 lite oder Honor 10 kaufen?

Düsseldorf · Das Huawei P20 spielt in der Smartphone-Topliga – das P20 lite ist der günstigste Vertreter der neuen P20-Modellfamilie. Wie schlagen sich die beiden Modelle gegen das neue Honor 10, das Topmodell der Huawei-Tochter?

Vergleichstest: Huawei P20, P20 Lite und Honor 10
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Huawei P20, P20 Lite und Honor 10 im Vergleichstest

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Foto: RP/Christoph schroeter

Honor ist eigentlich so etwas wie die Billig-Tochter von Huawei. Aber schon in der Vergangenheit dürften sich die Manager des Mutterkonzerns gefragt haben, wieso man sich eigentlich solch eine harte Konkurrenz im eigenen Haus herangezüchtet hat.

So musste sich etwa das verhältnismäßig günstige Honor 9 nicht vor dem Huawei P10 verstecken. Davor bot das Honor 8 Pro Topleistung zum kleinen Preis.

Jetzt kommt das Honor 10 auf den Markt. Preislich liegt es etwa gleichauf mit dem Huawei P20 lite, technisch mit dem P20. Wie schlägt es sich im Vergleich mit den beiden Geräten? Unser Test wird es zeigen.

  • Gehäuse

Auf den ersten Blick sehen sich die Geräte sehr ähnlich. Alle drei sind in etwa gleich groß und haben am oberen Bildschirmrand den von Apple beim iPhone X eingeführten Notch, also die kleine Einbuchtung im Display, wo sich die Kamera und einige Sensoren verbergen.

Der einzig nennenswerte Unterschied auf der Vorderseite: Das Huawei P20 lite hat den Fingerabdrucksensor auf der Rückseite.

Der umlaufende Rand besteht bei allen aus Metall, die Rückseite aus Glas. Während bei den Huaweis die Doppelkameras übereinander angeordnet sind, sitzen die beiden Linsen beim Honor 10 nebeneinander.

Die Verarbeitung ist bei unseren drei Testgeräten top, keine hervorstehenden Kanten, nichts knarzt, die seitlichen Tasten sitzen fest im Gehäuse.

Das Honor 10 ist mit den abgerundeten Kanten zwar ein Handschmeichler, den wertigsten Eindruck in der Hand macht trotzdem das Huawei P20. Zumal sich das Glas auf dem Honor-Rücken leicht eindrücken lässt und auch etwas hohl klingt. Da hinterlassen die beiden Huaweis einen seriöseren Eindruck.

Schwachpunkt bei allen drei Geräten: Die Rückseiten sind ratzfatz mit Fingerabdrücken übersät.

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Foto: dpa-tmn/Crosscall
  • Kameras

Klar, alle drei haben Dual-Kameras auf der Rückseite, das ist ja mittlerweile Standard. (Dass man auch mit nur einer Kamera Top-Fotos schießen kann, zeigen die beiden Google Pixel 2). Während das günstigste Gerät im Test, das Huawei P20 Lite, nur mit einer „normalen“ 16-MP-Kamera aufwarten kann, ist für die Preisklasse völlig in Ordnung. Im P20 ist wie die beiden Vorgängern (P9 & P10) eine Leica-Kamera verbaut. Die dritte Generation hat einen KI-Kameraassistenten an Bord. Das Honor 10 setz gleich voll auf künstliche Intelligenz und nennt seine Kamera „AI Camera“.

Während bei der P20-Lite-Kamera Einstellungen für Szenen und Objekte händisch ausgewählt werden müssen, erledigen die KI-Maschinen der Kameras im Honor und im P20 diesen Job. Tauchen etwa Bäume auf dem Bild auf, wird der Pflanzen-Modus aktiviert, will man ein Porträt aufnehmen, wird sofort der Bokeh-Modus eingeschaltet (Person scharf, Hintergrund verschwommen). Das klappt in den meisten Fällen sehr gut. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Beim Honor sind die Farben manchmal aber etwas zu satt.

Liegen Honor 10 und P20 bei Aufnahmen tagsüber gleichauf, trennt sich bei Dunkelheit die Spreu vom Weizen. Zwar gelingt es auch dem Honor, die sonst übliche Körnung auf Nachtaufnahmen deutlich zu reduzieren, an die Qualität der Bilder des P20 kommt es aber lange nicht heran. Das P20 Lite zeigt die typischen Schwächen der meisten Smartphones bei Nachtaufnahmen - die Bilder sind nicht zu gebrauchen.

Das Huawei P20 gehört mit seinem großen Bruder P20 Pro und dem Samsung Galaxy S9 zu einer neuen Generation von Smartphones, mit denen es endlich Spaß macht, auch bei Dunkelheit zu fotografieren. An die Ergebnisse einer entsprechend ausgerüsteten Spiegelreflexkamera kommen sie noch nicht heran, aber verglichen mit dem, was Smartphones bisher ablieferten, sind die Fotos top.

  • Display

Die Displays der drei Geräte sind fast gleich groß, nämlich 5,8 Zoll in der Diagonalen. Auch in Sachen Auflösung gibt es kaum Unterschiede, alle drei beschränken sich auf FullHD+, für das P20 Lite ist das okay, zumindest beim P20 hätte man sich doch mehr gewünscht.

An der Darstellung auf den drei Bildschirmen gibt es sonst kaum etwas auszusetzen. Inhalte werden scharf dargestellt und lassen sich auch bei Sonnenlicht gut erkennen. Lediglich die Farben werden beim Honor - ähnlich wie schon bei der Kamera - etwas zu satt dargestellt.

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Foto: dpa-tmn/Garmin
  • Speicher und Prozessor

Angetrieben werden die drei Smartphones von Huaweis Haus-Prozessoren der Kirin-Familie. Während das Honor 10 und das Huawei P20 mit dem Topmodell Kirin 970 bestückt sind, muss sich das P20 Lite mit dem kleineren Kirin 659 begnügen. Letzterer reicht für den normalen Alltagsgebrauch zwar aus, werden die Anwendungen aber anspruchsvoller, merkt man die geringere Leistung.

Der Arbeitsspeicher ist bei den drei Geräten mit vier GB gleich groß. Der interne Speicher des P20 Lite fasst 64 GB, der des Honor 10 wahlweise 64 oder 128 GB und das P20 wird nur mit 128 GB angeboten.

Vorteil P20 Lite: Hier lässt sich der Speicher durch Einlegen einer MicroSD-Karte vergrößern oder man nutzt alternativ eine zweite Sim-Karte. Die beiden anderen Testgeräte schlucken nur eine zweite Sim-Karte.

  • Sonstige technische Ausstattung

Während die Huawei-Geräte klassische Fingerabdrucksensoren haben, liegt der des Honor 10 unter dem Display und arbeitet mit Ultraschall. Theoretisch sollte der die feinen Linien auch dann erkennen, wenn der Finger nass oder leicht verschmutzt ist. In der Praxis klappt das manchmal (was wirklich sehr praktisch ist), aber leider nicht immer. Vielleicht kann Honor da mit einem Softwareupdate noch nachschärfen. Dann wäre es ein echter Pluspunkt.

Entsperren lassen sich alle Smartphones auch per Face-Unlock, also mit dem eigenen Gesicht. Das klappt gut und rasend schnell. In der Standard-Einstellung springen die Geräte dann direkt auf den Startbildschirm, Benachrichtigungen auf dem Sperrbildschirm können so nicht gelesen werden. Das lässt sich in den Einstellungen aber ändern.

Wie so viele Geräte mittlerweile verzichtet das P20 auf einen klassischen Kopfhöreranschluss. Honor 10 und P20 Lite können jedoch damit aufwarten.

  • Fazit

Hier müssen zunächst die Preise genannt werden: Das Huawei P20 kostet derzeit 649 Euro, das P20 Lite 339 Euro und das ganz neue Honor 10 mit 64 GB 399 Euro.

Damit hat das Honor das P20 Lite eigentlich überflüssig gemacht. Denn für 60 Euro mehr bekommt man anstelle des Einsteigersmartphones ein Gerät, das irgendwo zwischen oberer Mittelklasse und unterer Oberklasse mitspielt.

Das P20 von Huawei ist dann zwar schon echte Oberklasse, es kostet aber auch 250 Euro mehr als das Honor. Da dürften viele ins Grübeln kommen.

Wer aber eine echte Topkamera haben möchte - und das ist ja sehr häufig ein Kaufargument -, der muss bei dieser Auswahl zum P20 greifen.

(csr)
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