"Blackhat" im Kino Mann kann, was andere nicht können

Düsseldorf · Dieser Film ist gut, es ist ein Michael-Mann-Film, und dieser Name steht für Qualität. Höchstens Steven Soderbergh brachte auf ähnliche Weise Szenen zustande, die so stark sind.

"Blackhat" mit Chris Hemsworth ist Action auf hohem Niveau
Foto: ap

Die Handlung geht so: In China explodiert ein Kernkraftwerk. Nicht die übliche Panne, sondern das Attentat eines Hackers, wie wir in "Kamera-Fahrten" bis in den Mikrobereich der Computer-Platinen verfolgen können. Dann sind die Börsen dran: Der Soja-Preis, den sie sonst immer manipulieren, wird von außen in die Höhe getrieben. Chinas Armee setzt darauf Chen Dawai (Leehom Wang), einen genialen Computer-Spezialisten aus ihren Reihen auf den Fall an.

Da mit dem gleichen Tarnprogramm "Blackhat" schon mal ein Angriff auf US-Kernkraftwerke stattfand, arbeitet sogar das FBI mit den Chinesen zusammen. Chens erste "Bitte" lautet, den verurteilten Hacker Nicholas Hathaway (Chris Hemsworth) aus dem Gefängnis zu holen, denn er schrieb in Studienzeiten zusammen mit Chen genau diesen Code. Bald entdecken sie: Das Atomkraftwerk war nur die Generalprobe.

"Blackhat" ist ein "Action-Film der Dinge", der ganz eindeutig die Bedrohung des "Internets der Dinge" durch Hacker mit den Anschlägen auf die Twin Towers vergleicht. Nur heute braucht man kein Flugzeug mehr zu kapern, es reicht, ganz simple mit USB-Stick oder Email-Anhang die Kontrolle über eine banale Pumpe im Kühlsystem zu übernehmen. Zwar geht es zusammen mit Dawais Schwester Lien (Tang Wei) über Chicago, Los Angeles, Hong Kong und Malaysia nach Jakarta, doch Regisseur Michael Mann umkurvt auch hier ganz knapp die Klischees des Action- und Agenten-Films. Denn samt ausländischem Bösewicht Sadak (der Niederländer Yorick van Wageningen) könnte alles auch als langweiliger Bond-Film durchlaufen.

Doch Mann packt mit anderen Schwerpunkten. Mit der Figurenkonstellation, deren Poster-Boy Chris Hemsworth eher mitgeschleppt wird, die aber durch die FBI-Agentin Carol Barrett (Viola Davis) und Hathaways Aufpasser, Marshall Mark Jessup (Holt McCallany) reizvoll erweitert wird. Da wirkt dann Atmosphäre statt Gerede zwischen den Personen. Die Spannung hält das "Wie" dauernd aufrecht. Nicht das "Wie wurden die Computer gehackt?", das ist sofort klar. Sondern, wie Mann das gemacht hat: Wie schon "Miami Vice" ist auch "Blackhat" ein Musterbeispiel der Veredelung von Banalem durch exzellentes bis geniales Handwerk.

Was man in diesem Film sieht, macht den Unterschied zwischen Massenware und Können - dies gewisse Etwas, die Zutat von Michael Mann.

(RP)
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