An den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen werden immer mehr solcher Turbo-Studiengänge angeboten. Innerhalb dieser Studiengänge werden Bachelor-Absolventen binnen vier Jahren nicht nur zum Master-Abschluss, sondern auch zur Promotion geführt. Dafür müssen sie allerdings an Zusatzveranstaltungen teilnehmen und dort exzellente Leistungen erbringen.

Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät der Technischen Universität Dortmund bietet seit dem Wintersemester 2010/11 unter bestimmten Voraussetzungen ihren Studenten an, ohne ein abgeschlossenes Master-Studium zu promovieren. Ab dem dritten Semester im Master können Studenten, die zum Fast-Track-Master zugelassen werden, schon an Veranstaltungen teilnehmen, die für die Promotion gefordert werden. Der Vorteil: Dadurch sparen sie im Vergleich zu normalen Masterabsolventen mindestens ein Semester auf dem Weg zur Promotion. Um aber in das Turbo-Doktor-Programm der TU Dortmund zu wechseln, muss man ein einschlägiges Hochschulstudium von mindestens sechs Semestern mit der Note "sehr gut" sowie daran anschließende promotionsvorbereitende Studien vorweisen. Der schnellste Weg führt besonders engagierte und talentierte Studenten also binnen vier Jahren vom Bachelor-Absolventen zum Doktor.

Auch an der Universität Duisburg-Essen ist ein Wechsel in einen sogenannten Fast-Track-Studiengang möglich. Hier besteht für Studenten mit hervorragenden Studienleistungen im Masterstudiengang "Politikmanagement" die Möglichkeit, nach nur einem Studienjahr ins Exzellenzprogramm der NRW School of Governance aufgenommen zu werden. Den talentiertesten Studenten wird somit innerhalb von nur zwei Jahren eine beschleunigte und strukturierte Promotion ermöglicht. Masterabschluss und Doktortitel können im Doppelpack geholt werden. Neben herausragenden Prüfungsleistungen müssen Studenten, die sich für einen Wechsel in das Intensivprogramm bewerben, auch eine "besondere charakterliche Eignung" nachweisen. Die Fakultät setzt Leistungsbereitschaft und Durchsetzungsvermögen voraus. Gewünscht ist zudem soziales und zivilgesellschaftliches Engagement. Den Studenten wird somit ermöglicht, in nur zwei Folgejahren den Promotionsgrad inklusive des Master-Abschlusses zu erlangen. Gefördert wird das Exzellenzprogramm bereits seit 2007 von der Stiftung Mercator.

An der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf können Bachelor-Absolventen unter bestimmten Voraussetzungen zur Promotion zugelassen werden. Dafür müssen folgende Kriterien erfüllt sein: Die Bachelor-Gesamtnote muss besser als 1,5 sein, und es müssen promotionsvorbereitende Studien im Rahmen des Studiengangs - in denen exzellente Leistungen erbracht wurden - nachgewiesen werden. Die Regeln zur Feststellung der Exzellenz im Master-Studiengang sind studienspezifisch und stehen in der jeweiligen Promotionsordnung. Möglich sind Fast-Track-Promotionen in den Master-Studiengängen Biochemie, Biologie, Chemie, Informatik, Mathematik und Physik.

Die Vorteile der Fast-Track-Promotionen liegen auf der Hand: Nie war es schneller möglich, in jungen Jahren einen Doktortitel zu erwerben, der bei potentiellen Arbeitgebern Eindruck machen kann. Kritiker sehen aufgrund der eng strukturierten Schnellstudiengänge das Problem, dass kaum noch die Möglichkeit bestehe, theoretisch Erlerntes in der Praxis zu erproben. Festzuhalten bleibt, dass der Turbo-Doktor vor allem für besonders ambitionierte Studenten gedacht ist.