Acht Siege Kanuten bei Heim-WM im Goldrausch

Goldrausch beim Heimspiel: Die deutschen Kanuten sind der Konkurrenz bei den Weltmeisterschaften in Duisburg unaufhaltsam davongepaddelt und haben acht Goldmedaillen an Land gezogen. Mit zusätzlich sechs zweiten und zwei dritten Plätzen behauptete der erfolgreichste deutsche Sommersportverband bei den stimmungsvollen Titelkämpfen auf der Wedau-Regattastrecke seine internationale Vormachtstellung neben Ungarn eindrucksvoll.

 Auch der Vierer der Frauen zählte zu den Gewinnern bei der Kanu-WM in Duisburg.

Auch der Vierer der Frauen zählte zu den Gewinnern bei der Kanu-WM in Duisburg.

Foto: dpa, Roland Weihrauch

"Ich hatte mir einiges erhofft. Aber ich hätte nie damit gerechnet, dass wir so etwas schaffen. Unser Team ist über sich hinausgewachsen. Das war beste Werbung für den Kanusport", sagte Verbandspräsident Thomas Konietzko, der angesichts der Medaillenflut im Überschwang der Gefühle die Zuschauer zu La Ola animierte.

Die starke Ausbeute von drei Gold-, drei Silber- und einer Bronzemedaille in den besonders wichtigen zwölf olympischen Klassen veranlasste den eher zurückhaltenden Cheftrainer Reiner Kießler derweil zu einem dicken Lob an seine bärenstarke Athleten: "Ich kann nur den Hut ziehen. Wir haben dem großen Druck standgehalten."

Neben seinen Top-Leuten konnte sich der Deutsche Kanu-Verband (DKV) auch auf den Nachwuchs verlassen. Das stimmte Sportdirektor Jens Kahl mit Blick auf das Fernziel Olympische Sommerspiele in Rio 2016 optimistisch. "Da sind wir auf einem sehr guten Weg. Unser Konzept stimmt. Es ist Wahnsinn, wie unsere Athleten die Vorgaben immer wieder umsetzen", sagte Kahl.

Aus einer starken deutschen Mannschaft ragte das Erfolgsduo Franziska Weber/Tina Dietze (Potsdam/Leipzig) heraus. Mit Gold im olympischen Kajak-Zweier über 500 m erfüllten die Olympiasiegerinnen bereits am Samstag ihre hohe Zielsetzung. Am zweiten Finaltag legten sie Gold im nichtolympischen Zweier über 200 m nach. Gemeinsam mit der viermaligen Olympiasiegerin Katrin Wagner-Augustin (Potsdam) und Verena Hantl (Karlsruhe) holten sie zudem Silber im olympischen Vierer.

Die 35-jährige Wagner-Augustin verpasste dadurch allerdings ihr elftes WM-Gold. Schon im Kajak-Einer über die olympischen 500 m musste sich die deutsche Galionsfigur Danuta Kozak geschlagen geben. "Ich dachte, ich könnte den starken Start bis ins Ziel durchhalten, doch die Ungarin hatte etwas dagegen", sagte Wagner-Augustin.

Große Emotionen zeigte der Olympiadritte Max Hoff (Essen) nach seinem fünften WM-Titel. Der 30-Jährige reckte nach der Zieldurchfahrt im Kajak-Einer nach 1000 m die Faust in die Höhe und brüllte seine Freude lautstark heraus. "Das ist unglaublich geil.
Ich habe unheimlich viel dafür getan", sagte Hoff.

Sichtlich stolz blickten auch Max Rendschmidt/Marcus Groß (Essen/Berlin) nach ihrem Sieg im olympischen Kajak-Zweier auf ihr erstes WM-Gold. "Das ist so befriedigend, dass wir es auch bei der WM können", sagte Groß, der mit seinem Partner in dieser Saison schon den EM-Titel gewonnen hatte.

Canadier-Olympiasieger Sebastian Brendel verpasste im olympischen Einer über 1000 m als Zweiter zwar Gold, der 25-Jährige aus Potsdam holte seinen ersten WM-Titel auf den nichtolympischen 5000 m aber nach. "Ich freue mich riesig, dass es endlich geklappt hat. Da zahlt sich der Heimvorteil aus", sagte Brendel angesichts der lautstarken Unterstützung von den Tribünen.

Für weitere goldene Höhepunkte in den nichtolympischen Klassen sorgten aus deutscher Sicht Tom Liebscher (Dresden) im Kajak-Einer über 500 m, der Canadier-Zweier mit den Leipzigern Robert Nuck/Stefan Holtz über 200 m und der Canadier-Vierer über 1000 m.

Eine Baustelle des DKV bleibt aber die in London 2012 erstmals bei Olympischen Spielen eingeführte Sprintstrecke. In den vier olympischen Klassen über 200 m sorgten Ronald Rauhe/Jonas Ems (Potsdam/Essen) im Kajak-Zweier mit Bronze zwar für einen Lichtblick, Liebscher und Anne Knorr (Leipzig) scheiterten aber im Kajak-Einer ebenso im Halbfinale wie Stefan Kiraj (Potsdam) im Canadier-Einer. "Das ist eine Enttäuschung. Wir müssen analysieren, was da schiefgelaufen ist", sagte Konietzko.

(sid)
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