Nahverkehr VRR rechnet kilometergenau ab

Gelsenkirchen · Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr startet in die nächste Phase seines Testlaufs für seinen neuen Smartphone-Tarif „Next-Ticket“. Das besondere an dem Tarif: Er wird auf den Kilometer genau abgerechnet.

 Das Logo des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr an einem Ticket-Automaten. Für den neuen Tarif sind diese nicht mehr nötig. Das Next-Ticket gibt es nur auf dem Smartphone.

Das Logo des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr an einem Ticket-Automaten. Für den neuen Tarif sind diese nicht mehr nötig. Das Next-Ticket gibt es nur auf dem Smartphone.

Foto: dpa/dpa, mg fdt

Federführend bei dem Feldversuch mit dem Next-Ticket sind die Bochumer Verkehrsbetriebe. Dort gab NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) am Montag den Startschuss für die nächste Test-Phase.

 So sieht die neue App des VRR für den kilometergenauen Tarif NextTicket auf einem iPhone aus.

So sieht die neue App des VRR für den kilometergenauen Tarif NextTicket auf einem iPhone aus.

Foto: RP/Maximilian Plück

In den kommenden Wochen will der VRR nun überprüfen, ob das Konzept aufgeht, das sich in erster Linie an all jene Kunden richten soll, die spontan mit Bus oder Bahn unterwegs sein wollen, ohne sich dafür ein Monatsticket zu kaufen. Fahrten werden nun nicht mehr nach verschiedenen Tarifzonen abgerechnet, sondern auf den Kilometer genau. Der Fahrgast checkt sich dafür bei Fahrtantritt einmal über seine Next-Ticket-App ein, sobald er die Fahrt beendet, gibt er der App noch einmal zu verstehen, dass er ausgestiegen ist.

 Die wichtigsten Details der zweiten Testphase.

Die wichtigsten Details der zweiten Testphase.

Foto: RP/VRR

“Fahrgäste zahlen immer nur die Leistungen, die sie tatsächlich auch in Anspruch nehmen“, erklärte der VRR.

Bis Ende August erfasst die Next-Ticket-App Fahrten und berechnet automatisiert den Preis für die zurückgelegten Kilometer. Das bedeutet allerdings, dass Kunden auf einzelnen Strecken auch mehr zur Kasse gebeten werden können.

Der Fahrpreis setzt sich aus einem Festpreis zwischen 1,40 und 1,45 Euro pro Fahrt und einem sogenannten Leistungspreis, der 20 Cent pro Kilometer beträgt. Auch mehrere Personen können auf einen Schlag mit einem Account fahren. Deren Anzahl wird dann vor Fahrantritt in der App angegeben.

Lothar Ebbers vom Fahrgastverband Pro Bahn NRW erläutert, dass der alte VRR-Tarif wegen seiner Einfachheit automatisch zu Ungerechtigkeiten führte: „Mit einem Ticket der Preisstufe B kann man eine Fahrt von Oberhausen nach Duisburg antreten, das sind acht Kilometer Distanz. Allerdings ist in der Preisstufe B auch eine Fahrt von Oberhausen nach Düsseldorf möglich, immerhin 32 Kilometer.“ Kunden müssen also genau hinschauen, ob sich der neue Tarif überhaupt lohnt.

Damit das System preislich nicht ausufert, hat der VRR eine Obergrenze eingebaut: „Fahrgäste zahlen nie mehr als 15,30 Euro pro Fahrt in der 2. Klasse. Zudem ist jede fünfte Fahrt eines Erwachsenen in der 2. Klasse kostenlos, egal wie weit im VRR“, teilte der Verbund mit.

Bis zum Herbst will der VRR die Ergebnisse der Testphase auswerten und dann entscheiden, wie er weiter verfahren will. Die Hauptkrücke an dem System dürfte das Auschecken am Ende der Fahrt sein. Erfahrungen mit einem solchen Check-in-check-out-System gibt es beispielsweise in den Niederlanden, sagt Ebbers von Pro Bahn. „Dort vergessen zwischen einem und zwei Prozent der Fahrgäste auszuchecken.“ Die dortigen Verkehrsunternehmen bieten allerdings aus Kulanz an, eine bestimmte Anzahl von vergessenen Auscheck-Versuchen nachzumelden. Zu viel gezahltes Geld wird dann erstattet.

Um das Problem in den Griff zu bekommen, arbeiten verschiedene Anbieter deshalb schon an sogenannten Check-in-be-out-Systemen. Dabei muss der Kunde nur beim Fahrtantritt einmal signalisieren, dass er einsteigt. Den Rest übernimmt das Smartphone. Es registriert, wenn der Kunde aus der Bahn oder dem Bus aussteigt. Das geht beispielsweise über Bluetooth oder W-Lan, setzt aber eine entsprechende Infrastruktur in den Fahrzeugen oder an den Haltestellen voraus.

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