Steuer-Affäre erreicht die USA Vier-Millionen-CD bringt Fahndern 28 Millionen Euro

Bochum (RPO). Vier Millionen Euro haben die gestohlenen Steuer-Daten aus Liechtenstein gekostet – eine ungerechtfertigt hohe Summe? Nein, sagen die Ermittler. Abschlagszahlungen in Höhe von 28 Millionen Euro hätten die ertappten Steuerhinterzieher bereits an das Finanzamt überwiesen. Und das ist nur der Anfang. Die Affäre weitet sich indes auf die USA aus: US-Behörden ermitteln gegen 100 Verdächtige.

Bochum (RPO). Vier Millionen Euro haben die gestohlenen Steuer-Daten aus Liechtenstein gekostet — eine ungerechtfertigt hohe Summe? Nein, sagen die Ermittler. Abschlagszahlungen in Höhe von 28 Millionen Euro hätten die ertappten Steuerhinterzieher bereits an das Finanzamt überwiesen. Und das ist nur der Anfang. Die Affäre weitet sich indes auf die USA aus: US-Behörden ermitteln gegen 100 Verdächtige.

Die Steuer-Daten aus Liechtenstein sind nicht nur für die deutschen Behörden profitabel. Auch die USA ermitteln gegen mögliche Steuersünder. Die US-Finanzbehörde IRS hat nach eigenen Angaben vom Dienstag Ermittlungen gegen mehr als hundert Steuerpflichtige in den vereinigten Staaten eingeleitet.

Laut einer Erklärung der US-Steuerbehörde geht es dabei um den Verdacht der Steuerhinterziehung mithilfe von liechtensteinischen Finanzinstitutionen. Die Ermittlungen der US-Behörden sollten "sicherstellen, dass Einkünfte korrekt angegeben und versteuert wurden", hieß es in der Erklärung weiter. "Nach den jüngsten Ereignissen muss klar sein, dass es keinen sicheren Ort für Steuerhinterziehung geben darf."

In Deutschland konzentrierten sich die Ermittlungen zunächst auf rund 150 Beschuldigte. Razzien gab es bisher nur im Westen: Dabei stand der Großraum München mit 34 Fällen ganz oben auf der Liste der Fahnder. Weitere Schwerpunkte waren Hamburg und Umgebung mit 30 Fällen, Stuttgart mit 24 Fällen und Frankfurt mit 17 Fällen. Außerdem gingen die Fahnder 15 Fällen in Nordrhein-Westfalen nach.

Insgesamt 91 Beschuldigte hätten bereits ein Geständnis abgelegt, sagte der Leiter der Bochumer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität, Oberstaatsanwalt Hans-Ulrich Krück, am Dienstag. Außerdem gingen bei den Fahndern bislang 72 Selbstanzeigen ein, mit steigender Tendenz.

Nach Angaben der Bochumer Staatsanwaltschaft haben ertappte Steuerhinterzieher bereits an die 28 Millionen Euro an Abschlagszahlungen an die Finanzbehörden überwiesen. Weitere Zahlungen in ähnlicher Höhe seien bereits avisiert.

Die bisher überprüften Stiftungen verfügten nach Angaben der Fahnder über ein Kapital von weit mehr als 200 Millionen Euro. Durch das Verschweigen dieses Kapitals und der darauf entfallenden Kapitalerträge seien Steuern in immenser Höhe hinterzogen worden, sagte Krück. Durch den Ermittlungsdruck nimmt die Zahl der Selbstanzeigen nach Angaben der Fahnder ständig zu. Auch hier sei mit nicht unerheblichen Steuernachzahlungen zu rechnen. Derzeit würden die Selbstanzeigen allerdings noch auf Vollständigkeit und Wirksamkeit überprüft. Dabei gehe es insbesondere um die Frage, ob sie noch so rechtzeitig erfolgt seien, dass sie strafbefreiend wirken könnten.

Angeblich immer mehr Banken im Visier der Ermittler Außer gegen die Steuersünder ermittelten die Fahnder auch gegen einzelne Mitarbeiter dreier deutscher Banken. Sie stehen im Verdacht, den Kunden Beihilfe zur Steuerhinterziehung via Liechtenstein geleistet zu haben. Bei diesen Banken prüften die Fahnder im Rahmen ihrer Durchsuchungen auch, ob dieser "Liechtenstein-Service" auch weiteren Kunden geboten wurde. Insgesamt beteiligten sich acht Staatsanwälte und 139 Steuerfahnder aus Nordrhein-Westfalen an den Ermittlungen. Unterstützt wurden sie durch 20 Beamte des Wirtschaftskommissariats der Polizei Essen, sowie durch Beamte der Steuerfahndung vor Ort.

Bei ihren Ermittlungen entdeckten die Steuerfahnder Krück zufolge auch Hinweise auf eine zweite Auslands-Bank, die Hilfestellung bei der Verwaltung der Anlagegelder geboten haben soll - neben der hauptsächlich im Visier der Fahnder stehenden Liechtensteiner LGT-Bank. Den Namen der Bank nannte der Ermittler nicht.

Doch reichte ein Bericht der "Süddeutschen Zeitung", es handele sich um die schweizerische Vontobel Treuhand AG, um die Aktie der Züricher Vermögensverwaltungsbank an der Schweizer Börse SWX in den Keller zu schicken. Das Papier verlor zeitweise fast 10 Prozent an Wert. Nach Informationen des "Handelsblatts" (Mittwochausgabe) geraten immer mehr Banken in das Visier der Fahnder. Der Zeitung zufolge verfügen die Ermittler über detaillierte Informationen über den gesamten Geldtransfer bis hin zu Gesprächsnotizen zwischen deutschen Bankern und ihren Kunden. Die Fahnder sind demnach nun dabei auszuwerten, welche Banken und Mitarbeiter nicht nur bei legalen Geldanlagen behilflich waren, sondern sich auch an Steuerbetrug beteiligten.

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