Steuersünder - die neuen Asozialen?

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Wir dokumentieren die Pressestimmen nach dem ersten Razzia-Tag im deutschen Steuer-Skandal.
Rheinische Post: "Man wird den Verdacht nicht los, dass allzu viel Druck bei der Steuerkriminalität als ein Standortnachteil wahrgenommen wird. Auch bei der Masse der Wähler ist das Finanzamt mit seinen Forderungen nur populär, wenn es um die Zumwinkels geht. Die Frage 'Brauchen Sie 'ne Rechnung?' jedenfalls wurde bestimmt auch gestern wieder einer Menge Leute in Deutschland gestellt."
Die Welt: "Bei hinreichender Prominenz ist die Unschuldsvermutung schnell dahin. Bevor nun die Republik in Selbstgerechtigkeit verfällt, darf daran erinnert werden, dass die verbreitetste Form der Steuerverkürzung die Schwarzarbeit ist."
Westdeutsche Allgemeine Zeitung: "Selbst der gekrampft wirkende Versuch, den Skandal der Reichen als das Versagen der Elite hochzujazzen, zeigt einmal mehr: Wenn die Deutschen etwas skandalisieren, dann richtig."

Bild-Zeitung: "ie kleine Steuersünde, die schwarz beschäftigte Putzfrau, der schnelle Betrug im Fahrtenbuch. Viele sind dabei, kaum einer bereut es. Seitenlange Steuerformulare, zu hohe Steuersätze, eine riesige Abgabenlast, Abschreibungsmöglichkeiten, die nur Fachleute verstehen - all das hat uns steuermüde gemacht."
Berliner Morgenpost: "Mehr Gesetze helfen jedenfalls nicht, solange Steuerzahler und Steuerverschwender sich einig sind, dass die Regeln immer nur für die anderen gelten sollen."
Stuttgarter Zeitung: "Der Steuerskandal heizt eine Vertrauenskrise an, die den Zusammenhalt unseres Gemeinwesens gefährdet. "
Nürnberger Nachrichten: "Der größte Teil der deutschen Steuerhinterziehung spielt sich nicht in Luxemburg, Monaco oder Liechtenstein ab, sondern mitten im eigenen Lande. Und da hilft dauerhaft kein spektakulär operierender Geheimdienst, sondern nur eine bessere Ausstattung der Finanzämter mit Steuerfahndern."

Neue Osnabrücker Zetung: "Parallel dazu muss endlich auch an die Wurzel des Übels gegangen werden - unser viel zu kompliziertes und überfrachtetes Steuersystem. Es lädt leider zum Missbrauch ein. Der Reiche sucht und findet Schlupflöcher im Ausland, während der kleine Mann sich durch Schwarzarbeit schadlos hält."
Rhein-Neckar-Zeitung: "Die Steueraffäre wird aber die immer wieder zitierten Leistungsträger insgesamt diskreditieren und sie könnte - darauf darf man gespannt sein - sogar die klassische linke Sozialneidpartei stärken. Der erste Test darauf steht nächsten Sonntag in Hamburg an."
Westdeutsche Zeitung: "Natürlich lebt Marktwirtschaft davon, dass Menschen in einem gewissen Maße gierig sind. Wird diese Gier jedoch grenzenlos, dann führt das zu einer gefährlichen Wirtschaftsverdrossenheit. Die Folge davon werden wir schon am Sonntag bei der Hamburg-Wahl sehen, wenn zur politischen Herde jede Menge weitere tiefrote Schafe stoßen."
Berliner Kurier: "Viele Steuerfahnder bringen auch viel Geld in die Staatskasse. Die Beamten sind ihr Geld wert, das sie verdienen. Längst hätte man neue Stellen schaffen müssen. Steuersünder gibt es nicht erst seit gestern. So ist das Geschrei der Politiker nach mehr Personal Heuchelei."
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