Der "Amazon-Effekt" fordert ein weiteres Opfer Toys R Us meldet Insolvenz an - Playmobil betroffen

New York · Die Insolvenz der Spielzeugkette Toys R Us zeigt einmal mehr, wie die Branche unter der Übermacht von Online-Händlern wie Amazon ächzt. Ein Ende der Leidenszeit scheint nicht in Sicht. Der Niedergang des klassischen Einzelhandels in den USA zieht damit weitere Kreise.

 Kunden in einem Toys R Us in Miami.

Kunden in einem Toys R Us in Miami.

Foto: ap, AD

US-Spielwarenhändler Toys"R"Us beantragte nach eigenen Angaben Gläubigerschutz nach US-Insolvenzrecht und will damit seine Schuldenlast reduzieren. Die Kette zählt in den USA seit Jahrzehnten zum festen Bestandteil des Spielwarenmarktes. Die weltweit rund 1600 Geschäfte von Toys"R"Us sollen ungeachtet der Insolvenz aber weiter geöffnet bleiben.

Mit dem Insolvenzantrag will Toys"R"Us nach eigenen Angaben eine "Neustrukturierung der Schulden" und eine "nachhaltige Kapitalstruktur" erreichen, mit der in langfristiges Wachstum investiert werden soll.

Auf dem Unternehmen lasten rund fünf Milliarden Dollar (4,2 Milliarden Euro) Schulden. Die US-Bank JPMorgan will mit einer Finanzspritze von drei Milliarden Dollar die finanzielle Lage von Toys"R"Us während des Insolvenzverfahrens verbessern.

Der Spielwarenkette zufolge sind von dem Verfahren keine Aktivitäten außerhalb der USA und Kanadas betroffen. Die Toys"R"Us GmbH in Köln teilte mit, die Gesellschaften der US-Handelskette in Europa, Asien und Australien seien "nicht Teil des derzeit in den USA und Kanada stattfindenden Restrukturierungsprozesses". Dieser sei "wohlüberlegt" und "zum Zweck der Rückkehr auf eine nachhaltige Erfolgsspur" getroffen worden.

"Weltweit stehen sowohl die Toys"R"Us Märkte als auch die Online-Shops den Kunden wie gewohnt zur Verfügung", teilte die deutsche GmbH mit. Bei dem Insolvenzverfahren in den USA handle es sich "weder um eine Geschäftsauflösung noch einen Konkurs nach deutschem Verständnis".

Wie die "Wirtschaftswoche" unter Berufung auf die Insolvenzunterlagen berichtete, trifft die Insolvenz aber auch europäische Spielwarenhersteller wie Lego und Playmobil.

Die beiden Unternehmen gehören demnach zu den 50 größten Gläubigern des Unternehmens. Lego habe offene Forderungen in Höhe von 31,6 Millionen Dollar, bei Playmobil USA seien es 2,5 Millionen Dollar, berichtete die "Wirtschaftswoche". Weder Lego noch Playmobil wollten sich dazu äußern.

Der US-Spielwarenkette Toys"R"Us macht neben den hohen Schulden insbesondere die wachsende Konkurrenz durch Online-Händler wie den US-Internetkonzern Amazon zu schaffen. Weltweit betreibt Toys"R"Us rund 1600 Läden von denen dem Unternehmen zufolge die "große Mehrheit" profitabel ist.

Allerdings hatte Toys"R"Us im Juni einen Rückgang um 4,1 Prozent bei den Umsätzen in den Läden für das erste Quartal 2017 verkünden müssen. Verantwortlich dafür machte das Unternehmen eine "sehr aggressive" Preispolitik seiner Wettbewerber.

Die 1948 gegründete Kette hat nach eigenen Angaben 23 Prozent Anteil am weltweiten Handel mit Spielzeug und beschäftigt 65.000 Mitarbeiter. Neben Spielsachen verkauft Toys"R"Us auch Produkte für Babys. 2005 hatten Investoren um die US-Firmen KKR und Bain Capital die Spielwarenkette übernommen.

(csr)
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