Kohle-Milliarden Stiftung prüft Aufstockung bei Thyssen-Aufzügen

Essen · Noch vor dem Closing des Milliarden-Deals stellt die RAG-Stiftung eine Erhöhung des Anteils an Thyssenkrupp Elevator in Aussicht. Wie es beim leck geschlagenen Autobauer E.Go weitergeht, lässt sie offen.

 Thyssenkrupp-Aufzüge gehören bald zur RAG-Stiftung.

Thyssenkrupp-Aufzüge gehören bald zur RAG-Stiftung.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Zum ersten Mal musste die RAG-Stiftung im vergangenen Jahr die Ewigkeitskosten des Bergbaus tragen – und hat die Feuertaufe bestanden. 291 Millionen Euro wurden fällig, und doch blieb Ende 2019 ein Vermögen von 18,7 Milliarden Euro. „Die RAG-Stiftung ist auch in der Corona-Krise robust aufgestellt. Wir können all unseren Verpflichtungen vollumfänglich nachkommen“, sagte Vorstands-Chef Bernd Tönjes bei der Vorstellung der Bilanz. Für Wirbel sorgt dagegen der Einstieg beim Aufzugsgeschäft von Thyssenkrupp mit rund einer Milliarde Euro.

Nun sind die Partner der Stiftung, die Finanzinvestoren Advent und Cinven, in Heuschrecken-Manier dabei, ihren Eigenkapital-Teil zu senken und mehr Fremdkapital an Bord zu nehmen. Auf die Frage, ob sie auch die Stiftung angesprochen haben und nun im Gegenzug ihren Anteil erhöhen wolle, sagte Finanzchef Jürgen Rupp: „Vorerst werden wir uns zurückhalten. Was übermorgen ist, weiß ich nicht.“  Sein Chef Tönjes wurde konkreter: Man könne sich vorstellen, den Anteil später auch zu erhöhen. „Die Corona-Krise ändert nichts an unserer Überzeugung, dass Elevator über nachhaltiges Wachstumspotenzial verfügt.“  So gebe es auch regelmäßig Anfragen bezüglich des Verkaufs von Unternehmensbereichen. Als Teil des von den Investoren Advent und Cinven geführten Konsortiums habe man das Ziel, Elevator nachhaltig weiterzuentwickeln und seinen Mitarbeitern gute Perspektiven zu verschaffen. Mit dem Closing des Deals rechnet die Stiftung im Juni oder Juli. Ob sie einen Platz im Aufsichtsrat beanspruchen wolle, wollte Rupp nicht sagen.

 Eine weniger glückliche Hand hat die Stiftung beim Elektroauto-Bauer E.Go, der im April unter den staatlichen Schutzschirm flüchten musste. Das Geld, das man sich von einem chinesischen Investor erhofft hatte, floss dann zunächst doch nicht. Ob die Stiftung ihren Anteil nun erhöhen oder sich gar zurückziehen will, wollte die Stiftung nicht sagen. „Wir warten die weitere Entwicklung ab und werden dann entscheiden“, sagte Finanzchef Jürgen Rupp nur.

Größte Einnahmequelle der Stiftung bleibt Evonik, auch wenn sie unlängst ihren Anteil auf 58,9 Prozent verringert hat. Der Chemiekonzern lieferte im vergangenen Jahr 51 Prozent des Gewinns ab und steht noch für 44 Prozent des Stiftungsvermögens. „Die viel zitierte Abhängigkeit der RAG-Stiftung von der Entwicklung der Evonik ist eine Geschichte von gestern“, sagte Rupp. „Der Vorstand Vorstand von Evonik managt die aktuelle Krise sehr gut“, lobte Tönjes, der auch Chefkontrolleur bei Evonik ist. Doch auch Evonik kommt nicht ohne Kurzarbeit aus: „Zurzeit sind etwa 300 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Dies sind im industrieübergreifenden Maßstab sehr wenige“, so Tönjes. Zudem würden die Anlagen von Evonik „weiterhin mit einer verhältnismäßig guten Auslastung laufen“.

Zu den Ewigkeitskosten gehört vor allem das Pumpen des Grubenwassers. „Niemand wird, auch nicht in seinem Home-Office, nasse Füße bekommen“, scherzte Tönjes. Voran kommt auch der Rückbau der Zechenanlagen Ibbenbüren und Prosper Haniel, wo Ende 2018 Schicht im Schacht war. Anhaltend Ärger gibt es dagegen im Saarland, wo die Genehmigungen nicht vorankommen. „Im Saarland ist die Situation sehr unbefriedigend. Die RAG kann hier leider von keinem nennenswerten Vorankommen bei den Stilllegungen berichten“, bedauerte Tönjes. Seit der Einstellung des saarländischen Kohleabbaus 2012 seien inzwischen fast acht Jahre vergangen, in denen unnötigerweise große Energiemengen für das Pumpen von Wasser eingesetzt werden mussten.

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