So läuft der Lufthansa-Streik Lufthansa schließt Gespräche mit Piloten aus

Frankfurt/Main · Die Lufthansa geht trotz eines massiven Streiks vorerst nicht auf die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit zu. "Wir warten den Streik erst mal ab. Über Gespräche machen wir uns danach Gedanken", sagte Werner Knorr, Chefpilot der Lufthansa, am Mittwoch. Eine schnelle Lösung ist demnach nicht in Sicht.

So läuft der erste Streiktag
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Die Gewerkschaft bestreikt die Airline bis Freitag und legt damit dem Flugverkehr weitgehend lahm. Die Gewerkschaft fordert für die 5400 Piloten mehr Geld und die Beibehaltung der betriebsinternen Frührente. Vor der Rückkehr an den Verhandlungstisch pochen die Piloten auf eine neues Tarifangebot der Lufthansa.

"Lufthansa ist Wolf im Schafspelz"

Bislang lehnen die streikenden Lufthansa-Piloten die Angebote der Konzernleitung ab. Markus Wahl von der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) sprach am Mittwochmorgen am Flughafen Frankfurt von einer "Mogelpackung": Die Angebote seien immer die gleichen. "Für uns ist Lufthansa klar der Wolf im Schafspelz."

Die Piloten machten trotzdem deutlich, dass sie bis nach den Osterferien die Arbeit nicht noch einmal die Arbeit niederlegen werden. "Sollte uns natürlich Lufthansa danach zwingen, erneut in den Ausstand zu gehen, müssen wir das tun", fügte er hinzu.

Auslöser für den Streik sind die Übergangsrenten

Die Gewerkschaft hatte die rund 5400 Kapitäne und Co-Piloten zu dem Streik aufgerufen, der um Mitternacht begann. Anlass der Aktion sind die von Lufthansa einseitig gekündigten Übergangsrenten, die den Piloten bislang ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Beruf ermöglichten. Offen ist zudem der Tarifvertrag zu den Gehältern, bei dem die VC ein Plus von knapp 10 Prozent verlangt.

74 Prozent der Deutschen halten Forderungen für überzogen

Auch die Piloten der Tochter Germanwings haben die Arbeit niedergelegt. Von dem größten Streik in der Lufthansa-Unternehmensgeschichte sind 425.000 Fluggäste betroffen. An den beiden größten deutschen Flughäfen in Frankfurt und München war die Lage zunächst ruhig. "Aktuell läuft alles im geregelten Maße, die Leute wurden gut informiert, alles ruhig derzeit im Terminal", sagte ein Sprecher vom Airport Duty Management des Frankfurter Flughafens. Es seien genügend Feldbetten aufgestellt worden und Verpflegungsstationen sowie Familienbereiche für Reisende mit kleinen Kindern eingerichtet worden. "Es sind wenige Leute, die ohne Vorkenntnisse hier her kamen."

Die Bundesbürger haben eine klare Meinung zum Pilotenstreik bei der Lufthansa, der derzeit weite Teile des Luftverkehrs in Deutschland lahm legt: 74 Prozent und damit knapp Dreiviertel der Deutschen halten die Forderungen der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) nach mehr Geld und Beibehaltung der betriebsinternen Frührente für ungerechtfertigt und überzogen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Forsa-Umfrage. Danach sagen 21 Prozent der Befragten, das geforderte Gehaltsplus von 10 Prozent sei gerechtfertigt.

Bundesverkehrsminister Dobrindt appeliert an beide Seiten

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) rief den Konzern und die Pilotengewerkschaft zu einer schnellen Einigung im Tarifstreit auf. "Jeder Tag mit Streik schränkt die Mobilität Hunderttausender Menschen ein. Das heißt, eine schnelle Lösung des Konflikts ist geboten und ist auch im Interesse der Tarifparteien", sagte der Minister. Dobrindt appellierte an das Verantwortungsbewusstsein beider Seiten: "Tarifautonomie und Streikrecht sind ein hohes Gut. Das bedingt auch ein hohes Verantwortungsbewusstsein eines jeden Tarifpartners." Analysten bezifferten die möglichen Ergebniseinbußen für die Lufthansa auf bis zu 50 Millionen Euro.

Leere Abflughallen in NRW

Der Pilotenstreik bei der Lufthansa hat auch an den Flughäfen in Nordrhein-Westfalen am Mittwochmorgen zu leeren Abflughallen geführt. Vor den Schaltern sei es nahezu menschenleer, sagte ein Sprecher des Düsseldorfer Airports. Vor allem die Geschäftsreisenden hätten sich rechtzeitig über Flugausfälle erkundigt und umgebucht.

In Düsseldorf hat die Lufthansa rund drei Viertel der 140 Ankünfte und Abflüge gestrichen. In Köln/Bonn sollten es laut Internetseite des Flughafens am Mittwoch nur 36 von 153 geplanten Starts und Landungen von Lufthansa und ihrer Tochtergesellschaft Germanwings geben. Auch in Münster-Osnabrück und Dortmund werden nach Angaben von Flughafen-Sprechern Verbindungen gestrichen.

(dpa)
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