Deutsche Bank setzt weiter auf Doppelspitze Jürgen Fitschen bleibt bis 2017

Frankfurt · Die Deutsche Bank wird auch in den nächsten vier Jahren von einer Doppelspitze geführt. Der Vertrag von Co-Chef Jürgen Fitschen werde um zwei Jahre bis 2017 verlängert, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Person am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters.

Darauf habe sich der Präsidialausschuss des Aufsichtsrats verständigt. "Damit will man jede Nachfolgedebatte im Keim ersticken", betonte einer der Insider. Der Vertrag von Co-Chef Anshu Jain, der seit Juni 2012 zusammen mit dem 65-jährigen Fitschen an der Spitze von Deutschlands größtem Geldhaus steht, läuft ohnehin bis 2017.

Mit der Entscheidung will das Institut zeigen, dass es Lehren aus der zähen Debatte um die Nachfolge von Ex-Chef Josef Ackermann gezogen hat, wie es in Finanzkreisen heißt. Die Diskussionen hatten sich damals viele Monate hingezogen, für Spannungen innerhalb der Bank gesorgt und dem Ansehen des Geldhauses geschadet. Fitschens Vertrag, der noch bis Frühling 2015 läuft, soll deshalb bereits jetzt verlängert werden und nicht - wie normalerweise üblich - erst ein Jahr vor dem Ende des Kontraktes.

Jain und Fitschen hätten Aufsichtsratchef Paul Achleitner gemeinsam darum gebeten, den Vertrag des Norddeutschen zu verlängern, sagte ein Insider. Im Oktober wolle der gesamte Aufsichtsrat dafür grünes Licht geben. "Das ist aber nur noch eine Formalität - es gibt keinen Widerspruch dagegen." Von der Deutschen Bank war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Fitschen, der in der heimischen Industrie und Politik bestens verdrahtet ist, gilt vielen als Gegengewicht zum Investmentbanker Jain. Der gebürtige Inder, der bei öffentlichen Auftritten kaum Deutsch spricht, war jahrelang Chef der Investmentbanksparte, die für zahlreiche Skandale verantwortlich war - unter anderem die Manipulation des Referenzzinssatzes Libor. Aktionäre wie die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) haben deshalb bereits im Frühjahr gefordert, den Vertrag von Fitschen zu verlängern. "Wir sehen Jain derzeit noch nicht als alleinigen Vorstandschef", sagte DSW-Geschäftsführer Klaus Nieding damals.

"In der Außendarstellung ist es weiter gut, dass Fitschen dabei bleibt", sagte eine mit den Überlegungen des Aufsichtsrats vertraute Person. "Ab 2017 wird aber ziemlich sicher nur noch ein Mann die Bank führen, und das ist Jain - es sei denn, es kommen irgendwelche neuen juristischen Geschichten hoch." Derzeit sei der 50-Jährige äußerst zufrieden mit der Doppelspitze. "Jain ist froh, dass er mit Fitschen jemanden hat, der ihn entlastet und die Kultur der Bank in Deutschland sehr gut kennt. Zugleich ist Fitschen niemand, der Jain gefährlich werden kann." Die Doppelspitze gilt in der Bank als Erfolgsmodell: "Jain und Fitschen harmonieren erstaunlich gut miteinander", berichtet ein Insider aus dem Aufsichtsrat. Innerhalb der Bank gebe es keinerlei Anzeichen für Konflikte. Das sind neue Töne in einem Institut, in dem sich die Londoner Investmentbanker und die Manager aus der Zentrale in Frankfurt viele Jahre nicht über den Weg trauten.

(REU)
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