Internetriese will an die New Yorker Börse Alibaba - Chinas Handelsplattform schlägt sogar Amazon

New York · Es könnte der größte Börsengang seit Facebook werden: Der chinesische Internetriese Alibaba hat nun offiziell den Startschuss dafür gegeben und einen Antrag auf Neuemission in New York eingereicht. Auch wenn das Unternehmen hierzulande recht unbekannt ist, so ist es im Reich der Mitte von enormer Bedeutung - und mit einem größeren Handelsvolumen als Ebay und Amazon zusammen.

Alibaba - der chinesische Online-Handelsplatz
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Foto: ap

Als Jack Ma noch als Englisch-Lehrer gearbeitet hatte, dürfte er wohl nicht im Geringsten geahnt haben, dass er einmal ein Unternehmen führen würde, dass 80 Prozent des Online-Handels in China abwickelt. Von April bis Dezember vergangenen Jahres lag der Umsatz bei 6,5 Milliarden Dollar, der Gewinn lag unter dem Strich bei 2,9 Milliarden Dollar. Analysten schätzen den Wert des Unternehmens auf 150 Milliarden Dollar.

Nun will sich Alibaba an die Börse wagen. Bekannt war dies schon länger, am Dienstag (Ortszeit) ging nach Angaben der US-Börsenaufsicht SEC der Auftrag zur Neuemission ein. Nach New York will das Unternehmen, weil hier die finanzstarken und internetverliebten Investoren sind. Aber noch ist vieles unklar in Bezug auf den Börsengang. Zum Beispiel, ob der Handelsplatz die New Yorker Börse oder die Nasdaq sein soll, wie viele Aktien ausgegeben werden sollen und wann der Börsengang kommen soll.

Das Debut wird im Sommer oder in der zweiten Jahreshälfte erwartet, US-Medien spekulieren über ein Volumen zwischen 15 und 20 Milliarden Dollar. Und sechs Geldinstitute, darunter die Deutsche Bank, sollen die Online-Handelsplattform den Anlegern schmackhaft machen. Angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung in China dürfte das vielleicht gar nicht so schwer werden.

Inklusive eigenem Bezahlsystem

231 Millionen Käufer und acht Millionen Verkäufer wickeln über die zum Konzern gehörenden Plattformen Taobao, Tmall und Juhuasuan ihre Geschäfte ab. Im vergangenen Jahr bezifferten sich diese auf 248 Milliarden Dollar. Damit ist das Handelsvolumen größer als von Ebay und Amazon zusammen. Im Unterschied zu Amazon bietet Alibaba aber keine eigenen Waren an, sondern bietet lediglich die Plattform für insbesondere kleinere Unternehmen, ihre Produkte online und international an den Mann zu bringen. Mit Alipay hat das Unternehmen auch ein eigenes Bezahlsystem am Start.

Die Mission von Alibaba, so schreibt der Konzern selbst auf seiner Webseite, sei es, den Handel überall zu erleichtern. Man habe das Unternehmen gegründet in dem Glauben, dass das Internet ein Spielfeld sei, um kleinen Unternehmen die Chance zum Wachstum zu geben und in den globalen Wettbewerb einzutreten. Und das nun schon seit Jahren mit Erfolg. Auch Cloud Computing wird angeboten, auch wenn dieser Bereich im Vergleich zu den Handelsaktivitäten noch recht gering ist.

Gegründet wurde Alibaba im Jahr 1999 von Jack Ma, einem ehemaligen Englischlehrer, und 17 weiteren Leuten in Hangzhou im Osten Chinas, wo sich auch heute noch das Hauptquartier befindet. Der Name sei gewählt worden, weil er sehr bekannt sei und sich in fast jeder Sprache leicht ausprechen lasse. Und er solle den berühmten Satz "Sesam öffne dich" in Erinnerung rufen, denn die Alibaba-Plattform öffne die Tür zum Glück für kleinere Unternehmen, wie es auf der Webseite heißt.

Anteile am chinesischen Twitter-Pedant

Heute hat das Unternehmen 73 Büros in China und 16 außerhalb. Es beschäftigt mehr als 20.000 Menschen auf der ganzen Welt. 2000 stieg der Telekomkonzern Softbank ein, hält nun 34,4 Prozent der Anteile. 2005 folgte das Internet-Urgestein Yahoo, das 22,6 Prozent an dem Unternehmen hält. Gründer Jack Ma selbst hält 8,9 Prozent am Unternehmen.

"Wir haben die Art und Weise verändert, wie in China Handel betrieben wird", schreibt das Unternehmen in seinem Börsenprospekt. Und es will weiter wachsen. Erst Ende April hatte es 1,2 Milliarden Dollar in den Video-Anbieter Youku Tudou investiert, das chinesische Youtube-Pendant. Außerdem hält es Anteile am chinesischen Twitter-Pendant, Weibo.

Für die Investoren an der New Yorker Börse jedenfalls dürften das ideale Voraussetzungen für einen gelungenen Börsenstart sein. Der letzte große Börsengang, der von Facebook, war zwar mit allerlei Startschwierigkeiten versehen, doch inzwischen hat sich das Papier gefangen. Jack Ma hat übrigens schon Erfahrungen mit dem Parkett. 2007 ging Alibaba in Hongkong an die Börse. Wegen der einsetzenden weltweiten Finanzkrise musste das Unternehmen 2008 aber die Aktien zurückkaufen.

mit Agenturmaterial

(das)
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