Essen ThyssenKrupp bleibt auf Blohm+Voss sitzen

Essen · Ein halbes Jahr nach Amtsantritt muss der neue ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger seine erste Niederlage hinnehmen. Der längst eingeplante Verkauf der Traditionswerft Blohm+Voss ist auf der Zielgeraden überraschend gescheitert, wie der Konzern gestern mitteilte.

Zwei Jahre lang hatte ThyssenKrupp mit der arabischen Schiffbaugruppe Abu Dhabi Mar verhandelt. Der Verkauf galt als sicher. Nun bleibt ThyssenKrupp nicht nur auf der Traditionswerft sitzen, die zum Beispiel 1933 die "Gorch Fock" und 1937 die "Wilhelm Gustloff" gebaut hat, sondern muss zudem auch noch auf ein Joint Venture im militärischen Bereich verzichten: Mit Hilfe der Araber wollten die Essener Fregatten und Korvetten in den Nahen Osten und nach Nordafrika verkaufen. Dieses Projekt muss ThyssenKrupp nun vorerst alleine weiterverfolgen.

Der zuständige ThyssenKrupp-Vorstand Olaf Berlien begründete die überraschend geplatzten Verhandlungen mit den veränderten politischen Rahmenbedingungen im Nahen Osten. Der Rückschlag wiegt schwer, weil ThyssenKrupp über Abu Dhabi neue Märkte erschließen wollte. Mega-Jachten, wie der Konzern sie zuletzt in Hamburg für den russischen Oligarchen Roman Abramowitsch gebaut hatte, sollten über Abu Dhabi auch reiche Scheichs als Kunden gewinnen.

Unklar ist, wie sich der geplatzte Verkauf auf die 1400 Beschäftigten von Blohm+Voss auswirkt. Berlien kündigte an, den zivilen Bereich von Blohm+Voss innerhalb der nächsten anderthalb Jahre trotzdem zu verkaufen, und berichtete von frischen Verhandlungen mit einem anderen Interessenten. Der zivile Schiffsbau hatte im vergangenen Jahr Verluste eingefahren. Den militärischen Schiffsbau will ThyssenKrupp behalten. Auswirkungen auf die Gewinnprognose befürchtet der Konzern nach dem gescheiterten Verkauf nicht.

(RP)
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