Axel Weber geht zur UBS

Der frühere Bundesbankpräsident Weber galt als Top-Kandidat für die Spitze der Deutschen Bank – jetzt heuert er bei der Schweizer Großbank UBS an. Als Ergebnis droht nun ein Machtkampf in der Deutschen Bank.

FRANKFURT/M. Es wird Streit geben in der Deutschen Bank: Denn wieder mal ist es misslungen, rechtzeitig einen Nachfolger für den Vorstandsvorsitzenden Josef Ackermann zu engagieren. Der Favorit, der frühere Bundesbankpräsident Axel Weber, hat bei der Schweizer Großbank UBS eingeschlagen. Nächstes Jahr soll er Vizepräsident, 2013 dann Präsident des Verwaltungsrates werden. Das ist mehr als ein Aufsichtsrat, das ist ein vom Tagesgeschäft befreiter Chef.

Die Deutsche Bank hat nie bestätigt, mit Axel Weber als Ackermann-Nachfolger verhandelt zu haben. Deshalb sagt sie auch nichts zu seinem Wechsel in die Schweiz. Doch in der Bank scheint Entsetzen zu herrschen: Ackermann soll Axel Weber sehr geschätzt haben, natürlich sei er ein Kandidat gewesen, der Wunschkandidat, es sei "extrem bedauerlich", dass Weber nun bei der UBS zugesagt habe, hört man. An der Börse sieht man es auch so, dass die Schweizer eine gute Personalentscheidung getroffen haben. "Die UBS bekommt einen exzellenten Chef", sagte Robert Halver von der Baader Bank.

Die Lust an der Macht hatte Weber nicht verlassen, als er die EZB-Präsidentschaft ausschlug, bei der Bundesbank vorzeitig kündigte und das Bild des prinzipienfesten Geldpolitikers hinterließ. Für eine Zeit wollte er in die Wissenschaft, ein Jahr forschen in Amerika. Doch das wird nur eine Zwischenstation.

Bereits im ersten Jahr als UBS-Vizepräsident bekommt Weber 1,5 Millionen Franken plus 150 000 UBS-Aktien. Er wird den Konzern repräsentieren – kein Problem als früherer Chef der Bundesbank und Mitglied im EZB-Rat. Dass den schnellen Wechsel niemand auf der Rechnung hatte, meint Oliver Roth von Close Brothers Seydler, passe zu Weber: Er sei eben eigenwillig. Webers Entscheidung für die UBS sei "ein Rückschlag für die Deutsche Bank bei der Suche nach einem Nachfolger für Ackermann."

Das sieht die, nach allem, was man hört, auch so. Zuständig für die Personalsuche ist vor allem der Aufsichtsratsvorsitzende, Clemens Börsig. Der war schon vor zwei Jahren bei der Suche nach einem Nachfolger für Ackermann nur auf sich selbst gekommen, woraufhin Ackermann seinen Vertrag verlängert hatte. Spätestens seitdem darf das Verhältnis zwischen Aufsichtsrats- und Vorstandschef als zerrüttet gelten. Nun wird Börsig vorgehalten, zu lange gewartet und so Weber verschreckt zu haben "Man muss in solchen Dingen schnell handeln", lautet der Vorwurf an Börsig. Das Handelsblatt meldete gestern abend, Ackermann wolle nun Börsig als Aufsichtsratschef ablösen. Logisch weitergedacht, würde dann wohl der mächtige Chef des Investment-Banking, Anshu Jain, Vorstandschef, und Ackermann wäre als Oberaufseher der Repräsentant nach außen.

Für Weber hat der Wechsel zur UBS einen Vorteil: Er braucht noch die Genehmigung der Bundesbank, zum neuen Arbeitgeber gehen zu dürfen. Da er die UBS als Schweizer Haus nicht beaufsichtigte, dürfte die Erlaubnis kein Problem sein.

(RP)
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