Essen RAG-Stiftung: "Einstieg bei Thyssen ist rechtlich möglich"

Essen · Stiftungs-Chef Werner Müller besucht die SPD-Fraktion. Thyssen-Betriebsrat Willi Segerath zeigt Sympathie für die Stiftung als Eigner.

Die RAG-Stiftung hält eine Beteiligung am Industriekonzern ThyssenKrupp juristisch für unproblematisch. "Die Satzung der RAG-Stiftung würde eine Beteiligung grundsätzlich zulassen", sagte gestern eine Sprecherin der Stiftung. Allerdings betonte sie, es habe in dieser Angelegenheit keine Gespräche gegeben. Die Gerüchte um einen möglichen Einstieg der RAG-Stiftung bei ThyssenKrupp erhielten in dieser Woche neue Nahrung, als RAG-Stiftung-Chefs Werner Müller die SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag besuchte. Nach Angaben mehrerer Teilnehmer ging es bei dem Gespräch auch um Thyssen. Müller sagte, er schließe einen Einstieg bei Thyssen nicht aus.

Angesichts der schwierigen Lage des Konzerns schließt ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger eine Kapitalerhöhung nicht mehr aus. Sollte es dazu kommen, würde die Krupp-Stiftung als bislang größter Aktionär (aktueller Anteil: 25,33 Prozent) ihren maßgebenden Einfluss auf den Konzern wahrscheinlich einbüßen – es sei denn, sie würde weitere ThyssenKrupp-Aktien zukaufen. Dazu hat sie nach Einschätzung von Beobachtern aber nicht das Geld. Die Stiftung selbst und auch äußern sich zu dem Thema derzeit nicht.

Der Konzernbetriebsratschef von ThyssenKrupp, Willi Segerath, kommentierte einen möglichen Einstieg der RAG-Stiftung bei ThyssenKrupp gestern so: "Sollte eine Kapitalerhöhung aus wirtschaftlichen Gründen notwendig sein, lege ich Wert auf Anteilseigner, die nicht nur an einer kurzfristigen Rendite interessiert sind. Deshalb passt die RAG-Stiftung eher zu uns als eine Heuschrecke oder ein reiner Finanzinvestor."

Beim Einstieg eines Finanzinvestors befürchtet Segerath einen weiteren Abbau der 32 000 Arbeitsplätze, die der Konzern noch in NRW unterhält. Segerath: "Die können ja nichts anderes." Das wäre aber ein Fehler. "Die Schwäche am Stahlmarkt ist ja irgendwann auch wieder vorbei. Und dann brauchen wir die Mannschaft und die Kapazitäten, die wir jetzt noch haben." Außerdem erwarte er, dass auch im Falle einer neuen Aktionärsstruktur bei ThyssenKrupp "an der Mitbestimmung auf Augenhöhe" festgehalten werde.

Die Krupp-Stiftung gilt auch als Bollwerk gegen eine Übernahme von ThyssenKrupp. Wegen der milliardenschweren Fehlinvestitionen beim Bau von zwei Stahlwerken in Übersee ist der Aktienkurs des Unternehmens so stark gesunken, dass die Einzelteile wertvoller sind als der Börsenwert des Konzerns.

(RP)
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