Düsseldorf Naturkatastrophen: 93 Milliarden Euro Schaden

Düsseldorf · Der Rückversicherer Munich Re hat seine Schadenbilanz für 2014 vorgelegt. Die Zahl der Todesopfer hat deutlich zugenommen. Das weltweit teuerste Ereignis gemessen am Gesamtschaden war mit sieben Milliarden Dollar der Zyklon Hudhud, der im Oktober in Indien wütete.

Strom- und Handynetze, die über Tage hinweg nicht mehr funktionierten, extremer Wassermangel, weil die Pumpen in der Region nicht mehr funktionierten, eine stockende Lebensmittelversorgung, weil Lkw mit Nahrungsmitteln und Milch für Kinder wegen umgestürzter Bäume die Straßen nicht mehr befahren konten und liegenblieben - der Zyklon "Hudhud" hat im Oktober des vergangenen Jahres Indien erschüttert. Am Ende waren 84 Tote zu beklagen, der Sturm richtete einen Schaden von insgesamt sieben Milliarden Dollar an und war damit die teuerste Katastrophe des Jahres 2014. Sieben Milliarden von 110 Milliarden Dollar (rund 93 Millionen Euro) Gesamtschaden.

Die meisten Menschen in Indien sind indes auf ihren Schäden sitzengeblieben. Denn versichert waren dort nur rund 530 Millionen Euro. Die weltweit teuerste Naturkatastrophe für die Versicherungswirtschaft war ein Wintersturm in Japan, der versicherte Schäden von 3,1 Milliarden Dollar verursachte. Die Zahlen gehören zum Bericht des weltgrößten Rückversicherers Munich Re über die Naturkatastrophen 2014. Und auch wenn es angesichts Tausender Menschen, die bei Wirbelstürmen, Erdbeben oder Überschwemmungen starben, zunächst makaber klingt - die Bilanz der Munich Re fällt positiv aus. "Dass die Naturkatastrophen 2014 weniger Menschenleben gekostet haben, ist bei aller Tragik im Einzelfall eine gute Nachricht. Und diese Entwicklung ist nicht zufällig. Vielerorts funktionierten Frühwarnsysteme besser. Behörden brachten Menschen bei heraufziehenden Wetterkatastrophen konsequent in Sicherheit", erklärt Torsten Jeworrik, Vorstand der Munich Re.

Allerdings ist die Statistik aus seiner Sicht kein Grund für Euphorie: "Die in 2014 niedrigeren Schäden dürfen uns nicht in Sicherheit wiegen, denn insgesamt hat sich die Risikosituation nicht verändert." Es gebe keinen Anlass, für das laufende Jahr einen ähnlich gemäßigten Verlauf zu erwarten: "Eine Vorhersage für ein einzelnes Jahr ist nicht möglich", sagt Jeworrek.

Tatsächlich haben Geoforscher schon vor Jahren darauf hingewiesen, dass extreme Temperaturen rund um den Globus die Bilanz der Naturkatastrophen künftig stärker beeinflussen könnten - beispielsweise mehr Dürreperioden in Nordamerika, folgenschwere Wirbelstürme entlang der amerikanischen Ostküste, Hagelschläge und Stark-regen in Europa. Die Überschwemmungen dieses Jahres auf der britischen Insel und in Südosteuropa sowie das Sturmtief "Ela", das im Juni über Deutschland, Frankreich und Belgien tobte, sind deutliche Zeichen. In Deutschland allein verursachte "Ela" nach Angaben der Munich Re Schäden von rund 1,2 Milliarden Dollar (etwa 880 Millionen Euro), von denen etwa drei Viertel versichert gewesen sind. Viele mögen sich noch an die Stürme im Sommer erinnern und Hagelkörner mit einem Durchmesser bis zu zehn Zentimeter.

"Durch Gewitter bedingte Unwetter nehmen in verschiedenen Regionen wie etwa den USA und in Mitteleuropa nachweislich zu. Hagelschläge können extreme Schäden verursachen. Daher haben Maßnahmen zur Verringerung der Schadenanfälligkeit beispielsweise von Gebäuden größte Bedeutung", sagt Peter Höppe, Leiter der Georisikoforschung bei der Munich Re. Das kann in Deutschland beispielsweise bedeuten, dass Deiche verstärkt und andere Vorkehrungen gegen Hochwasser getroffen werden müssen. Natürlich kosten solche Maßnahmen viel Geld. Aber andernfalls könnten Versicherungsprämien in astronomische Höhen steigen.

(RP)
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