Abschied via Twitter Traoré verlässt Borussia nach sieben Jahren

Mönchengladbach · Dribbelkönig, modischer Vorreiter, Integrationsbeauftragter – Ibrahima Traoré ist bei Borussia in viele Rollen geschlüpft. Nach sieben Jahren endet seine Zeit im Verein. Sozial hatte der 33-Jährige eine enorme Bedeutung für den Kader, sportlich ging schon lang nur noch wenig.

Ibrahima Traoré im Porträt: Sieben Jahre bei Borussia Mönchengladbach
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Das ist Ibrahima Traoré

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Foto: Dirk Päffgen/Dirk Päffgen (dirk)

Das Spiel in Bremen war erst seit fünf Minuten beendet, da meldete sich Ibrahima Traoré via Twitter. „Danke für sieben herausragende Jahre“, schrieb der 33-Jährige. „Es ist Zeit, Abschied zu nehmen. Einmal Fohlen, immer Fohlen!“ Damit war klar, dass nicht nur zehn Jahre Borussia verloren gehen nach der Saison in Person von Oscar Wendt, sondern dass Traoré, der 2014 ablösefrei vom VfB Stuttgart gekommen war, 17 Jahre daraus macht.

Noch vor gut einer Woche hatte Manager Max Eberl gesagt: „Wir werden noch einmal mit ihm reden und dann sehen, was die Entscheidung ist.“ Auf der Pressekonferenz am Donnerstag hatte Trainer Marco Rose berichtet, dass Traoré angeschlagen sei, kein Wort jedoch zum bevorstehenden Abschied. Sein Vertrag läuft aus, eine Verlängerung hätte, nachdem Traoré zum Abschluss der Saison dreimal gar nicht im Kader gestanden hatte, doch überrascht. Nun also das „Au revoir!“ nicht durch die Hinter-, sondern durch die Twitter-Tür. Anschließend regnete es in den Antworten viele Herzen und auch weinende Emojis. Über mangelnde Beliebtheit konnte sich Traoré nicht beschweren.

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Sportlich spielte er indes schon länger keine Rolle mehr. Im ersten Jahr unter Marco Rose kam der Linksfuß auf 148 Bundesliga-Minuten, nachdem bis zum Ende der Transferperiode kein passender Abnehmer gefunden worden war, im zweiten auf 93. Jeweils ein Startelf-Einsatz pro Saison steht zu Buche. Der gebührende Abschied vor Fans im Borussia-Park blieb Traoré damit wie Wendt und wie vergangene Saison Raffael und Fabian Johnson verwehrt. Bei 99 Bundesligaspielen für Gladbach bleibt der Zähler des Guineers stehen.

Bei elf Toren im Borussia-Trikot denken die meisten Fans vermutlich zuerst an Traorés Joker-Siegtor bei Hertha BSC im Jahr 2015, das einen wichtigen Schritt zur erstmaligen Champions-League-Qualifikation bedeutete. Schwer zu bemessen, aber ohne Zweifel von enormer Bedeutung waren Traorés soziale Verdienste in Gladbach. Der „Integrationsbeauftragte“ war so etwas wie das inoffizielle Oberhaupt der „French Connection“ im Kader, Traorés Zuhause, wo seine Mutter mitunter für die halbe Mannschaft kochte, war das inoffizielle Hauptquartier. Er half Thorgan Hazard, Denis Zakaria oder Marcus Thuram, bei Borussia anzukommen, und kümmerte sich insbesondere um Dauer-Pechvogel Mamadou Doucouré. Unvergessen, wie er im Mai 2020 irgendwann den Ball ins Aus spielte, weil sein Kumpel bereits seit Minuten zum ersehnten Bundesliga-Debüt bereitstand.

Spaßvogel, „Integrationsbeauftragter“, Literatur-Freund, modischer Vorreiter, Freund des Präsidenten Guineas – auch wenn Traoré aufgrund von Verletzungen sicher nicht das Maximum herausholen konnte, wird man sich in Gladbach gerne erinnern an den Dribbler.

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