Im Alter von 85 Jahren: Filmemacher Michael Verhoeven gestorben
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Köln

Köln · Ein hörbares Raunen geht durch das Publikum, als Sabine Grobecker im Saal 210 des Kölner Landgerichts die Urteile gegen die vier ehemaligen Spitzenbanker von Sal. Oppenheim und den Immobilienunternehmer Josef Esch verliest. Ein Raunen, das signalisieren soll: Wir haben mehr erwartet als drei Freiheitsstrafen auf Bewährung, eine tatsächliche Haft- und eine Geldstrafe. Doch davon mag sich die Vorsitzende Richterin Grobecker nicht beirren lassen. Sie werde begründen, warum das Gericht so entschieden habe, "und dann wird es solche Reaktionen wie jetzt vielleicht auch nicht mehr geben".

Wirklich glimpflich kommen die Manager von einst auch nicht davon. Zum ersten Mal seit langer Zeit muss in Person von Friedrich Carl Jansen wieder ein Banker in Haft; gegen drei andere - Matthias Graf von Krockow, Christopher Freiherr von Oppenheim und Dieter Pfundt - wird wegen Untreue in zwei Fällen eine Freiheitsstrafe, wenn auch auf Bewährung verhängt. Pfundts Anwalt kündigte gestern bereits an, gegen dsa Urteil Revision einlegen zu wollen. Die Bewährung ändert nichts daran, dass jene, die einst den großen Geldadel repräsentierten, nun im Lebenslauf eine Vorstrafe stehen haben. Wie der frühere Bayern-Präsident Uli Hoeneß, der als Freigänger noch seine Haft verbüßt, wie Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff (das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig), wie der frühere IKB-Vorstandssprecher Stefan Ortseifen, den das Landgericht Düsseldorf im Juli 2010 zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe wegen Börsenkursmanipulation verurteilte. Und ein Urteil gegen derzeitige und frühere Spitzenmanager der Deutschen Bank steht ja noch aus.

Nach Angaben eines Gerichtssprechers müssen Krockow, Oppenheim und Pfundt auch je 300 000 Euro an gemeinnützige Organisationen zahlen. Auch die Banker spüren die Härte der Justiz. Das tut genauso weh wie einst das Urteil der Finanzaufsicht Bafin, das dem Management die Eignung zur Führung eines Geldhauses absprach. Bei dem, was Sabine Grobecker in ihrer Urteilsbegründung zusammenfasst, kann das so mancher Zuhörer im Saal gut nachvollziehen.

Die Banker schlugen beim maroden Handelskonzern KarstadtQuelle (später Arcandor) mehr als einmal die Warnungen aus Fachabteilungen in den Wind. Sie leiteten Kredite an die Großaktionärin Madeleine Schickedanz über eine von Immobilienpartner Josef Esch gegründete Firma, damit das Arcandor-Engagement nicht als Klumpenrisiko erschien. Sie wollten kurz vor dem Aus des Handelsriesen noch mal 50 Millionen Euro Kredit bewilligen, ohne dass sie dies von zusätzlichen Sicherheitsleistungen der Kredit-Großkundin Schickedanz für bereits gewährte Darlehen abhängig machten.

Alle anderen Banken hatten bei Arcandor offensichtlich rechtzeitig die Reißleine gezogen. "Keine Konsortialbank hat am Ende Verluste erlitten, nur Sal. Oppenheim", sagte Richterin Grobecker. Zusammen mit dem, was die Bank bei einem Immobilienprojekt in Frankfurt in den Sand gesetzt hat, hatte die Staatsanwaltschaft den entstandenen Schaden für Sal. Oppenheim auf mehr als 100 Millionen Euro beziffert. Am Main musste die Bank am Ende auf einen Komplex an der Bockenheimer Landstraße mehr als 50 Millionen Euro abschreiben. Viel zu viel Geld hatte Sal. Oppenheim dafür gezahlt, nachdem ihre damaligen Spitzenkräfte den Deal durchgewunken hatten - ohne Wertgutachten, ohne Prüfung der kalkulierten Mieten, ohne Information des Aktionärsausschusses. Dabei waren Krockow und Oppenheim zuvor selbst an einem Immobilienfonds beteiligt gewesen, der die Immobilie erworben und dessen Anteile die Bank übernommen hatte.

Jene Fachabteilungen bei Sal. Oppenheim, die die Sinnhaftigkeit des Kaufs intern prüfen sollten, fühlten sich vermutlich veräppelt, weil sie keine Infos bekamen, so dass sie zu dem Schluss kamen, sie sollten gar nicht prüfen, sondern nur noch abwickeln. "Keine Beratung, keine Diskussion, keine Information", stellte Grobecker fest.

(RP)
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