Herbstgutachten Institute senken Wachstumsprognose deutlich

Jetzt ist es amtlich: Nach Einschätzung der führenden Institute bricht das deutsche Wirtschaftswachstum ein.

In ihrem gemeinsamen Herbstgutachten prognostizieren die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in diesem Jahr ein Wachstum von nur noch 1,3 Prozent, wie sie am Donnerstag in Berlin mitteilten. Unsere Redaktion hatte bereits vorab von den pessimistischen Erwartungen berichtet.

Noch im Frühjahr hatten sie mit 1,9 Prozent Wachstum für den Herbst 2014 gerechnet. Auch ihre Prognose für das kommende Jahr korrigierten die Forscher von 2,0 auf 1,2 Prozent deutlich nach unten.

Die Konjunktur habe sich merklich abgekühlt, die Nachfrage aus dem In- und Ausland sei derzeit schwach, heißt es nun im am Donnerstag in Berlin vorgelegten Herbstgutachten. Im dritten Quartal habe die Wirtschaft sogar stagniert. Als Ursachen nennen die Ökonomen die internationalen Krisenherde, aber auch die Schwäche im Inland. Es trifft jetzt aber auch die deutschen Exporteure.

Im August brachen die Ausfuhren zum Vormonat um 5,8 Prozent ein. Das ist der stärkste Rückschlag seit gut fünfeinhalb Jahren, wie aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht.

Die Forscher empfehlen der Bundesregierung, die Wachstumskräfte zu stärken: mit einer Senkung der Abgabenbelastung und höheren Investitionen.

Die Weltwirtschaft wachse nur noch mit einem unerwartet mäßigen Tempo. Insbesondere der Euroraum befinde sich in einer Schwächephase. Die internationalen Krisenherde in Syrien und im Irak, aber auch der weiter schwelende russisch-ukrainische Konflikt trübten die Aussichten zusätzlich ein. "Aber auch die Binnennachfrage zeigt deutliche Zeichen von Schwäche", erklärten die Experten.

Das Konsumklima habe sich zuletzt verschlechtert. Auch die Unternehmensinvestitionen gingen im zweiten Quartal zurück. Wegen der Stagnation im zweiten Halbjahr werde die Auslastung der deutschen Wirtschaft sinken. Das hinterlässt auch Spuren auf dem Arbeitsmarkt: Der Beschäftigungsaufbau verlangsame sich.

Nach dem Auftragseinbruch in der Industrie bekommt auch die Exportwirtschaft die weltweiten Krisen deutlich zu spüren. "Das Zusammentreffen gleich mehrerer Krisenherde ist Sand im Getriebe einer prinzipiell auf Wachstum gepolten Weltwirtschaft", erklärte Anton F. Börner, Präsident des Außenhandelsverbands BGA. "Dies führt zu einer nachhaltigen Verunsicherung auf den Märkten und dementsprechend auch zu einem Ausbleiben von notwendigen Investitionen." Der jüngste Einbruch bei den Auftragseingängen lasse erwarten, "dass diese Belastungen auch in der zweiten Jahreshälfte ihre Spuren im Außenhandel hinterlassen werden", warnte Börner.

Die Gefahren für die Konjunktur im Euroraum sind nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) weiterhin immens. "Die Risiken für den Wirtschaftsausblick im Euro-Währungsgebiet sind nach wie vor abwärtsgerichtet", heißt es im EZB-Monatsbericht, der am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Für das Herbstgutachten hat die Bundesregierung die Institute Ifo aus München, DIW aus Berlin, RWI aus Essen sowie IWH aus Halle beauftragt. Die Studie wird jeweils im Frühjahr und im Herbst vorgelegt.

(AFP dpa)
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