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Düsseldorf Gewerkschaften drohen Eon mit langen Streiks

Düsseldorf · Die Tarifverhandlung ist gescheitert. Bei RWE wird weiter verhandelt. Immerhin gelang Eon vorzeitig der Abschluss seiner Verkäufe.

Dem größten deutschen Energiekonzern droht erstmal seit Jahren wieder ein Arbeitskampf. Nachdem gestern die Tarifverhandlungen gescheitert waren, wollen heute die Gewerkschaften IG BCE und Verdi über die Einleitung der Urabstimmung beraten. "Wenn Eon sich nicht bewegt, kann es ab Februar zu unbefristeten Streiks kommen", warnte IG BCE-Verhandlungsführer Holger Nieden "Die Arbeitgeber provozieren eine Auseinandersetzung, wie es sie lange nicht gab", erklärte Verdi-Verhandlungsführer Volker Stüber.

Die Gewerkschaften fordern für die 30 000 Eon-Beschäftigten in Deutschland eine Erhöhung der Löhne um 6,5 Prozent. Der Konzern und seine Töchter hatten zunächst 1,1 Prozent geboten und dieses Angebot gestern auf 1,7 Prozent (bei einer Laufzeit von einem Jahr) erhöht. Das Angebot liegt unter der erwarteten Inflationsrate, so dass den Eon-Beschäftigten eine Senkung der Reallöhne droht.

Der Konzern sieht das anders. "Unser Angebot stellt vor dem Hintergrund der angespannten Situation des Eon-Konzerns ein weit gehendes Entgegenkommen dar", erklärte ein Sprecher. Eon leidet unter den Folgen der Energiewende und baut 11 000 seiner weltweit 80 000 Arbeitsplätze ab. Die Gewerkschaften sollten nicht durch überzogene Forderungen die Erholung gefährden, so der Sprecher. Der Konzern gibt den Gewerkschaften die Schuld am Scheitern der Verhandlungen. Der Abbruch sei besonders bedauerlich, weil die Gehälter im Eon-Konzern "insgesamt auf einem guten Niveau" lägen und die Tarifabschlüsse der vergangenen Jahre sich im oberen Bereich der Abschlüsse in Deutschland bewegt hätten.

Auch bei RWE fordern die Gewerkschaften 6,5 Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten. Der Essener Konzern bietet zwei Mal eine Erhöhung von 1,5 Prozent an. Zudem verhandeln beide Seiten über eine Fortsetzung des Beschäftigungssicherungsvertrages, der Kündigungen ausschließt – umstritten ist, für wie lange. Die Verhandlungen laufen. Eine Eskalation wie bei Eon, wo die Stimmung zwischen Belegschaft und Management ohnehin angespannt ist, droht derzeit nicht.

Die Nachricht vom Scheitern der Tarifverhandlung überschattete auch die positive Nachricht, die Eon gestern vermelden konnte. Den Düsseldorfern gelang der Verkauf der Beteiligung am slowakischen Energieunternehmen Slovensk Plynárensk Priemysel. Der 24,5-prozentige Anteil geht für 1,3 Milliarden Euro an den tschechischen Wettbewerber Energeticky a Prumyslovy. Ein entsprechender Vertrag sei unterzeichnet worden, so Eon.

Damit erreichte Eon-Chef Johannes Teyssen früher als geplant sein Desinvestitionsziel. Der Branchenprimus, den noch Schulden von 35 Milliarden Euro drücken, hatte angekündigt, bis Ende des Jahres durch Verkäufe 15 Milliarden Euro zu erlösen. Dies hat Teyssen mit dem jüngsten Verkauf nun vorzeitig geschafft. Vor zwei Jahren hatte Eon für 3,4 Milliarden Euro seinen Anteil am russischen Gazprom-Konzern verkauft. Das Gasnetz ging 2012 für drei Milliarden an Finanzinvestoren, auch die Abfalltochter "Energy from waste" wurde verkauft.

Die Verkäufe verschaffen Eon Spielraum für Investitionen im Ausland und in den Ausbau des Ökostroms.

(RP)
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