Berlin Air Berlin streicht 900 Stellen bis Ende 2014

Berlin · Geschäftsführer Wolfgang Prock-Schauer will auch das Streckennetz und die Flotte ausdünnen.

Air Berlin hat einen Hang zu smarten Umschreibungen für harte Einschnitte: Vor anderthalb Jahren versuchte Hartmut Mehdorn als Chef der zweitgrößten deutschen Fluglinie, das angeschlagene Unternehmen mit dem Effizienz-Programm "Shape & Size" aus den roten Zahlen zu holen. Wolfgang Prock-Schauer, der den abgetretenen Mehdorn erst vor gut einer Woche als neuer Geschäftsführer beerbte, hat nun eine neue Strategie aufgelegt. "Lean & Smart" heißt sie und gehört zum Plan "Turbine": Auf zwei Jahre angelegt will das finanziell angeschlagene Unternehmen damit bis Ende 2014 insgesamt 900 Stellen streichen und so 400 Millionen Euro sparen. Alle Sparten des Unternehmens seien betroffen, hieß es in einer Mitteilung. Auch Entlassungen schloss Air Berlin nicht aus. Derzeit sei das Unternehmen dabei, Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern zu führen. Derzeit hat die Fluggsellschaft etwa 9300 Beschäftigte.

Die Gewerkschaft Verdi, in der das Bodenpersonal und die Flugbegleiter organisiert sind, vermutet harte Einschnitte besonders bei den Stellen in der Kabine und am Boden, der Technik und der Verwaltung. Die Unruhe unter den Mitarbeitern sei groß, sagte ein Verdi-Sprecher. Heute soll es in Düsseldorf eine Mitarbeiterversammlung geben, bei der auch über Auswirkungen auf den Standort gesprochen wird. Air Berlin will nach eigenen Angaben zwar sparen, den Kernmarkt – Deutschland, Österreich und die Schweiz – aber stärken und die Drehkreuze Berlin und Düsseldorf mit ihren Langstreckenverbindungen ausbauen. Gleichzeitig wird das Streckennetz in Europa ausgedünnt. Lediglich nach Mallorca will Air Berlin mehr Flüge anbieten. Die Flotte verkleinert sich von derzeit 158 auf 142 Maschinen.

Mit dem rigiden Sparkurs will der Konzern "eine dauerhaft wettbewerbsfähige Ergebnissituation" erreichen, heißt es. Das Unternehmen steckt seit Jahren in der Krise. Den letzten Nettogewinn machte es 2007. Im Jahr 2011 flogen zwar so viele Passagiere wie nie zuvor mit Air Berlin, doch mit 272 Millionen Euro Minus fuhr das Unternehmen im selben Jahr auch einen Rekordverlust ein. Neben den Folgen der Wirtschaftskrise machten ihm auch die Preise für Kerosin und die 2011 in Deutschland eingeführte Luftverkehrssteuer zu schaffen. In den vergangenen Monaten hatte sich die Lage für Air Berlin leicht verbessert: Im dritten Quartal 2012 verdiente der Lufthansa-Konkurrent mit 67 Millionen Euro mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Allerdings nur, weil Air Berlin für 185 Millionen die Mehrheit seines Vielfliegerprogramms an den arabischen Partner Etihad Airways verkaufte. Die Verluste aus dem ersten Halbjahr konnte die Fluggesellschaft damit jedoch nicht ausgleichen.

(RP)
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