Mobilität Kölner Bahnen bremsen Shuttle-Service mit Ford

Köln · Vor einem Jahr wurde bekannt, dass die Kölner KVB und der Autohersteller Ford über eine Kooperation nachdenken und eine Art rheinisches Moia planen. Und nun?

 Ein Elektrobus der KVB fährt durch Köln - ein Shuttle-Service hingegen noch nicht.

Ein Elektrobus der KVB fährt durch Köln - ein Shuttle-Service hingegen noch nicht.

Foto: dpa/Oliver Berg

Irgendwann haben sie bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) beschlossen, sich dem Tempo der Stadt anzupassen. In der Start-up-Hauptstadt sollte auch die Mobilität der Zukunft gestaltet werden. Seit ein paar Tagen gibt es „Jelbi“, eine App, mit der Kunden Fahrräder, Motorräder und Mietwagen buchen können. Über die App können sich Kunden für ihre Wege die praktischsten Verbindungen anzeigen lassen – egal mit welchem Verkehrsmittel. „Die Rolle der BVG wird es sein, die Mobilität der Zukunft zu orchestrieren“, beschreibt BVG-Chefin Sigrid Nikutta die Idee.

Davon ist man in Köln noch weit entfernt. Vor einem Jahr schien es immerhin, als würde auch die NRW-Gründerhauptstadt bei der Mobilität der Zukunft eine führende Rolle einnehmen wollen. Damals kündigten die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) an, gemeinsam mit dem Autobauer Ford an einem Kleinbussystem zu arbeiten, bei dem Kunden über eine App eine Fahrt buchen können. Die Busse, Modell Transit, sollten in abgelegenen Stadtteilen mit schlechter Schienenanbindung an Abendstunden und Wochenenden verkehren, so die Idee. In London, New York oder Chicago war das Shuttle-System Chariot von Ford bereits in Betrieb. Nun sollte es auch ins Rheinland kommen.

„Wir möchten ein solches On-Demand-Angebot so bald wie möglich realisieren“, sagte KVB-Chef Jürgen Fenske vor einigem Jahr.

Seitdem ist viel passiert: Fenske ist im Ruhestand und wurde durch Stefanie Haaks ersetzt. Gerichte ordneten zwischenzeitlich Fahrverbote für ältere Diesel an, um die Luftqualität zu verbessern. Der US-Fahrdienstvermittler Uber startete nach Düsseldorf auch in Köln und macht dort seitdem Bussen, Bahnen und Taxis Konkurrenz. Nur beim On-Demand-Angebot von Ford und KVB tut sich nichts. Man sei noch nicht viel weiter gekommen, teilte ein KVB-Sprecher auf Anfrage mit. Es liefen zwar Gespräche, über deren Inhalt man derzeit aber nichts sagen könne. Auch eine Ford-Sprecherin wollte sich zu den laufenden Verhandlungen nicht äußern.

Die öffentliche Zurückhaltung der KVB ist verständlich, denn angeblich ist sie es, die den Fortschritt blockiert. Es gebe bei dem Verkehrsbetrieb Vorbehalte, die Plattform selbst zu betreiben, sagt eine mit dem Vorgang vertraute Person. Auch innerhalb des Stadtrats gebe es Bedenken. Hintergrund ist, dass Ford zwar die technische Infrastruktur und die Fahrzeuge stellen würde, allerdings nicht als Betreiber auftreten will. Die Fahrer müssten demnach von der KVB gestellt werden – wo man angeblich jedoch das finanzielle Risiko scheut.

Angesichts jährlicher Millionen-Verluste verwundert das nicht. Doch für die Stadt wird die Zurückhaltung zum Dilemma. Einerseits drängen neue internationale Mobilitätsanbieter in die Städte, von denen die Kommunen finanziell aber kaum profitieren. Andererseits ist die Mobilitätswende auch mit viel Unsicherheit verbunden, welche Angebote sich durchsetzen, ist längst nicht klar. Das mussten sie auch in der Auto-Industrie feststellen. In den USA und England hat Ford sein Angebot Chariot bereits wieder eingestellt.

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