Familienkonzerne Henkel-Aktionäre kritisieren Kursschwäche

Düsseldorf · Die Dividende für 2018 liegt so hoch wie nie, doch die Aktionärsvertreter fordern noch mehr und bemängeln den Kursverfall. Der Vorstand zog eine Vorlage zurück.

 Henkel-Chef Hans Van Bylen und Aufsichtsrats-Chefin Simone Bagel-Trah bei der Hauptversammlung.

Henkel-Chef Hans Van Bylen und Aufsichtsrats-Chefin Simone Bagel-Trah bei der Hauptversammlung.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Ungewohnt deutlich haben die Henkel-Aktionäre den Vorstand auf der Hauptversammlung angegriffen. „Wir waren es bei Henkel gewohnt, dass die Sonne scheint“, sagte Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzverereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Jetzt ist eher Nebel zu sehen“. Es sei äußerst bedauerlich, dass die Aktie von ihrem Kurs in Höhe von 110 Euro vor einem Jahr auf nur 90 Euro gefallen sei. „Wir Aktionäre sind irritiert über den hohen Wertverlust“, ergänzte Hans-Martin Buhlmann, von der Vereinigung institutioneller Privatanleger. Der Vorstand habe Anfang 2018 eingeräumt, Logistikprobleme in den USA würden die Zahlen belasten, jetzt habe er im Januar niedrigere Gewinne für 2019 angekündigt, weil er künftig jedes Jahr 300 Millionen Euro mehr investieren wolle. Und der Aktionär Paul Petzelberger kritisierte, dass das Management die Zahlen zu positiv beleuchte, in dem es bevorzugt über von Sonderfaktoren bereinigte Gewinne oder Umsatzangaben spreche: „Das wäre so, als käme ein Schüler mit einer Fünf nach Hause, aber meint, es sei eine Vier, weil er ja beim Lernen gestört worden sei.“

Vorstandschef Hans Van Bylen räumte ein, auch er sei mit der Entwicklung des Aktienkurses unzufrieden. Aber Henkel sei „kerngesund“. Es sei angemessen, darauf hinzuweisen, wie insbesondere unerwartete Währungseinflüsse bei Henkel zu Buche schlagen. Denn ohne Abwertung vieler wichtiger Währungen gegenüber dem Euro hätte der Umsatz in 2018 rund 1,1 Milliarden Euro höher gelegen als wirklich hereinkam. Auch „stark steigende Material- und Rohstoffpreise“ hätten das Geschäft deutlich belastet.

Trotz vieler Zukäufe liege der Schuldenstand nur bei rund 2,9 Milliarden Euro, sagte Van Bylen. Jetzt sei wichtig, das Geschäft mit den höheren Ausgaben für Marketing und Digitalisierung voranzutreiben. Insgesamt investiere der Konzern künftig rund 400 Millionen Euro pro Jahr in die Digitaloffensive, sagte Finanzvorstand Carsten Knobel.

Dies helfe, den Umsatz pro Mitarbeiter weiter zu erhöhen und bis 2020 den digital erwirtschafteten Umsatz von zwei Milliarden Euro im Jahr 2016 auf vier Milliarden Euro zu erhöhen. Der Vorstand betonte, er halte an dem Ziel fest, den Umsatz organisch jedes Jahr um zwei bis vier Prozent zu erhöhen.

Unerwartet zogen Vorstand und Aufsichtsrat den Beschlussvorschlag zurück, sich eine Kapitalerhöhung in Höhe von bis zu 44 Millionen Vorzugsaktien genehmigen zu lassen, was knapp vier Milliarden Euro neues Eigenkapital hätte bringen können. „Das war eine revolutionäre Kehrtwende“, sagte Benner-Heinacher unserer Redaktion. Aktionärsschützer hatten kritisiert, dass durch die Kapitalerhöhung zwar große Zukäufe möglich wären, doch bezahlen würde nicht der Henkel-Clan, weil der überwiegend die Stammaktien mit Stimmrechten hält. Aufsichtsratschefin Simone Bagel-Trah kündigte nun Gespräche mit Aktionären über den Plan an.

Alle Aktionärssprecher begrüßten, dass der Düsseldorfer Familienkonzern künftig 30 bis 40 Prozent des Gewinnes statt 25 bis 35 Prozent als Dividende ausschütten will. Auch die Rekord-Dividende in Höhe von 1,85 Euro je Vorzugsaktie wurde gelobt.

Aber Benner-Heinacher verlangte mehr: „Eine Quote von 50 Prozent sollte möglich sein. Dann müsste die Auschüttung bei drei Euro je Papier liegen.“

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