Düsseldorf Lieferprobleme belasten Henkel

Düsseldorf · Die Aktie rutscht wegen schwacher Zahlen erneut ab. Denn der billige Dollar und Chaos in der US-Logistik drücken auf die Gewinne. Vorstandschef Hans Van Bylen und Finanzvorstand Carsten Knobel halten trotzdem an der Prognose fest.

Zumindest an einem Punkt war beste Stimmung gestern bei einer Telefonkonferenz zu den aktuellen Zahlen von Henkel: Finanzvorstand Carsten Knobel bedankte sich für Glückwünsche, weil der Fußballverein Fortuna Düsseldorf in die erste Bundesliga aufsteigt - er selbst ist stellvertretender Aufsichtsratschef und natürlich begeisterter Fan.

Ansonsten hatten der 48-jährige Betriebswirt und Vorstandschef Hans Van Bylen, 56, nicht nur Erfreuliches zu melden. Der Umsatz sank im ersten Quartal um 4,5 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum auf 4,8 Milliarden Euro. Entscheidender Grund ist die Schwäche einiger wichtiger Währungen, vor allem des US-Dollars, die zu einem - relativ gesehen - schwachen Geschäft (gerechnet in Euro) führen. Es habe 440 Millionen Euro gekostet, dass eine Reihe an Währungen schwächelte. In Prozent umgerechnet waren dies 8,6 Prozent. Hinzu kommt, dass Lieferprobleme in den USA dort zu einer Verkaufskrise führten - als Ergebnis rutschte der dortige Umsatz in den zwei Konsumgütersparten Waschmittel (Laundry & Home Care) sowie Haarpflege/Schönheitspflege (Beauty Care) um 6,5 Prozent ab.

Entsprechend schlecht schnitt auch die Aktie gestern ab: Das Papier rutschte um 1,5 Prozent auf 104 Euro ab. Im August hatte der Kurs des früheren Lieblingspapiers vieler Anleger noch bei fast 130 Euro gelegen. "Das ist schon enttäuschend", sagt Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapiere (DSW), "wir Aktionäre hoffen auf eine bessere Entwicklung."

Das Führungsduo versuchte dagegen, die eher positiven Trends zu beleuchten. Die Lieferprobleme in den USA seien behoben, erklärte der Vorstand, jetzt gehe es darum, auch wieder mehr bei Verkaufsaktionen großer Handelsketten in den Vereinigten Staaten berücksichtigt zu werden. Außerdem geht es dem dritten Unternehmensbereich des Konzerns, Adhesive Technogies (Klebstoffe und Klebstofflösungen) weiterhin exzellent: Hier stieg der Umsatz nach Herausrechnen aller Nebeneffekte um beachtliche 4,7 Prozent. Das ist wichtig, weil die Klebstoffe den halben Umsatz ausmachen.

Die bereinigte Umsatzrendite des ganzen Unternehmens verbesserte sich um 0,5 Prozentpunkte auf 17,4 Prozent.

Außerdem bekräftigten Van Bylen und Knobel, dass der Düsseldorfer Dax-Konzern seine Prognosen dieses Jahr einhalten werde: Der Umsatz bis Ende des Jahres solle um organisch zwei bis vier Prozent steigen. Dabei sollten die zwei Unternehmensbereiche Adhesive Technologies und Laundry & Home Care jeweils ein Plus in diesem Rahmen erreichen, für Beauty Care werden maximal zwei Prozent Plus angepeilt.

Außerdem machte Knobel klar, dass die Folgen der Dollar-Abwertung sich im Laufe des Jahres relativ abschwächen werden, weil der Euro im Laufe des vergangenen Jahres kontinuierlich an Stärke gewonnen habe. Das relativiere das Problem im Vergleich der Quartale sehr deutlich.

Gleichzeitig erläuterte der Vorstand, dass er weiter stark auf die Digitalisierung setzt. Man setze mehr auf den direkten Kunden, hieß es. Gerade in China und den USA würden immer mehr digitale Projekte gestartet. Es bleibe darum beim Ziel, bis zum Jahr 2020 den digital veranlassten Umsatz auf ungefähr vier Milliarden Euro zu verdoppeln.

Auf Nachfrage berichtete das Führungsteam, eine Summe von mehr als 200 Millionen Euro in ein Projekt investiert zu haben, bei dem es offensichtlich um gekaufte Technologie geht. Doch Details zu diesem Deal will die Henkel-Spitze noch nicht verraten.

(RP)
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