Drei Gewinnwarnungen in einem Jahr Bei Henkel knirscht es an einigen Stellen

Düsseldorf · Die Waschmittelsparte läuft gut, die andern Bereiche leiden an Umsatzproblemen. Aber der Konzern hat genug Geld für Investitionen.

 Henkel-Chef Hans Van Bylen bei der Hauptversammlung im April.

Henkel-Chef Hans Van Bylen bei der Hauptversammlung im April.

Foto: dpa/Ina Fassbender

Einen schlechteren Abgang kann ein Vorstandschef nur schwer haben. Hans Van Bylen (58), der zur Jahreswende Henkel verlässt, verkündete zuletzt, dass der Gewinn 2020 wohl niedriger ausfallen werde als bisher erwartet. Die Quittung der dritten Gewinnwarnung innerhalb eines Jahres kam am Freitag: Der Aktienkurs rutschte um weitere vier Prozent ab, nachdem er in den vergangenen drei Jahren bereits mehr als ein Fünftel verloren hatte Im Juni 2017 notierte das Papier bei fast 130 Euro, am Freitag waren es noch 90 Euro. „Das ist schon ein Trauerspiel“, sagt Jella Benner-Heinacher, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), „wir als Aktionäre sind sehr enttäuscht und erwarten mit der neuen Führung ab 2020 eine Wende.“

Henkel kämpft sehr mit Gegenwind. Der operative Gewinn wird 2020 bereinigt nur bei 15 Prozent vom Umsatz liegen. Erwartet worden waren 16,2 Prozent. 2017 und 2018 hatte dieser Wert sogar über 17 Prozent gelegen. „Keine gute Entwicklung“, sagt Benner-Heinacher, relaviert aber auch: „Bei aller Kritik, ein Sanierungsfall ist Henkel nicht.“

Die Lage ist durchwachsen. Richtig toll läuft aktuell nur der Traditionsbereich Wasch- und Reinigungsmittel- Der Umsatz legte im dritten Quartal um vier Prozent zu. Besonderer Lichtblick: Persil gewann mehr als zehn Prozent an Umsatz. In Europa und den USA kommen innovative Waschmittellösungen mit Kapseln immer besser an.

Doch das Vorzeigegeschäft kann nicht kaschieren, wo Henkel kämpfen muss: Das wichtige Geschäft mit Klebstoffen („Adhesive Technologies“) und das mit Kosmetika/Haarpflege verloren im abgelaufenen Quartal Umsatz. Nun sollen die Ausgaben für Marketing, Werbung und Digitalisierung weiter steigen, nachdem schon für 2019 höhere Budgets festgelegt worden waren. Das alles drückt auf das erwartete bereinigte Ergebnis pro Aktie: Es wird 2020 bei 5,45 Euro um bis zu neun Prozent niedriger liegen als erwartet (2018: sechs Euro).

Verheerend für Van Bylen: In dem im Sommer veröffentlichten Geschäftsbericht für 2018 verkündete er noch, er wolle das Ergebnis je Aktie pro Jahr „im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich“ steigern. „Van Bylen hat zu hohe Erwartungen geweckt“ sagt ein Insider, „darum musst er nun gehen.“ Am 1. Januar übernimmt der bisherige Finanzvorstand Carsten Knobel (50).

Bei allem Schwächen steht Henkel aber ziemlich stabil da. Die Schulden liegen mit 2,3 Milliarden Euro deutlich unter dem Wert der Zukäufe der vergangenen Jahre; Henkel hat sich also nicht bei Akquisitionen überhoben. Und: Trotz schwächerer Gewinne und Preiskampf bei vielen Produkten erwirtschaftete der Konzern in den ersten neun Monaten des Jahres einen freien Cash-Flow von 1,8 Milliarden Euro. Viel Geld, um Investitionen aus dem regulären Geschäft zu bezahlen. Auch der bereinigte Überschuss lag im gleichen Zeitraum bei 1,8 Milliarden Euro.

Was den Aktienkurs angeht: Der Börsenwert von Henkel liegt noch bei 39,4 Milliarden Euro. Pro Mitarbeiter ist der Konzern 743.000 Euro wert. Zum Vergleich: Die Deutsche Telekom hat viermal mehr Mitarbeiter aks Henkel, aber der Börsenwert ist mit 70 Milliarden Euro nicht einmal doppelt so hoch wie bei den Düsseldorfern.

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