Fußball international  Juristen halten Super League für rechtens

Düsseldorf · Aus Sicht von Kartellrechtlern behindern die internationalen Fußballverbände als Monopolisten den Wettbewerb. Derweil stürzt der Aktienkurs des italienischen Meisters Juventus Turin weiter ab.

 Tottenhaim-Fans: Wir sagen nein zur Super League

Tottenhaim-Fans: Wir sagen nein zur Super League

Foto: AP/Clive Rose

Man mag den Initiatoren der zumindest vorerst gescheiterten Super League Verrat am Fußball, Großmannssucht, Egoismus und Geldgier vorwerfen – rein rechtlich könnten sie sich nach Einschätzung von Experten relativ sicher sein, ihre Ideen auch gegen die Widerstände der internationalen Fußballverbände durchsetzen zu können. Vor einem Handelsgericht in Madrid ist es ihnen jedenfalls gelungen, eine Einstweilige Verfügung gegen den Weltfußballverband Fifa und das europäische Pendant Uefa zu erwirken. Inhalt dieser Verfügung: Sämtliche von den Verbänden angedrohten Sanktionen vom Ausschluss aus Wettbewerben bis zur Sperre einzelner Akteure wären verboten.

Nun bleibt es zweifelhaft, ob ein Handelsgericht in Spanien über die Teilnahmebedingungen an internationalen Wettbewerben befinden kann, die ein Sportverband ausrichtet. Aber zumindest stützt das Urteil die Einschätzung von Kartellrechtlern, die die Super League für rechtens halten. Aus ihrer Sicht ist die Vereinigung wettbewerbsrechtlich unbedenklich. Das klare Argument: Die Uefa und die Fifa sind Monopolisten, die zu verhindern suchen, dass ein Wettbewerber in den Markt eintritt. „Das ist ungefähr so, als wenn Amazon einem Händler damit drohen würde, ihn rauszuwerfen, weil er seine Waren auch auf anderen Plattformen anbietet“, sagt der erfahrene Münchener Kartellrechtler Mark.E. Orth.

Insgesamt soll sich die US-Bank J.P.Morgan mit dem Dutzend ursprünglich gründungswilliger Klubs auf ein Darlehen von fast vier Milliarden Euro verständigt haben, das mit den Medienrechten an den Spielen besichert werden sollte. Das heißt: Die Vereine hätten irgendwann mit Zins zurückzahlen müssen. Der amerikanische Finanzierungspartner bereut zwar offiziell ebenfalls: „Wir haben klar falsch eingeschätzt, wie dieses Geschäft von der breiten Fußballgemeinde beurteilt wird und wie es sie in der Zukunft betreffen könnte. Daraus werden wir lernen“, sagte ein Sprecher der Bank. Doch gilt dies vielen Experten als Beruhigungspille für die weltweite Fangemeinde.

Was die internationalen Finanzmärkte von der gescheiterten Aktion halten, lässt sich beispielsweise am Aktienkurs von Juventus Turin ablesen. Nach einem steilen Anstieg auf ein Halbjahres-Hoch stürzte der Kurs um mehr als zehn Prozent ab, nachdem die meisten Partner des noch amtierenden italienischen Meisters abgesprungen waren. Die Aktie war am Freitag nicht mal mehr 75 Cent wert, der gesamte Börsenwert beträgt noch etwas mehr als eine Milliarde Euro. Da tun 100 Millionen Euro Buchverlust schon weh.

Europas Fans dagegen atmen auf. Nach Zahlen, die die Beratungsgesellschaft Deloitte veröffentlicht hat, ist mehr als die Hälfte der Anhänger gegen eine Super League – einschließlich der Fans in Europas Top-Fünf-Ligen England, Spanien, Italien, Deutschland und Frankreich. Nur  jeder Vierte hat demnach das Projekt befürwortet, wie Deloitte mitteilt.

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