„Operation Aderlass“ Nada leitet Verfahren gegen Lehmann-Dolle ein

Berlin · Die "Operation Aderlass" zieht weiter ihre Kreise. Die Nationale Anti Doping Agentur Deutschland (Nada) leitete am Freitag ein sportrechtliches Disziplinarverfahren gegen den früheren Eisschnellläufer Robert Lehmann-Dolle ein.

 Bundespolizei im Zielbereich bei der Ski-WM.

Bundespolizei im Zielbereich bei der Ski-WM.

Foto: dpa/Matthias Schrader

er Doping-Skandal um den Erfurter Sportarzt Mark S. hat nun auch offiziell den deutschen Sport erreicht. Am Freitag teilte die Nationale Anti Doping Agentur Deutschland (Nada) mit, dass ein sportrechtliches Disziplinarverfahren vor dem Deutschen Sportschiedsgericht (DIS) gegen den ehemaligen Eisschnellläufer Robert Lehmann-Dolle wegen eines möglichen Verstoßes gegen Anti-Doping-Bestimmungen eingeleitet wurde. Zuvor hatte es bereits Medienberichte gegeben, die den 35-Jährigen belasteten.

Erkenntnisse bezüglich eines möglichen Dopingverstoßes Lehmann-Dolles in einem "sportrechtlich nicht rechtsverjährten Zeitraum vor 2015" habe die Nada aufgrund eines Whistleblower-Hinweises und in enger Zusammenarbeit mit der Schwerpunktstaatsanwaltschaft München I erhalten. Die daraufhin eingeleiteten Ermittlungen der Nada in den vergangenen Wochen verdichteten den Verdacht. Die Entscheidung über einen Verstoß gegen Anti-Doping-Bestimmungen trifft ein Schiedsgericht.

Die strafrechtlichen Ermittlungen der Schwerpunktstaatsanwaltschaft München I zur "Operation Aderlass" sind von dem sportrechtlichen Verfahren der Nada unabhängig. "Sollten sich weitere Erkenntnisse ergeben, die auf mögliche Verstöße gegen Anti-Doping-Bestimmungen hinweisen, wird die Nada auch diesen nachgehen und gegebenenfalls weitere Disziplinarverfahren einleiten", hieß es in einer Mitteilung.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) begrüßte die Einleitung des Verfahrens. "Es ist hilfreich und wichtig, dass die öffentlich gewordenen Vorwürfe nun konkret überprüft werden und durch das Verfahren gegebenenfalls die notwendigen Sanktionen ausgesprochen werden können", hieß es in einer Stellungnahme. Ferner erwarte der DOSB die Ergebnisse mit Interesse, da diese "für den gesamten Anti-Doping-Kampf von weitergehender Bedeutung sein können".

Die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft gab sich derweil zurückhaltend, betonte aber, dass sie "entschieden" zum Anti-Doping-Kampf stehe und der Nada "weiterhin jede erforderliche Unterstützung zukommen lassen" werde. Zum Inhalt des Verfahrens wollte der Verband aber keine weiteren Stellungnahmen abgeben.

Die ARD-Dopingredaktion hatte am 24. März berichtet, dass ein deutscher Eisschnellläufer und Olympia-Teilnehmer in den Doping-Skandal um den Erfurter Sportarzt Mark S. involviert sein soll. Der Sportler habe wiederholt sein Blut vom Erfurter Netzwerk manipulieren lassen, das während der Nordischen Ski-WM im österreichischen Seefeld Ende Februar in den Fokus der Ermittler geraten war.

Lehmann-Dolle nahm an den Olympischen Winterspielen 2006, 2010 und 2014 teil. Ein Weltcup-Sieg gelang dem Langstreckenspezialisten aus Berlin nicht.

Bereits am vergangenen Wochenende hatte der Olympiastützpunkt Berlin Konsequenzen gezogen und "einen derzeit dort Beschäftigten bis zur Aufklärung des Sachverhaltes von seinen Aufgaben freigestellt". Am Freitag erklärte der Olympiastützpunkt, man begrüße die Einleitung des Verfahrens.

"Wir führen selbst interne Untersuchungen durch und prüfen die Vorwürfe. Doping sowie die Tolerierung von Doping haben im Sport nichts zu suchen", hieß es in einer Mitteilung. Die Freistellung des Mitarbeiters werde bis zur Entscheidung des Deutschen Schiedsgerichtes andauern. "Diese Entscheidung wird gegebenenfalls Grundlage für weitere arbeitsrechtliche Maßnahmen sein", hieß es weiter.

SID fk ab kd cl

(lt/sid)
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