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Neues Tennis-Spektakel Laver Cup wird zur Gefahr für den Davis Cup

Düsseldorf · Der Laver Cup hat am Wochenende die Tennis-Fans begeistert. Der Team-Wettbewerb, bei dem Europa gegen den Rest der Welt gewann, könnte schnell zum Problem für den traditionsreichen, aber kriselnden Davis Cup werden.

Laver Cup 2017: Alexander Zverev triumphiert mit Team Europa
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Zverev triumphiert mit Team Europa

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Foto: afp, MC

Roger Federer, Rafael Nadal, Alexander Zverev und Co. genossen ihren Triumph in vollen Zügen. Siegestrunken schlürften sie Champagner aus dem Objekt der Begierde, dem Laver Cup, den sie zuvor in einem spannenden Wettstreit gewonnen hatten. Federer höchstpersönlich hatte am Sonntagabend gegen Nick Kyrgios die entscheidenden Punkte zum Sieg für Team Europa geholt. Sein Dauerrivale Nadal, diesmal Teamkollege, war ihm danach ungestüm um den Hals gefallen.

Eine große Show wurde den jeweils 17.000 Zuschauern in der drei Tage lang ausverkauften Arena in Prag geboten. Auch die Reaktionen der Fans, die die Matches am Fernseher oder via Stream verfolgten, war fast ausnahmslos positiv. Die Spieler nahmen den Wettbewerb, eigentlich nicht mehr als ein Showturnier, voll an. Kyrgios verdrückte nach seiner entscheidenden Niederlage gegen Federer sogar ein paar Tränen.

Der Laver Cup könnte als eine Art Ryder Cup des Tennis Potenzial haben, auch wenn das dem Internationalen Tennis-Verband ITF als Hüter über den Davis Cup nicht gefallen dürfte. Federer betont, "man sollte die Dinge nicht miteinander vergleichen. Der Laver Cup ist nicht gegen den Davis Cup und gegen die Tour, sondern fürs Tennis."

Davis Cup laufen die Stars weg

Doch so einfach ist es nicht. Der Davis Cup befindet sich seit Jahren in der Krise, seitdem die Topstars der Szene nur noch selten bei dem Länderwettstreit mitspielen. Mit verschiedenen Reformen versucht die ITF, den Wettbewerb wieder attraktiver zu machen: Ein fester Finalort, die Verkürzung der Matches auf zwei Gewinnsätze, weniger Verpflichtungen für die Spieler abseits des Platzes. Doch nicht alle Änderungen schafften es durch die Abstimmung.

Nach dem Erfolg der Laver-Cup-Premiere wurden Stimmen laut, die das neue Format auch als Blaupause für den Davis Cup empfehlen wollten. So habe die Regelung, dass am ersten Tag für ein gewonnenes Match ein Punkt, am zweiten Tag zwei und am dritten Tag drei Punkte vergeben werden, Spannung bis zum Ende garantiert. Das sei doch auch etwas für den Davis Cup, bei dem zu häufig am finalen Sonntag nur noch um die goldene Ananas gespielt wird, weil die Begegnung schon mit dem Doppel am Samstag entschieden wurde, hieß es. Doch dass manche Matches höher gewichtet werden als andere, um eine künstliche Spannung zu erzeugen, kann nicht im Interesse eines sportlich fairen Wettkampfs sein. Der Davis Cup ist eben kein Showturnier.

Eigentlich lässt sich der Erfolg des Laver Cups auch viel einfacher erklären. Wenn Federer ruft, dann kommen die Stars — zumal, wenn sie dafür auch noch fürstlich entlohnt werden. Und wenn die Stars kommen, dann kommen die Zuschauer. Besonders das schon im Vorfeld angekündigte Doppel von Federer und Nadal elektrisierte die Fans. Wäre die Veranstaltung auch so ein großer Erfolg geworden, hätten die zwei Granden des Sports nicht zugesagt? Zweifel sind angebracht.

Mehr als nur eine Exhibition?

Federer gehört mit seiner Agentur "Team 8" zu den Organisatoren. Der Schweizer erläuterte, er habe in erster Linie eine Plattform gesucht, um ein Wochenende lang den Tennissport zu feiern, herausgekommen sei eine Veranstaltung, die "super emotional" sei und "intensiv". Auch Nadal argumentierte, der Laver Cup, benannt nach Federers Idol Rod Laver, sei alles andere als eine "Exhibition". Er sei um 4 Uhr morgens aufgewacht, um ans Training zu denken — "und vor einer Exhibition trainiere ich nicht".

Ähnlich sah es Zverev. "Wir wollen alle gewinnen, wir sind alle komplett dabei, wir sehen es alle als echtes Turnier", sagte der Weltranglistenvierte. Das wichtige Spiel von Deutschland, das in Portugal auf Sand gegen den Abstieg kämpfte, hatte er sausen lassen. "Ich hätte eigentlich sehr gerne gespielt", sagte der 20-Jährige, "aber ich habe da ein paar Leute, mit denen ich arbeite, die hatten ein bisschen was dagegen."

Die Topstars der Szene klagen seit Jahren über einen zu straffen Turnierkalender. Der Davis Cup ist häufig mit weiten Reisen und einem plötzlichen Belagwechsel verbunden, da die Heimmannschaft aussuchen darf, ob auf Sand, Hartplatz oder Rasen gespielt wird. Sein Problem nach einer langen Zeit auf Rasen und Hartplatz sei, so Zverev, "dass ich dann in der ersten Woche auf Sand eigentlich nie gut spiele. Es wäre auf jeden Fall ein schwerer Wechsel gewesen." Nadal und Federer haben in diesem Jahr noch gar nicht im Davis Cup gespielt.

Der Laver Cup soll künftig immer zwei Wochen nach den US Open an wechselnden Schauplätzen ausgetragen werden. Für 2018 hat bereits Chicago die Gastgeberrolle übernommen. Vermutlich werden die Stars der Szene dann wieder Federers Lockruf folgen. Die Hüter des Davis Cup werden sich etwas einfallen lassen müssen.

Mit Agenturmaterial.

(areh)
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