US Open in New York Kohlschreiber siegt und verärgert die Fans

New York · Der goldene Mittelweg wäre für Philipp Kohlschreiber um ein Haar zur Sackgasse geworden: Zu guter Letzt landete der Augsburger doch noch auf der Siegerstraße und zog als einziger deutscher Spieler in die dritte Runde der US Open ein.

US Open 2012: Courts nach Regen überflutet
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"Das war eine extreme Kopfsache. Ich habe wie in Trance gespielt und muss mir selbst ein Kompliment machen. Denn ich hätte viel mehr mit mir hadern können", sagte der in New York an Position 19 gesetzte Kohlschreiber nach dem 6:7 (4:7), 6:3, 3:6, 6:2, 7:6 (7:4) im Fünfsatzkrimi gegen Benoit Paire.

Der Franzose war am Ende der 3:38-stündigen Partie allerdings nicht mehr der einzige Gegner des Deutschen, auch das Publikum machte es ihm schwer. Der Grund: Beim Stand von 4:2 im abschließenden Durchgang entschied sich Kohlschreiber, seinen Gegenüber am Netz regelrecht abzuschießen. "Ich wollte auf Nummer sicher gehen, deshalb habe ich durch die Mitte gespielt. Es war eben nicht der Tag, in dieser Situation auf einen Longline-Winner zu gehen", erklärte der 28-Jährige.

Pfiffe gegen Kohlschreiber

Der eigentliche Fauxpas war nach Meinung vieler Beobachter aber, dass sich "Kohli" für den Körpertreffer nicht umgehend bei Paire entschuldigte. "In so einem Moment geht eben nicht immer alles rein logisch von statten. Ich war in meiner eigenen Zone", sagte der Davis-Cup-Spieler entschuldigend, der fortan auch die neutralen Zuschauer auf dem proppevollen Court 13 gegen sich hatte — und ausgepfiffen wurde.

Dies ging offenbar nicht spurlos an Wimbledon-Viertelfinalist Kohlschreiber vorüber, denn nach einer 4:1-Führung lag er plötzlich mit Break zurück (5:6) und war nur noch zwei Punkte vom Ausscheiden entfernt. "Aber ich habe nicht gezweifelt", meinte der Weltranglisten-20., "und ich hatte mein Ziel, die dritte Runde, immer vor Augen."

Nach dem persönlichen Happyend folgte dann auch noch die Versöhnung mit dem Franzosen Paire. Erst kurz am Netz — und wenig später ein wenig umfangreicher bei einem Plausch in der Umkleidekabine.

Hüne Isner wartet

Nach der ganzen Aufregung dachte Kohlschreiber bereits an großartige Dinge. Genauer genommen an den nächsten Gegner, den 2,06-m-Hünen John Isner (USA/Nr. 9). Und an die Möglichkeit, gegen den Lokalmatadoren im größten Tennis-Stadion der Welt um den Einzug ins Achtelfinale spielen zu dürfen. "Ich habe hier noch nie auf dem Centre Court gespielt. John ist ganz klar der Favorit, er schlägt unglaublich gut auf", sagte Kohlschreiber. Angelique Kerber spielte als einzig verbliebene deutsche Spielerin im Feld am Samstagabend deutscher Zeit in Runde drei gegen Olga Gowortsowa (Weißrussland).

Ausgeschieden ist indes Cedrik-Marcel Stebe. Der Linkshänder aus Vaihingen/Enz verlor gegen den Qualifikanten Grega Zemlja (Slowenien) mit 4:6, 6:2, 4:6, 4:6 und muss weiter auf seinen ersten Drittrunden-Einzug bei einem Grand-Slam-Turnier warten. "Ich hatte Probleme mit meinem Gesäß, da hat ein Muskel zugemacht. Aber ich muss auch meine Fitness verbessern", meinte der 21-jährige Stebe selbstkritisch.

Kurzen Prozess machte die topgesetzte Wiktoria Asarenka beim 6:0, 6:1 gegen die Chinesin Jie Zheng. Die Weißrussin gewährte ihrer Kontrahentin im ersten Satz gerade einmal sieben Punkte. Sein Karriereende zögerte indes Publikumsliebling Andy Roddick noch etwas heraus. Einen Tag nach seiner Ankündigung, nach den US Open aufzuhören, gewann der Amerikaner in der zweiten Runde gegen den in Stuttgart geborenen Australier Bernard Tomic mit 6:3, 6:4, 6:0.

(sid)
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