Deutsche Gold-Hoffnung für Olympia Felix Neureuther nach Autounfall angeschlagen

München/Düsseldorf · Der Skifahrer ist bei Blitzeis mit dem Auto in eine Leitplanke gekracht und hat sich verletzt. Er reist erst heute nach Sotschi.

Felix Neureuther blickt bedröppelt drein. Er soll an diesem Mittag vor der Praxis von Doktor Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in der Münchner Innenstadt erklären, für was er selbst noch nicht wirklich eine Erklärung gefunden hat. Ein paar Stunden zuvor in der Nacht ist er nach eigenem Bekunden bei Blitzeis mit dem Auto auf der A95 zwischen Garmisch-Partenkirchen und München ins Schleudern geraten. Der Wagen krachte in die Leitplanke. Nach dem Unfall ist er weitergefahren, neben ihm saß seine Freundin, die Biathletin Miriam Gössner. Den geplanten Flug um 7 Uhr von München über Frankfurt nach Sotschi zu den Winterspielen muss Neureuther absagen. Sein Gepäck hat er da schon aufgegeben. Stattdessen lässt sich der Skirennfahrer, Goldhoffnung im Slalom, von Müller-Wohlfahrt untersuchen. Die Diagnose ist für einen Spitzensportler mit seinen Ambitionen ernüchternd: ein Schleudertrauma und eine Zerrung des Bandapparates im Nacken.

Neureuther versucht sich tapfer in einer Interpretation des medizinischen Bulletins. "Einem Start sollte nichts im Wege stehen", sagt er. "Mir geht es ganz gut so weit. Es ist Gott sei Dank sehr, sehr glimpflich ausgegangen." Er schiebt sich sein Batman-Käppi auf dem Kopf zurecht und erwähnt noch nebenbei, dass "zwei Rippen starke Prellungen abbekommen haben". Auch "Frau Gössner geht es gut", sagt der 29-Jährige. Die beiden sind seit einigen Monaten ein Paar. Die 23-Jährige ist bei den Olympischen Spielen nicht dabei, weil sie sich in der Vorbereitung im vergangenen Mai bei einem Radunfall schwer verletzte.

Beim Deutschen Skiverband (DSV) ist man betont defensiv, was Prognosen zum Genesungsverlauf von Neureuther angeht. Hinweise auf eine Knochen-Verletzung, teilte der Verband mit, hätten die Untersuchungen glücklicherweise nicht ergeben. Seinen ersten geplanten Olympia-Start hat Neureuther am 19. Februar (Riesenslalom). DSV-Cheftrainer Charly Waibel gibt indes zu bedenken: "Das Tückische an einem Schleudertrauma ist, dass sich die Folgen erst in den nächsten Tagen zeigen." Das bislang wohl wichtigste Rennen ist am 22. Februar — im Slalom zählt der Sohn von Rosi Mittermaier und Christian Neureuther zum engeren Kreis der Goldkandidaten.

"Wichtig ist, dass ihm offenbar nichts Schlimmeres passiert ist", sagt der deutsche Alpindirektor Wolfgang Maier. Ein Ausfall Neureuthers wäre für den Verband "eine mittlere Katastrophe", betont er, "er ist das Herzstück unserer Herren-Mannschaft". Um eine optimale Vorbereitung Neureuthers zu gewährleisten, hatte der DSV bereits dessen Physiotherapeuten Martin Auracher einfliegen lassen.

Auch die bayerische Justiz beschäftigt sich nun mit Neureuther. Die Inspektion in Weilheim bestätigte dem Sportinformationsdienst, dass Gössner nach dem Unfall die Polizei Garmisch-Partenkirchen über den Unfall informiert habe. Dennoch ermittelt die Staatsanwaltschaft München II wegen des "unerlaubten Verlassens einer Unfallstelle". Er hätte, wie vom Gesetz verlangt, bis zum Eintreffen der Polizei warten müssen.

(RP)
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