Winterspiele in Sotschi Shorttrackerin Seidel startet ihr Olympiamärchen

Sotschi · Am Samstag startet die 15 Jahre alte Shorttrackerin Anna Seidel bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi. Die Dresdnerin genießt ihre Zeit am Schwarzen Meer.

Das ist Anna Seidel
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Die Teamjacke der deutschen Olympia-Delegation wirkt bei Anna Seidel auch in der kleinsten Ausführung noch eine Nummer zu groß. Die Shorttrackerin ist das Leichtgewicht der Winterspiele, nur 43 kg bringt die zierliche Dresdnerin auf die Waage. Spricht die 15-Jährige über ihre Erlebnisse in Sotschi, gerät sie in jugendliches Schwärmen: "Es ist der Wahnsinn. Jeden Tag wache ich auf und denke, 'Oh Gott, es ist alles so riesig und cool'."

Am Samstag betritt Seidel im 1500-m-Wettbewerb erstmals olympisches Eis. Dann wird aus dem unbekümmerten Teenager mit einem Faible für Fotografie eine ehrgeizige Athletin - die sich in der körperbetonten Sportart durchaus zu wehren weiß. "Sie muss keinen Respekt zeigen. Wenn sie abruft, was sie drauf hat, bin ich zufrieden", sagte Bundestrainer Miroslaw Bojadschiew.

Die deutschen Medaillengewinner von Sotschi
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Die deutschen Medaillengewinner von Sotschi

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Foto: ap, TH MMA

Eine Ergebnisvorgabe gibt es für Seidel nicht, schon die Teilnahme an den Winterspielen am Schwarzen Meer ist ein Riesenerfolg. Wie einst Steven Bradbury bei seinem Wunder-Gold bei den Spielen 2002 in Salt Lake City oder die Chinesin Li Jianrou im 500-m-Finale von Sotschi profitierte Seidel in der Olympia-Qualifikation von Stürzen der Konkurrenz. "Am Anfang habe ich das alles wirklich nicht so realisiert", sagte Seidel, die als Kind schnell die Lust an der Leichtathletik verlor und zum Shorttrack wechselte, über ihren Sprung ins deutsche Olympia-Team.

In Sotschi wäre der Einzug in den zweiten Lauf eine Überraschung. "Mein Ziel ist schon, eine Runde weiterzukommen, sonst wäre ich hier falsch", sagte Seidel, die sich jedoch keinen Druck macht: "Ich gebe mein Bestes. Was dann herausspringt, ist nur noch Zusatz. Ich versuche es einfach zu genießen."

In vollen Zügen genossen hat sie bereits die Eröffnungsfeier. "Ich bin ganz vorne mitgelaufen und habe alles gesehen. Es war echt ein unbeschreibliches Gefühl", sagte Seidel, die ihre Freunde ganz alterstypisch auf dem Laufenden hält. Facebook, WhatsApp, Skype - Seidel beherrscht das Einmaleins der Neuen Medien.

Behutsam in Richtung Spitze

Der deutsche Verband schätzt sich glücklich über Seidels Erfolg. Langfristig soll sie sich zu einer Leistungsträgerin entwickeln, als eine Art "Franziska van Almsick des Shorttracks" will man sie aber nicht vermarkten und verheizen. "Wir wissen als Verband, dass Anna noch sehr jung ist. Wir müssen mit einer gewissen Vorsicht vorgehen und sie ein bisschen schützen", sagte Teamleiter Matthias Kulik.

Und so ist Anna Seidel in Sotschi stets in Begleitung des Bundestrainers oder eines Betreuers unterwegs. An ihrem Fazit ändert sich deshalb nichts: "Es ist so schön, hier zu sein."

(sid)
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