"Rakete" fehlgezündet Magnussens erster Goldtraum geplatzt

London · James Magnussen ist nach London gekommen, um der schnellste Schwimmer der Welt zu werden. Zum Auftakt mit der Staffel ging er aber erstmal unter.

Olympia 2012: die Splitter
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Foto: dpa, Ho

Wie ein geprügelter Hund verließ der hünenhafte James Magnussen das Aquatics Centre in London. Der 21-jährige Australier hatte sich für die olympischen Schwimmwettbewerbe viel vorgenommen, doch schon im ersten Finale einiges verloren. Überraschend, sensationell, kläglich scheiterte der Freistilsprinter im Staffelquartett als Vierter über 4x100 m an den goldenen Erwartungen einer ganzen Nation.

Ausgerechnet "die Rakete" Magnussen zündete nicht, aus der Heimat gab es deshalb schon mal reichlich Gegenwind. Seine Olympiakampagne sei "in Fetzen gerissen worden", lautete am Montag im Sydney Morning Herald das wenig schmeichelhafte Urteil über Magnussens Leistung, die er selbst nicht erklären konnte: "Es ist nicht in Worte zu fassen. Das ist meine erste richtig große Enttäuschung auf internationaler Ebene."

Der Plan des Weltmeisters, Weltjahresbesten und Topfavoriten war klar. Der schnellste Schwimmer der Welt wollte er werden, doch in der Staffel war er nicht mehr als einer von vielen. "Australien hat immer einen selbstbewussten James Magnussen gesehen. Am Sonntag sah man einen zebrochenen Mann, der wie betäubt ins Leere starrte und nicht mit der Niederlage umzugehen wusste", schrieb der Sydney Morning Herald, nachdem Magnussen als Startschwimmer für ihn erbärmliche 48,03 Sekunden vorgelegt hatte.

"Das ist das größte Desaster in unserer großartigen Schwimmgeschichte, die zurückgeht bis zur Goldmedaille von Fanny Durack 1912 in Stockholm", titelte der Sydney Daily Telegraph. Durack wurde vor 100 Jahren über 100 m Freistil erste Olympiasiegerin im Schwimmen: "Sie waren die größten der großen Favoriten, wurden aber regelrecht zerstört."

Gründe für das schwache Abschneiden? Fehlanzeige. "Ich habe fest daran geglaubt, dass ich ein schnelles Rennen schwimmen kann", sagte Magnussen. Nicht nur physisch hatte er sich intensiv auf seine ersten Sommerspiele vorbereitet: "Wir haben auch meine mentalen Fähigkeiten trainiert, um mit diesen Situationen umzugehen." Anscheinend nicht intensiv genug.

Den Erfolgsdruck hatte sich der Doppel-Weltmeister mit dem Spitznamen "The Missile" ("Die Rakete") selbst auferlegt. "Ich habe alles getan, um ihn zu kriegen. Ich bin sehr zuversichtlich", hatte er im Vorfeld auf die Frage nach seinen Ambitionen auf den Weltrekord geantwortet.

Bei 46,91 Sekunden steht die Marke des Brasilianers Cesar Cielo. Bei den australischen Trials im März schlug Magnussen nach 47,10 an. "Wenn ich ihn sehe, sehe ich eine neue Ära im Sprint", hatte der fünfmalige Olympiasieger Ian Thorpe noch am Tag der Olympia-Eröffnung gesagt.

Ob Magnussen zu früh in Topform war oder in der Staffel einfach nicht seinen besten Tag hatte, zeigt sich spätestens am Dienstag. Dann steht die Einzelkonkurrenz über 100 m an. 1968 war Michael Wenden auf der Königsstrecke der bisher letzte australische Olympiasieger.

(sid)
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