Bis 2009 spülte eine wahre Weltrekordflut die Aussagekraft von Bestzeiten im Schwimmsport fort. Der Weltverband FINA zog die Notbremse und verbot die leistungsfördernden Hightech-Anzüge Ende 2009. Es dauerte gerade einmal anderthalb Jahre bis zur nächsten Bestmarke im textilen Gewand. Ein Jahr nach den ersten beiden Weltrekorden bei der WM in Shanghai fallen nun auch bei Olympia die Bestmarken. Auch wenn es keine 25 Weltrekorde wie 2008 in Peking geben wird. Die Nachrichtenagentur dpa liefert dazu Fragen und Antworten.

Was ermöglichte bis 2009 die Weltrekordflut?

Durch immer weiter entwickelte Ganzkörperanzüge hatten die Schwimmer mehr Auftrieb und eine höhere Lage im Wasser, "wie auf einer Matratze", erklärte Britta Steffen einst. Durch die Komprimierung der Muskeln übersäuerten diese später. Rennen ohne Schmerzen fast bis zum Ziel waren so möglich.

Was hat sich seitdem geändert?

Statt Kunststoff tragen die Schwimmer nun wieder textile Materialien.Die Männer hautenge Shorts zwischen Nabel und Knie, die Frauen Anzüge mit freien Schultern. Somit haben die Frauen eine bessere Komprimierung und profitieren von der Bekleidung mehr als die Männer.Durch Einführung neuer Startblocks, ähnlich wie in der Leichtathletik, können sich die Athleten nun besser ins Wasser katapultieren. Hier wird Zeit gut gemacht.

Worin liegt der Grund für Weltrekorde ohne Hightech?

Trainer und Athleten verweisen unisono auf härteres Training. Paul Biedermann beispielsweise stärkte extrem seine Rumpfmuskulatur, die mit einem Anzug nicht so gefordert wurde wie jetzt. Zudem musste auch er an Gewicht verlieren, um ohne Anzug besser im Wasser zu liegen. Durch eine verbesserte Athletik ist der Geschwindigkeitsabfall zum Rennende nicht mehr so groß wie früher.

Geht das alles ohne Doping?

Das durch die Kontroversen um die Hightech-Anzüge zwischenzeitlich in den Hintergrund gedrängte Thema ist nun wieder mehr in den Fokus gerückt. Wenn eine 16-jährige Chinesin auf ihrer Schlussbahn schneller als Olympiasieger Ryan Lochte schwimmt, wirft das natürlich Fragen auf. Das Kontrollnetz gerade in der Sportart Schwimmen ist unterschiedlich engmaschig: In Deutschland sind regelmäßige Trainingskontrollen Alltag, anderswo sind sie eher vom Zufall oder von anderen Umständen abhängig.

Wie lange behalten Britta Steffen und Paul Biedermann ihre Weltrekorde?

Biedermann wird seinen Weltrekord über 400 Meter Freistil bald los sein, Chinas Sun Yang war in London nur um sieben Hundertstelsekunden drüber. Über die 200 Meter wirkte sich der Hightech-Anzug stärker aus, seine 1:42,00 Minuten dürften länger halten. Britta Steffens Rekorde über 50 und 100 Meter Freistil sollten zumindest das Olympia-Jahr 2012 überstehen.