WM 2014 Mustafi und Durm pushen sich gegenseitig

Santo Andre · Was sagt der Nationalmannschaftsneuling bei seinem ersten großen Medientermin? Er sagt: "Das ist eine Riesenerfahrung für mich. Ich bin froh, dabei zu sein." Oder: "Wir werden im Training alles geben." Das gehört einfach ins Wörterbuch für Anfänger beim Deutschen Fußball-Bund. Auch Shkodran Mustafi (22) und Erik Durm (22) zitierten gestern ausgiebig aus dieser Fibel. Es klang trotzdem glaubwürdig.

 Shkodran Mustafi (links) und Erik Durm in Santo Andre.

Shkodran Mustafi (links) und Erik Durm in Santo Andre.

Foto: dpa, nic

Die tüchtige Dosis Demut in den öffentlichen Redebeiträgen der beiden Nachwuchskräfte hat sicher mit dem Umstand zu tun, dass sie tatsächlich eher unerwartet auf den WM-Zug nach Brasilien gesprungen sind. Mustafi sogar in beinahe letzter Minute. Er war schon fast auf dem Weg in den Ibiza-Urlaub, als er mit einem Anruf des Bundestrainers ins Mannschaftsquartier und zum Abflug nach Brasilien umgeleitet wurde. "Der Anruf kam so überraschend, da konnte ich mir gar keine großen Gedanken mehr machen", erklärte er.

Mustafi wurde für Marco Reus nachgemeldet, der beim letzten Test gegen Armenien in Mainz mit einem Riss des Syndesmosebandes ausschied. Nicht jeder hatte damit gerechnet, dass Trainer Löw für den Angreifer einen Innenverteidiger ins Team holen würde. Aber das unterstreicht Löws neues Sicherheitsdenken.

Vorn hat er trotz Reus' Ausfall immer noch reichlich Auswahl, und weil er offenbar mit einer sehr defensiv aufgestellten Abwehr aus vier Innenverteidigern plant, braucht er dafür Ergänzungsspieler. Da war die Nominierung der Defensivkraft von Sampdoria Genua schon wieder folgerichtig, denn der Bundesligamarkt bot in dieser Hinsicht keine geeigneten Kandidaten mehr. Der Freiburger Matthias Ginter stand schließlich schon im Aufgebot.

Außenverteidiger Erik Durm stürmte in einer einzigen Bundesliga-Saison aus der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund vorbei an der BVB-Stammkraft Marcel Schmelzer ins Nationalmannschafts-Trikot. Und darüber wundert er sich selbst immer noch ein bisschen. "Es ist schade, dass Marcel nicht dabei ist", sagte er, "ich stehe täglich mit ihm auf dem Platz, er hat mich immer unterstützt, er ist fast ein Vorbild für mich." Bei Löw hat er dieses Vorbild überholt. Ansprüche auf Einsätze melden die beiden braven Burschen natürlich nicht an. Das passt einerseits nicht in die Gepflogenheiten des Verbands, in die beide in den Junioren-Nationalmannschaften und der U21 ausgiebig eingeweiht worden sind. Es passt andererseits auch nicht zum Platz in der Team-Hierarchie. Über die, hat Kapitän Philipp Lahm dieser Tage gesagt, werde immer noch auf dem Platz entschieden.

Da stehen die beiden jungen Männer einstweilen ziemlich weit hinten. Druck wollen sie den Etablierten allerdings schon machen. "Konkurrenzkampf ist gut, wir pushen uns gegenseitig", stellte Durm fest, "aber wir unterstützen jeden, der auf dem Platz steht. Es geht um den Erfolg." Mustafi ist ebenfalls im Teamgedanken erzogen. "Es geht nie um Einzelspieler, es zählt, als Mannschaft aufzutreten", betonte er, "wenn ich gebraucht werde, werde ich da sein." Und Durm umschrieb noch mal kurz das Motto, das sich der DFB von seinem Werbepartner Mercedes verpassen ließ: "Wir sind bereit - jede Sekunde."

"Bereit wie nie" heißt der offizielle Slogan. Wahrscheinlich steht er auch schon im Wörterbuch für Nationalmannschafts-Anfänger.

(RP)
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