MSV Duisburg Mit etwas Glück wäre mehr drin gewesen

Duisburg · Nach dem 1:1-Unentschieden gegen den Chemnitzer FC herrschen bei Fußball-Drittligist MSV Duisburg geteilte Meinungen über den Punktgewinn. Trainer Karsten Baumann sieht die Mannschaft im Liga-Alltag angekommen.

 Der Jubel nach dem 1:0-Führungstreffer von Kingsley Onuegbu brach abrupt ab, weil der Stürmer benommen am Boden liegen blieb. Für den 27-Jährigen ging es nach kurzer Behandlungspause aber weiter.

Der Jubel nach dem 1:0-Führungstreffer von Kingsley Onuegbu brach abrupt ab, weil der Stürmer benommen am Boden liegen blieb. Für den 27-Jährigen ging es nach kurzer Behandlungspause aber weiter.

Foto: christoph reichwein

Natürlich waren die Fans nach dem 1:1 (1:1) gegen den Chemnitzer FC nicht unzufrieden. Und nicht wenige wollten sich am Samstag mit dem MSV freuen. 14 368 Zuschauer in der Schauinsland-Reisen-Arena, das ist ein mehr als beachtlicher Sympathiewert für einen Drittligisten. Doch zu spüren war ebenfalls eine gewisse Unsicherheit auf den Rängen, wie viel Euphorie in das zweite Remis in Folge zu legen sei. Ober der MSV einen Punkt gewonnen oder zwei verloren hat, bleibt schwer zu sagen.

Zum vierten Mal in Folge blieb der MSV ohne Niederlage, zum vierten Mal in Folge traf Kingsley Onuegbu. Acht Punkte hat der Tabellenachte auf dem Konto. Aber war gegen Chemnitz nicht mehr drin als ein Unentschieden? Der "King" selbst sprach nach der Partie eine deutliche Sprache. "Ich pesönlich kann mit dem Punkt weniger gut leben", sagte der Siegtorschütze. Torhüter Michael Ratajczak schien das Unentschieden hingegen leichter zu verdauen. "Wir haben heute einfach zu wenig für die Punkte getan", erklärte der 31-Jährige und verwies darauf, dass "jedes Spiel für uns noch immer eine Art Vorbereitung ist."

Dennoch: Mit etwas Glück hätte der MSV auch als Sieger vom Platz gehen können. Bibiana Steinhaus pfiff irrtümlich den zweiten Treffer des MSV durch Onuegbu kurz vor der Pause wegen eines vermeintlichen Foulspiels zurück. "Es war ganz klar ein reguläres Tor, das belegen die Fernsehbilder", wollte sich Onugebu mit der Entscheidung nicht anfreunden. Überdies bestritt der Gegner nach der Gelb-Roten Karte gegen Thomas Birk die letzten sechs Minuten in Unterzahl.

Kapitän Branimir Bajic befand, dass das Remis okay sei, dass aber ein Sieg durchaus möglich und verdient gewesen wäre. Er selbst hatte mit einer Unaufmerksamkeit beim Ausgleich der Gäste per Freistoß und Kopfball von Benjamin Förster (41.) verhindert, dass es zum vollen Erfolg reichte. Der Kapitän nahm den Patzer ohne Schnörkel und Ausreden auf seine Kappe. Zum Sündenbock eignet er sich freilich nicht. Solche Schnitzer kommen vor. Das wird auch Kingsley Onuegbu bestätigen. Er profitierte von einer ähnlichen Unsortiertheit bei den Gästen, als er die weite Freistoßflanke von Pierre De Wit zur Führung nach 19 Minuten per Kopf ins Tor wuchtete.

Der Torkönig eignet sich dagegen nicht als einziger Held. Da war dann ebenfalls Michael Ratajczak, der mehr als einmal mit starken Paraden, Mut beim Herauslaufen und Übersicht im Strafraum mögliche Treffer der sehr klug agierenden Sachsen verhinderte.

Dies im Blick war die Geschäftsleitung bei der Einschätzung des Unentschiedens moderater. Ivo Grlic, der nach dem 1:1 in Leipzig noch harsch von der "schwächsten Saisonleistung" gesprochen hatte, befand am Samstag: "Mit einem solchen Ergebnis muss man auch mal leben können." Er verwies auf die knappe Vorbereitungszeit, die nun Spuren hinterlasse. In die gleiche Kerbe schlug Trainer Karsten Baumann: "Wir hatten nicht die Mittel, um uns gegen eine starke Chemnitzer Mannschaft entscheidend durchzusetzen. Die Spieler waren körperlich und mental einfach nicht frisch", so der Coach. "Es gab viele Situationen, die man hätte vorher lösen können, beispielsweise durch besseres Stellungsspiel."

Die Partie hätte durchaus verloren gehen können, sagte der Coach und erinnerte dabei an die gefährlichen Konter der Gäste. So wie in der 52. Spielminute als CFC-Stürmer Anton Fink allein aufs Tor der Hausherren zulief und Sascha Dum in letzter Sekunde rettete.

Dann prägte er einen Ausdruck, der die Dinge wohl am besten trifft: "Alltag in der Dritten Liga." Dort sind die Zebras nun angekommen. Das lodernde Feuer der ersten Spieltage ist heruntergebrannt, auch wenn der Einsatz des Teams vorbildlich bleibt. "Ich finde bewundernswert, wie die Mannschaft trotz aller Widrigkeiten daran glaubt, dass sie das Spiel gewinnen kann, dass sie immer wieder anrennt, auch wenn sie eigentlich nicht mehr kann", so Baumann.

Gegen Chemnitz, das bislang vor allem auswärts seine Qualitäten zeigte, behauptete sich der MSV. Wie hätte man sonst nach den verlorenen beiden Punkten fragen dürfen. Der Coach hatte seine Elf mit einer neuen Ordnung versehen. "Wir haben im 4-1-4-1 agiert — mit Kevin Wolze und Pierre De Wit in der Mitte. Wir wollten mit schnellem Passspiel und kurzen Kombinationen Druck auf den Gegner ausüben", erklärte Baumann, der eingestand, dass dieses Experiment zumindest gegen Chemnitz gescheitert sei.

Pierre De Wit, lange sehr gut bewacht, konnte nur selten zündende Ideen beisteuern. Wolze blieb blass. Die Außen blieben flügellahm, auch weil Patrick Zoundi sich auf links kaum durchsetzen konnte. Zudem hatte die Abwehr Mühe, bei den schnellen Gegenstößen der Gäste die Reihen geschlossen zu halten.

So bekam Michael Ratjczak mehr zu tun, als sich ein Trainer wünschen konnte. Die Stellschrauben müssen nachgezogen werden. Das gehört in den Bereich Alltagssorgen eines Trainers, der eine Grundordnung hergestellt hat und nun mit den Feinarbeiten beginnt. Zur Normalität gehört dann auch die Einschätzung des Spiels: Mit dem Punkt kann man leben — feiern muss man ihn nicht.

(kew)
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