Röttgermann in der Kritik Wieder Lügenvorwurf gegen Fortuna-Chef

Düsseldorf · Der Gegenwind für Fortunas Vorstandschef wird immer schärfer. Der Aufsichtsrat berät Konsequenzen für Thomas Röttgermann.

 Thomas Röttgermann.

Thomas Röttgermann.

Foto: Falk Janning

Die Vorwürfe gegen Thomas Röttgermann reißen nicht ab. Erneut ist es ein Artikel des „Spiegel“, der den Vorstandsvorsitzenden von Fußball-Bundesligist Fortuna Düsseldorf belastet. Das Magazin zitiert online aus weiteren Mails des 58-Jährigen und unterstellt ihm, den Aufsichtsrat und seinen Vorsitzenden Reinhold Ernst belogen zu haben. „Wir arbeiten aktuell intensiv an der Aufklärung der Vorgänge und möchten zeitnah zu einem Abschluss kommen“, sagt Ernst. Röttgermann wollte sich auf Anfrage nicht äußern. Fortuna hat nun auch Medienanwalt Christian Schertz ins Boot geholt und behält sich presserechtliche Schritte vor.

Das „Handelsblatt“ und der „Spiegel“ hatten dem Vorstandschef in Artikeln Vetternwirtschaft, Schönfärberei und Falschaussagen vorgeworfen. Es geht unter anderem um eine App-Idee, die Röttgermann mit zwei Geschäftspartnern – Felix Welling (VfL Wolfsburg) und Ingo Schiller (Hertha BSC) – vor seinem Amtsantritt in Düsseldorf im April vorangetrieben hatte und eventuell auch danach weiter verfolgte – ohne das mit Fortunas Aufsichtsrat abzustimmen.

In diesem Zusammenhang wurde auch enthüllt, dass Röttgermann seinen Ex-Kollegen Welling zum neuen Jahr bei Fortuna als Marketingdirektor eingestellt hat. Zudem ging es um Aussagen zum Transfer von Benito Raman von Fortuna zu Schalke 04. Röttgermann sprach wiederholt von „13 Millionen Euro plus“ Einnahmen. Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider sagte am Sonntag: „Was sich Röttgermann da erlaubt, ist ohne Worte. Wie man sich so über eine Vertraulichkeitsklausel hinwegsetzen kann, irritiert mich und den ganzen FC Schalke total. Darüber hinaus sagt er die Unwahrheit. Er suggeriert Zahlen, die nicht da sind.“

Nun geht die Posse weiter. Es gibt einen neuen Lügenvorwurf. Bei „Spiegel Online“ heißt es, Röttgermann soll am 14. September an Ernst per E-Mail geschrieben haben: „Ich habe mir zwischenzeitlich die (auch vorübergehend gelöschten [...]) Mails angeschaut. Neben den bereits zitierten und veröffentlichten Mails liegen keine Mails vor, die ich […] abgeschickt oder erhalten hätte.“ Abschließend soll er Ernst angeboten haben, er könne „zum Sachverhalt auch eine entsprechende eidesstattliche Erklärung abgeben“.

Zuvor hatte Röttgermann – so auch die Informationen unserer Redaktion – am 7. September nach Bekanntwerden der App-Affäre vor dem Aufsichtsrat abgestritten, seit April operativ an der App-Idee mitzuarbeiten. Er habe  nur noch eine vermittelnde Funktion eingenommen. Zudem habe er in Panik alle Mails gelöscht.

Dem „Spiegel“ sollen jetzt zusätzliche Mails vom 20. August und vom 2. September vorliegen, in denen Röttgermann mit Felix Welling in Sachen „MySport“-App korrespondierte. Die Inhalte des Mailverkehrs sollen eine operative Einmischung nahelegen. Das „Handelsblatt“ hatte zuvor auf zwei Mails vom 2. Juni und vom 27. Juli Bezug genommen.

Röttgermann selbst hatte sich am Sonntag im RP-Interview verteidigt und eine Verschwörungstheorie offenbart:  „Es gibt Büchsenspanner, Menschen, die im Gebüsch sitzen, größere Ziele verfolgen und damit Fortuna schaden wollen. Es wird durch Instrumentalisierung ein Bild gezeichnet, das so nicht stimmt. Da ist jemand an Informationen gekommen und hat offensichtlich gedacht: Das reicht, um die oder die handelnde Person nachhaltig zu beschädigen. Ich habe den Verdacht, daraufhin wurde es zu einer journalistischen Auftragsarbeit.“

Der Aufsichtsrat will das Thema „MySport“-App nun tiefgreifend recherchieren und auch das Krisenmanagement des Vorstandchefs untersuchen. Ob es mit Röttgermann weitergehen wird, ist derzeit völlig offen. Zudem wird weiter untersucht, wer die internen Dokumente weitergegeben hat.

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